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Erfahrungsbericht zum Besuch bei den ukrainischen Streitkräften

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Erfahrungsbericht zum Besuch bei den ukrainischen Streitkräften

Um Einheiten ukrainischer Streitkräfte zu filmen, gibt es zwei Möglichkeiten: man kennt einen lokalen Kommandanten oder man wählt den offiziellen Weg über das Ministerium für Information, das ein Programm „embedded journalists“ anbietet. Es ermöglicht die Teilnahme „Leben im Felde“ von bis zu einer Woche. Daher entschied ich mich für den offiziellen Weg. Dazu sind mehrere formelle Voraussetzungen zu erfüllen: eine Kriegsversicherung für Journalist und Team, Splitterschutzwesten der Klasse 4 (deren Stärke im Einsatz niemand überprüfte), ein Verbandskasten für den Einsatz sowie die Genehmigung durch die Gegenaufklärung der Streitkräfte, die grünes Licht geben müssen. Voraussetzung dafür ist eine Akkreditierung bei SBU und ATO, sprich ein Ausweis, dass man im Kriegsgebiet unterwegs sein kann. Anzugeben hat man auch die Gegend, in der man im Einsatz sein will, wobei man aus einigen Angeboten wählen kann. Ich entschied mich für Piski, eine ziemlich zerstörte Ortschaft in der Nähe des Flughafens von Donezk, den ich mit prorussischen Kräften bereits zweimal besucht habe.

Nach Abgabe aller Dokumente gilt es zu warten, bis die Freigabe durch die Gegenaufklärung der ukrainischen Streitkräfte erfolgt. Diese erfolgte zwar schließlich für mich, nicht aber für meinen Kameramann und meinen Fahrer. Mit beiden habe ich bereits ukrainische Positionen gedreht, beide haben die Akkreditierung für das Kriegsgebiet (ATO) und auch alle Passierscheine für die vier Sektoren (ebenso wie ich natürlich), doch der Zutritt zu diesem Teil des Kriegsgebiets wurde ihnen von ukrainischer Seite verweigert. Die inoffizielle Begründung betraf ihren Wohnort: Donezk. Mit Geheimdiensten zu streiten ist sinnlos, zumal ich weder den zuständigen Sachbearbeiter kenne, noch eine offizielle Begründung erhielt. Um nicht absagen zu müssen, willigte ich schließlich ein, mit einem Kameramann der Streitkräfte zu drehen, der seine Arbeit schließlich auch gewissenhaft erledigte, wobei es natürlich problematisch ist, in einem Einsatzgebiet mit einer fremden Person zum ersten Mal zusammenarbeiten zu müssen. Alle Bilder, alle Interviews drehte somit ein Mann der Streitkräfte, sodass Manipulationen durch einen böswilligen Kameramann zwangsläufig auszuschließen sind. Geplant war Leben im Felde in der Dauer von drei Tagen.

Die Fahrt in Richtung Kriegsgebiet

Zwei Tage vor dem Einsatz rief mich dann der zuständige Presseoffizier der 93. Brigade an, und wir vereinbarten einen Treffpunkt bei einer Straßensperre, bei der mich mein Fahrer Igor absetzen sollte. Nach zwei Stunden Wartezeit kam dann Alexander, der Presseoffizier. Es gab Probleme mit dem Auto, das älteste und klapprigste, in dem ich bisher gefahren bin, den Balkan eingeschlossen. Probleme mit dem Wagen aber auch mit der unzureichenden Zuteilung von Treibstoff sollten Alexander immer wieder plagen, der aber wirklich sehr bemüht war und ein ausgezeichneter Presseoffizier ist. Doch auch er hängt eben an einer Befehlskette, und das sollte ich noch mehrfach leidvoll erfahren. Plan für die drei Tage bekam ich noch immer nicht; zunächst trafen wir noch auf ein Team von der BBC, das ebenfalls von Donezk aus operiert, von dem ich aber nach wenigen Stunden wieder getrennt wurde. Zunächst wurden wir zu einer Atz Posten gebracht, wo ich auf ukrainische Zahnärzte traf, die freiwillig und gratis Soldaten behandeln (darauf werde ich bei der Beurteilung des Zustands der Truppe noch eingehen).  

