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Reportage aus Slowjansk in der Ostukraine

Fernsehen
ORFIII
Berichte Ukraine

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Ljena, Pensionistin in Slowjansk

Insert2: Irina: Chefköchin der Sozialküche in Slowjansk

Insert3: Kolja, Flüchtling aus Donezk

Insert4: Kolja, Flüchtling aus Donezk

Insert5: Vadim Ljah, Leiter der Militär-Zivilen Verwaltung von Slowjansk

Insert6: Halina, Bewohnerin von Slowjansk

Gesamtlänge: 4’02

Slowjansk ist bisher von massiven Zerstörungen verschon geblieben; trotzdem zeigen die getroffenen Häuser, wie schrecklich der Krieg ist. In diesem Gebäude starben vor etwa einer Woche 15 Bewohner durch russischen Beschuss. Glück im Unglück hatte das Haus gegenüber; nur Fenster gingen zu Bruch; die Nachbarin ist auf dem Weg zum Einkaufen. Wie ist die Versorgung?

3'41'4 - Lebensmittel ja aber Geld und Nerven - 4'10'3
"Kaufen kann man fast alles, doch das Geld reicht nicht. Aber man verteilt humanitäre Hilfe; auch ich bin auf der Liste. Ich warte ab; sollte der Beschuss noch stärker werden, muss ich mich wieder evakuieren lassen. "

Ljena hat nur 60 Euro Pension im Monat; die Stadt finanziert eine Gratis-Küche. 250 Personen können sich täglich zu Mittag sattessen; Gäste sind Bewohner aller Altersgruppen

1'43'5 - Menü und Huhn - 1'59'0
"Wir haben jeden Tag ein Menü; die Beilagen ändern sich, Nudeln, Reis und so weiter, doch das Händel als Hauptspeise bleibt immer gleich."

Als Ort dient eine Schule; wegen des Krieges findet Unterricht nur online statt; etwa 5000 Kinder sind noch in der Stadt, ein Zehntel der derzeitigen Bewohner; vor dem Krieg waren es 100.000. Das Zentrum wirkt verwaist. Als die Sirene ertönt, bricht keinerlei Hektik aus;

20230427Kolja vox pops Slavjansk, Aus Donezk,
13'8 - Warum wird Alarm ignoriert - 47'1
"Als 2014 alles begann haben die Leute Angst gehabt; doch, wenn jetzt ein Beschuss erfolgt, dann kommt der Fliegeralarm oft zu spät. Was soll ich außerdem im Stadtzentrum machen, da gibt es keinen Luftschutzkeller."

Kolja stammt ursprünglich aus Donezk; hat er noch Verwandte dort?

2'00'7 - Cousine in Donezk und Abbruch Reden - 2'43'9
"Meine Cousine lebt in Donezk; sie unterstützt Russland; ich habe aufgehört mit ihr zu reden. Sie sagt, dass die Ukrainer Donezk bereits acht Jahre bombardiert haben. Doch das stimmt nicht. Schauen sie doch, was die Russen mit Bachmut gemacht haben! Donezk ist heil geblieben: ja, da wurden Häuser zerstört, aber Donezk blieb ganz, das ist gleich wie in Slowjansk."

 

Dieser provisorische Schutzraum steht bei einer Bushaltestelle; ob und wie oft er genutzt wird, lässt sich nicht ermitteln. Aufgestellt hat ihn die Stadtverwaltung. Sie ist jedenfalls bemüht, das Leben von Slowjansk so reibungslos wie möglich zu gestalten; auch die Infrastruktur wird nicht vernachlässigt; so weit wie möglich werden auch Kriegsschäden beseitigt:

10'41`7 - Wiederaufbau zweischneidig - 11'02'5
"Auch im Vorjahr haben wir alles wiederaufgebaut; doch das eine zweischneidige Sache; einerseits muss man die Bewohner aufrufen, die Stadt zu verlassen; aber wenn man all diese Dienstleistungen erneuert, dann bleiben sie. Denn wenn es Wasser und alles andere gibt, wohin sollen sie dann fahren."

