× Logo Mobil

Der Krieg zum Selbermachen in der Ukraine

Radio
MiJ
Berichte Ukraine

30.000 Zivilisten wurden nach Schätzungen internationaler Organisationen bisher in der Ukraine getötet oder verletzt. Viele wurden Opfer von Bombenangriffen; Not macht bekanntlich erfinderisch; das zeigt auch eine Baustelle in der Hafenstadt Odessa, wo mobile Bunker gefertigt werden. Neben quadratischen Betonblöcken steht ein quadratisches Gerüst aus Eisenstangen, das nun mit Beton befüllt wird. Das Innenleben des Bunkers besteht aus Sitzbänken und einem Stecker, der mit Strom durch eine Solaranlage versorgt werden kann, die am Dach oder an den Wänden des Bunkers montiert werden können. Aufgestellt werden sollen die Bunker an neuralgischen Punkten in Städten, um Passanten zu schützen, die vom Fliegeralarm überrascht werden. Produziert werden diese Bunker von der Organisation „Sicherer-Ort-Ukraine“; zur Herstellungsdauer sagt ihr Vertreter Ilja Blohin:

3'52'6 - Herstellungsdauer - 4'38'1
"Die Herstellung eines Bunkers dauert zwischen 14 und 18 Tage, doch pro Monat können wir bis zu 15 Stück herstellen. Die Beton-Arbeiten und die innere Armierung dauern nur sieben Tage. Alles andere betrifft dann die Aushärtung des Betons, damit man den Bunker auch transportieren kann. Diese Aushärtung hängt von den äußeren Temperaturen und vom Wetter ab. Doch wir haben spezielle Instrumente, um diesen Prozess zu beschleunigen."

Und wie steht es um die Kosten und den Schutz? Ilja Blohin:

2'20'8 - Kosten und Platz - 2'40'2
"Die Herstellung eines Bunkers kostet etwa umgerechnet 10.000 Euro. Die Mauern sind 25 Zentimeter und die Decke 30 Zentimeter dick. Je nach Größe und Umfang finden hier etwa 25 Personen Platz."

Eigeninitiative und Selbermachen sind Teil des Nationalcharakters der Ukrainer; das zeigt auch der Krieg, wo Freiwillige – vom Arzt bis hin zum IT-Ingenieur im Einsatz sind, um Zivilbevölkerung und Soldaten zu helfen. Dazu zählt die Nutzung von kommerziellen Drohnen, an die eine kleine Bombe montiert wird, die dann über feindlichen Stellungen abgeworfen wird. Doch auch Kriegsrelikte werden verwertet, von der Patronenhülse bis zur Hülse von Artilleriegranaten; sie reinigt in Odessa der Handwerker Sergej, und graviert dann mit einem kleinen Laser die Inschriften, die seine Kunden wünschen. Sergej öffnet für mich die Vitrine, zeigt mir ein längliches Stück Metall und erklärt:

4‘35'4 - Kampfflugzeug - 5'20'1
"Dieser Teil stammt aus einem abgeschossenen russischen Kampfflugzeug. Da gibt es sogar ein Video wie der Pilot in Gefangenschaft gerät. Das Stück selbst ist aus der Turbine des Flugzeugs, und zwar aus Titan. Dieses Material ist ebenfalls sehr leicht. Ein derartiges Flugzeug kostet zwischen 30 und 40 Millionen Dollar. Auch daraus machen wir Anhänger; die Stückzahl ist limitiert; nur 1000 Stück wurden aus den Resten des Flugzeugs gefertigt."

Rohmaterial wird dem Handwerker leider kaum ausgehen, denn ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

 

Facebook Facebook