Der Kontrollposten

Gemeinsam fuhren wir schließlich in dem Seelenverkäufer näher an die Front. „Ohne Vorwarnung“ hieß es für mich dann bei einem Kontrollposten, drei Kilometer von der Ortschaft Piski entfernt, aussteigen. Hier durfte ich drehen, sollte hier die Nacht verbringen, wobei mir Alexander zusagte, am nächsten Tag bis 12 Uhr zurückzukehren. Die acht Soldaten des Postens waren sehr nett und aufgeschlossen. Wir drehten unser Programm ab und freundeten uns an. In der Nacht drehten wir dann noch den Beschuss der Umgebung; denn der Posten lag einige Kilometer hinter der Front, doch die ständige Missachtung des Waffenstillstandes war durch seine geographische Lage sehr gut zu beobachten; zu sehen war auch der Schein der Lichter von Donezk. Am Abend machten wir dann noch eine Ausfahrt mit dem Kommandanten eines Freiwilligen-Baons (Karpatskaja Sitsch). Der Mann hätte uns auch nach Piski mitgenommen, doch Postenkommandant Sergej hatte strikte Order, uns nicht fahren zu lassen.

Im Grund waren wir am nächsten Tag um 10 Uhr mit allem fertig und marschbereit, denn wird hatten auch noch die spartanischen Waschgelegenheiten gefilmt. Es wurde 12, doch Alexander kam nicht; so schlecht die Telefonverbindungen waren, so begann ich trotzdem zu telefonieren, um den sich immer stärker abzeichnenden Zeitverlust zu begrenzen. Schließlich kam Alexander dann gegen 15 Uhr; er hatte auch noch mit dem Hilfeersuchen eines ukrainischen Drehteams zu kämpfen, dass von einer anderen Stellung nicht wegkonnte; doch Alexander konnte sie nicht holen, weil sein „Auto“ nicht genug Sprit hatte. Schließlich wurde unser Problem durch einen inoffiziellen Informationsfluß klar: Verteidigungsministerium und Brigade hatten eine Fahrt nach Piski genehmigt; doch der Baon-Kdt war auf Urlaub und sein Stellvertreter sagte NEIN. Der einzige Ort an dem ich drehen dürfe, sei der Kontrollposten (KP). Dank der Intervention des Informationsministeriums und anderer Kontakte kam schließlich folgender Kompromiss heraus: wenn ich noch eine Nacht am Posten bliebe, dürfe ich am nächsten Tag noch eine weitere vorgeschobenere Stellung drehen. Zeitpunkt des Aufbruchs: 1030. Ich schickte eine SMS mit der Marschroute an das Büro in Kiew; dort schrieb man die erforderliche Email mit der Marschroute und noch vor 18 Uhr hatten wir das OK der Pressestelle.

Wir machten noch eine Ausfahrt mit dem Schützenpanzerwagen des Postens, drehten noch ein Mal in der Nacht und hofften, dass morgen alles klappen würde. Als es dann 11 Uhr am Vormittag und Alexander noch immer nicht da, war, begann ich wieder zu telefonieren. Das Problem war technisch-bürokratischer Natur. Mehr als 12 Stunden nach der Genehmigung durch die Pressestelle ATO war beim Baon die Bestätigung noch immer nicht eingelangt, weil der schriftliche Verkehr über Telegramme (!) abgewickelt wird, doch irgendetwas funktionierte bei der Übermittlung nicht.

