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Vorarlberger Arzt im Einsatz in der Ostukraine

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Ein Arzt aus Vorarlberg ist im Kriegsgebiet in der Ostukraine im Hilfseinsatz. Der in Röthis im Bezirk Feldkirch geborene Chirurg arbeitet seit Anfang Februar in einem Spital in der Stadt Gorlowka, 50 Kilometer nördlich der Rebellenhochburg Donezk. Im Einsatz ist der Chirurg für die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen". Im Krieg sind nach vorsichtigen Schätzungen bereits etwa 6.000 Menschen getötet worden, noch viel mehr Menschen wurden verletzt. Triste ist auch der Zustand der Spitäler an sich, der durch den Krieg nur noch schlechter wurde. Hinzu kommt, dass viele Ärzte aus dem Kriegsgebiet geflohen sind.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Gorlowka

Kamera: Wasilij Rud

Insert1: Sergej (55)Bewohner von Gorlowka

Insert2: Michael Roesch, Chrurig im Einsatz in Gorlowka

Insert3: Michael Roesch, Chrurig im Einsatz in Gorlowka

Insert4: Michael Roesch, Chrurig im Einsatz in Gorlowka

Gesamtlänge: 2'57

Bis zur neuen Waffenstillstandsvereinbarung Mitte Februar stand die Stadt Gorlowka fast ständig unter Artilleriebeschuss. Beschädigt wurde dadurch auch das Kinderkrankenhaus, in dessen Hof ein Geschoß einschlug. Im benachbarten Krankenhaus hatten die Ärzte Hochbetrieb. Zwischen fünf und 20 Patienten galt es pro Tag zu operieren. Den 55-jährigen Sergej traf der Beschuss im Garten seines Hauses:

„Das Bewusstsein habe ich nicht verloren; ich habe geschrien und mein Sohn kam; er hat mich abgebunden und mit dem Auto hierhergebracht."

Die Schrapnells richten schreckliche Verletzungen an; Knochen werden zersplittert; bis zu zwei Amputationen pro Tag wurden in diesem Spital am Höhepunkt des Beschusses durchgeführt. Gliedmaßen waren dann auch deshalb nicht mehr zu retten, weil ...

„weil hier natürlich die Mittel im OP beschränkt sind. Die Instrumente sind teils von schlechter Qualität, sind sehr alt. Dann ist die ganze Nachbetreuung nicht gegeben. Wenn man eine Extremität erhalten will, braucht man plastische Chirurgie, braucht vielleicht eine Knochenbank, man braucht einen sehr sterilen OP, um ein Knochenimplantat machen zu können und vieles mehr."

Die Arbeit in Gorliwka ist für Michael Roesch der dritte Auslandseinsatz für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen". Sie hat das Spital auch mit Medikamenten und Verbandsmaterial versorgt, das hier ebenfalls Mangelware ist.

„Die Fixateure mit denen hier gearbeitet wird, stammen aus der Sowjetunion; auch die Instrumente im OP sind veraltet. Die Scheren sind stumpf, und zum Teil werden die Zangen, die man benötigt, um die Drähte für den Fixateur zu schneiden, die werden im Baumax gekauft, sind verrostet und alt."

Problematisch ist auch die Ausstattung der Krankenzimmer:

„Es gibt hier praktisch keine Krankenbetten; alle Betten, in denen die Patienten liegen, sind ganz normale Betten, die aber zusätzlich noch 30 Jahre alt sind; keine speziellen Matratzen; Sie können sich vorstellen, was das für die Hygiene bedeutet."

Operiert wurde hier unten im Keller, um die Gefahr durch Artilleriebeschuss so gering wie möglich zu halten. Nur mehr fünf Ärzte sind auf der Unfallchirurgie verblieben; denn die Hälfte des medizinischen Personals ist wegen des Krieges aus Gorlowka geflohen.
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