Danieder liegt kriegsbedingt die Wirtschaft; produziert wird de facto nichts; in einer derartigen Lage haben es behinderte Menschen noch viel schwerer. Halina kommt auf mich zu und bittet, dass ich eine Foto für ihren Enkel mache, der nun in Polen lebt. Warum ist sie in Slowjansk geblieben?

122'7 - Warum geblieben - 1'30'3 ..... 2'13'4 - 2'23
"Wohin sollte ich? Ich werde von niemandem gebraucht." ...
"Viel haben die Stadt verlassen, doch alle kommen wieder zurück. Wohnungen und das Leben sind teuer, auch dort ist das Leben nicht süß."

Diese Erkenntnis ist auch ein Grund, warum viele Bewohner so rasch wie möglich zurückkommen, wenn es das Kriegsgeschehen zulässt.
Zu bewundern sind die Mitarbeiter des Magistrats, die auch in diesen Zeiten, auf die Pflege der Grünanlagen nicht vergessen.
Wie sagte doch Martin Luther: Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.

 

 

20230427 Irina kuhinja besplatna interview Slavjansk

Jeden Tag Hühnchen, jeden Tag 250 Personen, Ausspeisung kostenlos, jeder kann kommen, teilweise wird das Essen auch mitgenommen,
Finanziert von der Stadt und Spenden, Menschen aller Altersgruppen,

1'43'5 - Menü und Huhn - 1'59'0
"Wir haben jeden Tag ein Menü; die Beilagen ändern sich, Nudeln, Reis und so weiter, doch das Händel als Hauptspeise bleibt immer gleich: das ist der unveränderbare Teil."

20230427 Halina vox pops Slavjansk
Bittet um ein Foto, weggefahren, OK, vor Strauch
Polen gefahren, ältere blieb in der Ukraine, der ältere lebt in der Ukraine aber in einer anderen Stadt

122'7 - Warum geblieben - 1'30'3 ..... 2'13'4 - 2'23
"Wohin sollte ich? Ich werde von niemandem gebraucht." ...
"Viel haben die Stadt verlassen, doch alle kommen wieder zurück. Wohnungen und das Leben sind teuer, auch dort ist das Leben nicht süß."

 

20230427Kolja vox pops Slavjansk, Aus Donezk,
13'8 - Warum wird Alarm ignoriert - 47'1
"Als 2014 alles begann haben die Leute Angst gehabt; doch, wenn jetzt ein Beschuss erfolgt, dann kommt der Fliegeralarm zu spät, erst danach. Was soll ich außerdem im Stadtzentrum machen, da gibt es keinen Luftschutzkeller; und sollte der getroffen werden, wie kommt man dann heraus?"

2'00'7 - Cousine in Donezk und Abbruch Reden - 2'43'9
"Meine Cousine lebt in Donezk; sie unterstützt Russland; ich habe aufgehört mit ihr zu reden. Sie sagt, dass die Ukrainer Donezk bereits acht Jahre bombardiert haben. Doch das stimmt nicht. Schauen sie doch, was die Russen mit Bachmut gemacht haben! Donezk ist heil geblieben: ja, da wurden Häuser zerstört, aber Donezk blieb ganz, das ist gleich wie in Slowjansk."

3'13'2 - Keine Arbeit alles zu - 3'22'7
Ich arbeite nicht, weil es derzeit keine Arbeit gibt. Nur die Geschäfte haben geöffnet, aber keine Unternehmen."

3'31'8 - Warum geblieben - 3'44'6
"Meine behinderte Frau habe ich in den Westen der Ukraine evakuiert; aber ich bin geblieben. Ich muss auf das Haus aufpassen, gerade in Zeiten wie diesen, kann man ihn nicht allein lassen."