Knapp vor 15 Uhr kam schließlich Alexander beim Kontrollposten an und wir brachen zur Stellung beim Schacht Butiwka auf, der knapp vier Kilometer vom zerstörten Flughafen von Donezk entfernt liegt, und immer wieder von den prorussischen Rebellen beschossen wird. Dort war am Vortag das ukrainische TV-Team hängengeblieben, dem Alexander nicht helfen konnte. Offensichtlich zählt die Einheit bei der Zeche, die bereits vor dem Krieg stillgelegt war, durch Beschuss aber nur mehr eine Ruine ist, zum Standardbesuchsprogramm. Die mangelnde Freude des Zugskommandanten über unseren Besuch konnte ich daher nachvollziehen, doch wir brauchten Bilder, und mit der Zeit baute sich ein gutes Arbeitsverhältnis auf. Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir fertig; auf dem Rückweg mit unserem klapprigen Fahrzeug drehten wir dann noch die Stellung unter der Brücke, in der Nähe „meines“ Kontrollpostens. Fahrer Igor wartete bereits am vereinbarten Treffpunkt, doch wir kamen erst knapp nach 19 Uhr weg. Daher wurde die Fahrt nach Donezk ein Wettlauf gegen die Zeit; ohne Krieg hätten wir vielleicht 30 Minuten gebracht, doch wir mussten das Kriegsgebiet umfahren, über den Posten Volnovacha, der gegen 21 Uhr seine Arbeit einstellte. Als eines der letzten Autos wurden wir noch abgefertigt, auch dank der Freundlichkeit der ukrainischen Einsatzkräfte. So kamen wir doch noch nach Donezk und mussten nicht nach Mariupol ausweichen, um dort zu übernachten.

Bewertung der besuchten Truppe

Kommt man zu jemandem auf Besuch, ist der Gastgeber in der Regel bestrebt, sich selbst im besten Licht zu präsentieren. Umso mehr gilt dieses Prinzip an sich, wenn Journalisten eine Institution, ein Unternehmen oder gar die Streitkräfte besuchen, die jedenfalls Tage im Voraus wissen müssten, dass „wir“ kommen. Diese Grundregel lässt zwei Schlüsse zu: wurde sie beachtet, muss die Realität ukrainischen Streitkräfte noch schlechter sein, wurde sie miss-achtet, dann habe ich einen aussagekräftigen Ausschnitt dieser Realität gesehen. Die kurze Zeit, in der ich mit Angehörigen von Freiwilligen-Baons sprechen und ihre Fahrzeuge sehen konnte, bestätigt zunächst meine Einschätzung, dass diese Freiwilligenverbände besser ausgestattet und motivierter sind. Drehen konnte ich sie aus zwei Gründen nicht: einerseits ließ es der stellvertretende Kommandant des ersten Baons der 93. Brigade nicht zu, dass ich den Kontrollposten verließ; sonst hätte ich wohl einen Termin mit dem „Karpatska Sitsch“ vereinbaren können, dessen Kommandanten ich am Kontrollposten zufälligerweise kennenlernte. Zweitens sagte DNIPRO ab, aus Gründen, die ich auf facebook eben deswegen erläutert habe, weil der Pressesprecherin meine langen Aufenthalte in Donezk nicht passten. Aber so ist das Leben; die längere Zeit im Kontrollposten sowie viele andere Gespräche gebe ich hier nun in geraffter Form wider, wobei ich mich auf ein Zitat und wenige Namen beschränke, weil ich den Soldaten nicht schaden will, die ich getroffen habe.

Den ersten bleibenden Eindruck vermittelte bereits das Auto des Presseoffiziers; die Türen kaputt, die Hinterbänke im Laderaum unbefestigt, Treibstoffmangel, von Wartung keine Spur. Die Fahrten mit dem Auto waren die gefährlichsten Augenblicke des Lebens im Felde. Nur der Tüchtigkeit des Fahrers ist es zu verdanken, dass wir über die teilweise tiefgefurchten Staubstraßen auch bei der ehemaligen Kohlezeche ankamen, die in der Nähe des Donezker Flughafens liegt. So bemüht Alexander, der Presseoffizier, war; wer mit einem derartigen Auto zu ausländischen Journalisten geschickt wird, weiß, was das vorgesetzte Kommando von Medienarbeit hält.

Zahnärzte als freiwillige Helfer

Den zweiten bleibenden Eindruck bescherten mir die beiden Zahnärzte, die ich bei einer Pause vor der Fahrt zum Kontrollposten traf. Sie verdeutlichen das enorme Spannungsfeld zwischen der (noch immer) enormen Hilfsbereitschaft weiter Teile der Bevölkerung und dem äußerst schlechten Zustand der Streitkräfte und des ukrainischen Staates insgesamt. Die Zahnärzte sind freiwillige Helfer, die kostenlos und in einem Schichtbetrieb mit Kollegen Soldaten behandeln. Warum sie auf diese Idee kamen, beschrieb mit Zahnarzt Igor so:

„Bei uns als freiwilligen Helfern hat man viele Zahnschmerzmittel bestellt. Doch wir verstanden, dass man mit Medikamenten das Problem nicht löst. Daher haben wir dieses alte Auto gekauft aber völlig neu ausgestattet, und sind zu militärischen Einheiten gefahren, um Zahnschmerzen zu behandeln.“

Abgesehen von Prothesen können alle Behandlungen in diesem Auto durchgeführt werden; sogar einen Fernseher gibt es, um die Patienten abzulenken (das hätte ich beim Bohren auch in Österreich gerne). 1000 Soldaten haben die Zahnärzte binnen zwei Monaten behandelt. Die Hilfe geht sogar so weit, dass sie die Soldaten weiter zu anderen Ärzten in der Heimat schicken, die länger dauernde Behandlungen ebenfalls gratis durchführen. Der Grund für den Andrang: die schlechte Zahnpflege vor allem am flachen Land, denn es ist teuer, sich bei einem Zahnarzt behandeln zu lassen. Dieser Umstand ist natürlich auch Ausdruck einer tiefen sozialen Krise jenseits des Krieges und der Streitkräfte. Bei ihnen kommt aber der Umstand hinzu, dass sich wohlhabendere Bevölkerungsschichten der Mobilisierung noch immer offensichtlich durch Korruption entziehen können. Das Bild bei den Zahnärzten rundet noch das Faktum ab, dass sie auch Zahnbürsten und Zahnpasta kostenlos an die Truppe verteilen, deren medizinische Versorgung wohl schlecht sein muss. Sicherlich gilt das für die Hygiene bei den Truppenteilen, die ich zu Gesicht bekam. Während ich vielleicht einen oder zwei schlechte KPs erwischt haben konnte, ist die Darstellung der Ärzte sicherlich mehr als nur eine Momentaufnahme, sondern wohl eher symptomatisch für den Gesamtzustand.

(Das BBC-Team hat übrigens die Zahnärzte nicht gedreht, warum, weiß ich nicht.)

Die Zeche, der Kontrollposten, die Brücke

Die Soldaten an der Zeche stehen im Gegensatz zu den Soldaten an den KPs offensichtlich in einem ständigeren Kampfeinsatz, obwohl auf die KPs immer wieder beschossen wurden. Ihre Uniformen waren in einem besseren Zustand, doch auch hierfehlt das, was sowohl beim Bundesheer als auch bei den ukrainischen Streitkräften „Innerer Dienst“ genannt wird. Wer nicht kämpft oder Wache hat, reinigt sich selbst, die Waffe oder die eigene Stellung. Sauberkeit und Ordnung war überall ein Fremdwort, von den herumliegenden leeren Patronenhülsen bis hin zu den Zigarettenkippen und (im Falle des KPs) zur Lagerung der Munition und Waffen. Davon war an keinen drei Orten etwas zu bemerken, die ich besuchte. Dabei heißt es in der Innendienstvorschrift der ukrainischen Streitkräfte aus dem Jahre 1999:

„Der innere Dienst wird zum Zwecke der Aufrechterhaltung der militärischen Disziplin, der Ordnung und des moralisch-psychologischen Zustandes in den Verbänden durchgeführt, die die ständige Kampfbereitschaft und eine Qualitätsausbildung des Personals, die Bewahrung der Gesundheit der Soldaten sowie eine organisierte Durchführung anderer Aufgaben sicherstellen.“

