Widerstand gegen Separatisten zwei Tage vor der Wahl
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ZiB2
Berichte Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Donezk
Insert1: Leonid, Arbeiter im Stahlwerk 25 Jahre
Insert2: Rinat Achmetow, reichster Oligarch der Ukraine
Insert3: Andrej Nikolaenko, stellvertretender Gouverneur von Donezk
Aufsager: Christian Wehrschütz aus Donezk
Gesamtlänge: 2’55
Das Stahlwerk von Ilitscha in Mariupol ist das größte der Ukraine. Insgesamt 30.000 Arbeiter sind hier beschäftigt; Betriebsversammlungen gegen die Abspaltung von der Ukraine und für friedliche Präsidentenwahlen finden bereits seit vier Tagen statt. Gewarnt wird von Werksleitung und Betriebsrat vor dem Verlust von Arbeitsplätzen, sollte sich Donezk isolieren und die Anarchie weiter ausbreiten. Der Applaus nach den Reden ist zwar eher spärlich; doch der Wunsch nach Frieden und geordneten Verhältnissen eint die Arbeiter:
"Ich will, dass meine künftige Tochter in völliger Ruhe geboren wird. Ich hoffe, daher, dass diese Versammlungen einen Beitrag dazu leisten. Ich will dazu beitragen, dass Ordnung und Frieden wiederhergestellt werden in unserer Stadt und im Donbass-Gebiet."
Das Stahlwerk gehört dem reichsten Oligarchen der Ukraine, Rinat Achmetow. In seinen Firmen beschäftigt er etwa 300.000 Mitarbeiter. Im Bezirk Donezk ist er die dominante Unternehmerpersönlichkeit. Der bekannteste Fußballklub, Schachtjer Donezk, gehört ihm ebenso wie das Stadion und das beste Hotel der Stadt. Donezk ist durch den Bergbau reich geworden, und reich ist auch Achmetow, dessen Vermögen auf 14 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Der Oligarch will nicht unter russische Kontrolle geraten, auch daher tritt er nun für die Einheit der Ukraine auf:
„Wer kennt denn überhaupt die Führer der sogenannten Volksrepublik von Donezk. Wie viele Arbeitsplätze haben sie denn geschaffen. Geht zu den Betriebsversammlungen, für Frieden und gegen Blutvergießen.“
In Mariupol ist es Achmetow gelungen, die Ordnung wieder herzustellen. Die Barrikaden, die bis vor kurzem noch das Stadtbild prägten sind verschwunden. Beseitigt haben sie Achmetows Arbeiter. Prorussische Demonstranten gibt es kaum, geblieben ist die ausgebrannte Stadtverwaltung. Doch Mariupol ist nur eine Stadt im Bezirk Donezk; viele werden von prorussischen Kräften kontrolliert; für geordnete Präsidentenwahlen kommt der Widerstand zu spät:
"Bei den Kommissionen in den einzelnen Wahllokalen haben wir nur ein Drittel bilden und an dieses Drittel auch die Wählerlisten ausliefern können. In vielen Bezirken haben die Bürger einfach Angst in eine Kommission zu gehen, weil sie sich von der Polizei nicht geschützt fühlen."
Immer neues Blutvergießen trägt ebenfalls zur Einschüchterung der Wähler bei. Die Wahlbeteiligung ist daher die große Frage, denn Hubkonzerte gegen Separatisten sind weniger gefährlich als die Stimmabgabe am Sonntag.