 

20230427 Ljena vox pops Slavjansk
Kam gerade zurück als Beschuss erfolgte, dachte, letztes Stündlein habe geschlagen, Druckwelle, Fenster zu Bruch,
dort 15 Tote, Vater und seine zweijährige Tochter

1'13'9 -waren hier Soldaten in der Nähe? - 1'19'2
"Nein hier waren überhaupt keine, nicht einmal in der Nähe!"

1'26'8 - Bereits Rückkehrer - 2'03'7 - 2'22'8
"Bewohner kehren bereits zurück, so auch ich; das Leben ist einfach zu teuer; hinzukam, dass ich meine Großmutter in Kirowograd betreut habe, die dann gestorben ist. Ihre Wohnung hätte umgerechnet 200 Euro plus Nebenkosten ausgemacht. Das hätte ich nie bezahlen können - mit meiner Pension von etwa 60 Euro."

2500 Griwna, Pension, etwa 60 Euro,
Drei Zimmer-Wohnung, 8000 Griwna inklusive Nebenkosten, 200 Euro,
Ein Zimmer hätte 50 Euro gekostet,
Tocher in Polen, Enkel bliebt im Oblast von Kirovograd,
Gotte sei Dank bin ich zurück, Fenster bereits repariert,

3'41'4 - Lebensmittel ja aber Geld und Nerven - 4'10'3
"Kaufen kann man fast alles, die Geschäfte sind voll, doch das Geld reicht nicht. Aber man verteilt humanitäre Hilfe; auch ich bin auf der Liste. Ich warte ab; sollte der Beschuss noch stärker werden, muss ich mich wieder irgendwohin evakuieren lassen. Alle Krankheiten kommen von den Nerven, sagt man."

20230427 Vadim Ljah, Leiter der Militär-Zivilen Verwaltung in Slowjansk , geboren in Odessa, 50 Jahre alt, in den 90iger Jahren nach Slowjansk,

Zu Kriegsbeginn 100.000 EW, dann Abwanderung und ...

1'48'4 "Schlimmste Zeit" - 2'37'8
"Die schlimmste Zeit war im Sommer des Vorjahres, als die Stadt schon beinahe umzingelt war. Da waren Front und Feind nur mehr 10 Kilometer entfernt. Da blieben in der Stadt nur 20.000 Personen, das war die geringste Zahl. Dann hatten unsere Streitkräfte Erfolg und befreite einige Städte und Ort im Landkreis von Charkiw; da kehrten dann viele Bewohner zurück, und zwar etwa 30.000. Somit haben wir nun etwa 50.000 Einwohner oder die Hälfte gegenüber der Zeit vor dem Krieg. Doch jetzt hat der Beschuss wieder zugenommen, und wir haben die Bewohner wieder aufgefordert, die Stadt zu verlassen; das haben binnen 14 Tagen etwa 1000 getan."
25 Km Front entfernt, davor 10 Kilometer, daher grundlegende Infrastruktur funktioniert, schlimmste Zeit vor einem halben Jahr,

3'30'7 - 5000 Kinder - 3'48'3
"Am meisten besorgt bin ich, weil wir in der Stadt noch 5.000 Kinder haben; natürlich sind sie mit ihren Eltern hier, so haben wir etwa 10.000 junge und jüngere Bewohner. Die übrigen sind dann Pensionisten oder ältere Menschen."

850 Gebäude beschädigt, vor allem private Häuser, 84 Gebäude der Infrastruktur,
Materielle Hilfe bei der Reparatur, Handel, aber praktisch keine Produktion, alles steht,

10'41`7 - Wiederaufbau zweischneidig - 11'02'5
"Auch im Vorjahr haben wir alles wiederaufgebaut; doch das eine zweischneidige Sache; einerseits muss man die Bewohner aufrufen, die Stadt zu verlassen; aber wenn man all diese Dienstleistungen erneuert, dann bleiben sie. Denn wenn es Wasser und alles andere gibt, wohin sollen sie dann fahren."

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