Doch Papier ist eben geduldig. Abgesehen vom Wasser bessern auch in der Zeche Freiwillige die Verpflegung der Truppe auf; in welchem Ausmaß wurde mir nicht gesagt. Beim KP hieß es bis zu 70 Prozent. Die Uniformen - nicht nur bei diesem KP – stammen aus „aller Herren Länder“. Mein Kameramann trug einen deutschen Feldanzug, während der Fahrer des Schützenpanzerwagens von einem freiwilligen Helfer eine Unform des österreichischen Bundesheeres (!) geschenkt bekam, gerade als wir im KP waren. Selbst das Wappen war noch am linken Oberarm angenäht, und natürlich stand gab es noch das angenähte Stück Stoff mit dem Aufdruck „Heereseigentum“. Ernährung beim KP wird noch dadurch eingeschränkt, dass es nur einem uralten, weitgehend verdreckten Gasherd gibt. Kühlschrank gibt es keine, denn die Streitkräfte liefern für den Generator viel zu wenig Benzin; dementsprechend lange dauert etwas das Aufladen von Mobiltelefonen. Beim KP mit seinen acht Mann dominierten einfache aber natürlich ehrenwerte Berufe, Fahrer, Koch, Schweißer, doch es gab auch einen, der als Systemadministrator bei einer Firma in Kiew arbeitet. Unterschiedlich ist das Verhältnis zwischen Zivilgehalt und Sold; der Systemadministrator verdient im Einsatz weniger, der Koch mehr; er hatte im Zivilleben 40 Euro im Monat, bei der Truppe nun 200, auch kein wirklicher Motivationsfaktor für den möglichen Einsatz seines Lebens.

Am schwierigsten sind zweifellos – vom Kampfeinsatz abgesehen – die Lebensbedingungen der Soldaten unter der Brücke, die offensichtlich in alten Holzwagons oder – Containern schlafen. Sind Soldaten nicht im Einsatz, laufen sie vielfach auf diesem staubigen Terrain in Sandalen, natürlich ohne Socken, herum. Dementsprechend sehen die Fußsohlen aus, wobei insgesamt die Körperpflege und die Hygiene generell intensiver sein könnten. Generell hatten alle meine Gesprächspartner nicht nur den Krieg satt. Kein gutes Wort vernahm ich über die ukrainische Staatsführung, von Staatspräsident Petro Poroschenko abwärts. Poroschenko wird vielfach als Wendehals und Oligarch empfunden, wenn schon, dann stehen die Soldaten hier für die Ukraine und gegen Russland im Einsatz.

Fazit:

Der ranghöchste Offizier, mit dem ich sprach, war der Leutnant und Zugskommandant in der Kohlezeche. Er steht an diesem Posten für sein Land im Einsatz. Einen Kontakt zu einem Stab oder einem vorgesetzten Kommando gab es nicht, obwohl ich dem Presseoffizier meinen Wunsch nach einem Interview mit dem Bataillonskommandanten sofort bekanntgegeben habe, als wir uns trafen. Als ich mich um die Teilnahme am Programm „embedded journalism“ bewarb, war es mein Ziel, über die die ukrainischen Streitkräfte unter Kriegs- und Einsatzbedingungen zu berichten. Obwohl wir natürlich ständig mit der Möglichkeit eines Beschusses rechnen mussten, kamen wir niemals in die Nähe einer direkten Frontlinie. Diese Erfahrung musste nicht nur ich machen. Bestätigt hat sich mein generell schlechter Eindruck von den Streitkräften; hätte man mir einen anderen vermitteln wollen, hätten mir die Streitkräfte auch andere Positionen zeigen müssen, doch der stellvertretende Baons-Kdt des ersten Baons ließ uns nicht nach Piski, obwohl es einen ganzen Tag ruhig war, und „grünes Licht“ von oben gegeben war. Möglicherweise besser ausgerüstete Truppenteile bekam ich ebenfalls nicht vor die Kamera. Ich kann im Fernsehen nur die Realitäten abbilden, die mir gezeigt werden. Beschwerden über eine einseitige Berichterstattung über den Zustand der Truppe wären somit völlig unangebracht. Ausdrücklich bedanke ich mich beim Ministerium für Information in Kiew. Sein Einsatz hat es mir ermöglicht, doch mehr zu filmen, als der militärische Entscheidungsträger vor Ort eigentlich zulassen wollte. Dazu beigetragen hat auch Alexander der Presseoffizier, der sein Handwerk wirklich versteht und sehr bemüht war. Doch eine Stabsstelle kann Fehler der eigenen Führung, in diesem Fall des Baons, nicht ausgleichen. Mein Dank gilt auch allen Soldaten, mit denen ich in diesen knapp drei Tagen zusammengelebt und gesprochen habe. Ich habe viel über das Leben in der Ukraine von Personen gelernt, die auf mich insgesamt einen guten Eindruck gemacht haben. Mögen ihnen Gesundheit, langes Leben und eine friedliche Zukunft beschieden sein.     

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