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Bleibt es im Nachbarbezirk Charkiw ruhig ?

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Berichte Ukraine
„Neurussland“ - das ist die Losung der prorussischen Kräfte in den Ostukraine. Die Abspaltung der Bezirke Donezk und Lugansk soll für sie nur der Anfang sein. Vom nördlichen Nachbarbezirk Charkiw bis zur Hafenstadt in Odessa im Süden. In der nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernten Stadt Charkiw waren die Spannungen zwischen Moskau- und Kiew-treuen Kräften im März und April noch viel größer als in Donezk. Doch während in Donezk die proukrainischen Kräfte die Macht weitgehend verloren, konnten sie sich in Charkiw behaupten. Dabei ist auch dieser Bezirk wirtschaftlich und kulturell stark mit Russland verbunden. Warum es trotzdem nicht zum Umsturz kam, berichtet unser Korrespondent Christian Wehrschütz

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Charkiw

Insert1: Juri Sidorenko Pressechef der Gemeinderats von Charkiw

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Charkiw

Gesamtlänge: 2’28

Im März und April kam es zu massiven Ausschreitungen prorussischer Demonstranten und kurzzeitig war auch die Bezirksverwaltung in russischer Hand. Aber auch die Anhänger der Ukraine gingen auf die Straße. Nach kurzem Zögern bezog die politische Elite des Bezirks und der Bürgermeister Genadi Kernjes klar Position für die Ukraine. Demonstranten aus Russland wurden abgeschoben, die Grenze besser überwacht, die Anführer der Bewegung verhaftet. Ende April überlebte der Bürgermeister ein Schussattentat nur mit viel Glück. Trotzdem blieb es ruhig und am Hauptplatz der Stadt demonstriert nur mehr ein kleines Häuflein für den Anschluss an Russland. Warum ist das in Charkiw, nicht aber in Donezk und Lugansk gelungen:

„Dort hat man den Separatisten nicht die Zähne gezeigt. Gleiches gilt für die Krim. Dort hätte man sofort nach der Besetzung des Regierungsgebäudes zuschlagen müssen. Besetzer mit Waffen, das sind doch Terroristen und eine illegale Bewegung. Sie müssen vernichtet werden."

Charkiw hat wunderschönen Parkanlagen. Die 1,5 Millionen Einwohner zählende Stadt hat Charme und ein gepflegtes Stadtzentrum. Doch es gibt auch Schattenseiten, vor allem unsichtbare. Die Kanalisation stammt noch aus sowjetischer Zeit und das Budget ist mit 280 Millionen Euro klein. Dezentralisierung wird daher von Kiew ebenso gefordert wie gute Beziehungen zu Russland, für das die Rüstungsindustrie traditionell produziert, die nun unter dem Exportverbot leidet. Die Krise zeigt sich deutlich in Barabaschowa, dem größten Markt der Region. Feilgeboten werden hier vor allem Textilien aus China und der Türkei, doch viele Käufer auch aus Russland bleiben nun aus. Im Zentrum von Charkiw wehen überall ukrainische Flaggen; die Einsatzkräfte vor der Bezirksverwaltung zeigen, aber, dass die Lage noch nicht völlig stabilisiert ist, vor allem solange noch prorussische Kräfte in den Nachbarbezirken Donezk und Lugansk dominieren.

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