× Logo Mobil

Der stille Krieg in der Ukraine im Netz

Radio
MiJ
Berichte Ukraine
Je hochtechnisierter die Welt wird, desto vielfältiger und umfassender werden auch die Formen der Kriegsführung. Dazu zählt mit der zunehmenden Digitalisierung auch der Krieg im Netz, der sogenannte Cyber-Krieg. Er tobt in der Ukraine tagtäglich, allerdings zumeist unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit; denn beim Cyber-Krieg ist so wie bei Terroranschlägen; von vereitelten Angriffen und Anschlägen bekommt die breite Öffentlichkeit in der Regel nichts mit. In Kiew hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz mit dem Leiter der Cyber-Abwehr über diesen krieg gesprochen, hier sein Bericht:

Nicht nur in der Zeit des Kalten Krieges, sondern auch noch Jahre später verstand man unter dem Begriff Objektschutz den physischen Schutz von Gebäuden der kritischen Infrastruktur – vom Kraftwerk bis hin zum Regierungssitz – durch militärische Einheiten. Diese Bewachung durch Soldaten ist zwar nicht obsolet aber um die Dimension des Schutzes der digitalen Infrastruktur erweitert worden. In diesem Sinne tobt in der Ukraine auch ein lautloser Krieg im Netz, ein Cyber-Krieg. Ihn erläutert in Kiew der Leiter der Cyber-Abwehr, Juri Schichol, an folgendem Beispiel:

7'13'4 - Beispiel für Cyber-Angriff - 8'18'2
"Ein Energieversorger für eine Million Einwohner in der Zentralukraine war Ziel eines Cyber-Angriffs, der monatelang vorbereitet wurde. Dabei kam eine Modifikation eines Virus zu Einsatz, der 2016 und 2017 bereits beim Angriff auf zwei regionale ukrainische Energieversorger eingesetzt wurde. Der Feind brach in das System der Verwaltung dieses Unternehmens ein, und es blieben nur einige Minuten, um einer Gruppe von Experten den Angriff abzuwehren und dessen Folgen zu beseitigen; sieh hätten nicht nur schlecht für ukrainische Bevölkerung sein können, weil die Ukraine mit dem europäischen Stromnetz verbunden ist."

Vorboten dieses Cyber-Krieges gab es somit in der Ukraine schon Jahre vor dem 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Großangriffes; er hatte natürlich auch eine Cyber-Komponente, die auch dank der Unterstützung durch das Starlink-System von Elon Musk abgewehrt werden konnte. Doch auf diesen Krieg im Netz war die Ukraine auch vorbereitet, betont Juri Schichol:

5'05'0 - AKW und Training- 6'25'3
"Der Schutz der kritischen Infrastruktur steht für uns an erster Stelle. Dafür haben wir in den vergangenen zwei Jahren das gesamte System des Cyber-Schutzes in unserem Staat reformiert. Dazu wurde ein Trainingszentrum eingerichtet, in dem die Mitarbeiter und Experten der kritischen Infrastruktur, der Regierung, der Streitkräfte und Polizei geschult und ausgebildet wurden. Hinzu kamen Trainings mit internationalen Experten, mit dem Cyber-Zentrum der NATO, mit den USA und Europas. Denn enorm wichtig beim Schutz ist der Austausch von Informationen, damit alle de facto zeitgleich reagieren können."

Digitalisiert wurden aber auch Kriegsführung und Gefechtsfeld insgesamt, wie der massive Einsatz von Drohnen etwa bei der Zielerfassung für die Artillerie zeigt; denn der klassische Artilleriebeobachter, der Ziele aufklärt und sein Geschütz einweist, ist weitgehend digitalisiert worden, erläutert Juri Schihol:

16'29'5 - Digitalisierte Artillerie - 16'24'1
"Die Funktionsweise der Artillerie hat sich in den vergangenen 40 Jahren drastisch verändert. So erfordert die Übermittlung von Zielkoordinaten geschützte Kanäle, und je besser diese Informationskanäle geschützt sind, desto höher ist nicht nur die Sicherheit der Ukraine, sondern auch der Welt. Daran arbeiten alle Firmen aber auch alle Streitkräfte der USA und Europas, um die bestgeschützten Verbindungen aufzubauen; das ist die vorrangige Aufgabe, um erfolgreich Krieg führen zu können."

Facebook Facebook