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Widerstand gegen den Grenzzaun

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Berichte Slowenien
Mehr als 130 Kilometer Stacheldrahtzaun hat Slowenien bereits an der grünen Grenze zu Kroatien verlegt. Ziel ist es, illegale Migrationsströme zu verhindern, die derzeit in geordneten Bahnen verlaufen. Die Mehrheit der Slowenen begrüßt nach Umfragen den Zaun, doch in einigen slowenischen Grenzgemeinden regt sich auch Widerstand dagegen. Sie hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz besucht; hier sein Bericht:

Der Fluss Kolpa bildet im Süden Sloweniens auf mehr als 100 Kilometern die Grenze zu Kroatien. An vielen Stellen verläuft der Zaun direkt am Ufer; doch Flüchtlinge und Migranten nutzen den Fluss selbst in der Zeit des höchsten Andrangs im Oktober und November nicht zum illegalen Übertritt, sondern blieben auf den Hauptrouten Richtung Österreich und Deutschland. Das ist ein Grund, warum sich im Dorf Vas eine Bürgerinitiative gegen den Zaun gebildet hat. Für den Widerstand führt der Gründer der Initiative Igor Wolf aber noch weitere Argument ins Treffen:

„Vor zehn Tagen hatten wir starke Unwetter; binnen weniger Stunden stieg der Wasserstand um mehrere Meter. 80 Prozent des Zauns standen unter Wasser. Im Zaun verfingen sich Äste und Material, das der Fluß mit sich führt; verfangen haben sich auch Wildtiere. Aber sonst hält der Zaun niemanden auf.“

Widerstand gegen den Zaun regt sich aber auch in der slowenischen Tourismus-Region Bela Krajna, die drei Gemeinden umfasst. Nach Angaben des Direktors der Entwicklungsagentur der Region, Peter Crnic, zählt die Bela Krajna zu den wirtschaftlich unterentwickeltsten Gebieten in Slowenien. Grund zur Hoffnung gab bisher der nachhaltige Tourismus in dem der Fluss im Mittelpunkt stand. 50.000 Nächtigungen zählte die Region immerhin im Vorjahr; weniger Gäste befürchtet für heuer Peter Crnic:

„Der Zaun verläuft entlang des Flusses Kolpa, der die wichtigste Touristenattraktion dieser Region ist. Im Sommer ist das Wasser sehr war, erreicht 28 Grad Celsius. Außerdem ist das Wasser sehr ruhig und somit sicher für junge Familien. Doch der Zaun macht den Touristen den Zugang zum Fluss unmöglich, und damit wird diese Attraktion beseitigt. Das bedeutet für uns eine wirtschaftliche Katastrophe.“

Die Regierung in Laibach hat Teile des Zauns in der Bela Krajna bereits wieder abmontiert und damit der Kritik Rechnung getragen, die hier aber nicht verstummen wird, sollten sich die Flüchtlingsrouten nicht ändern. Unterstützt werden die Proteste auch von kroatischen Grenzgemeinden entlang des Flusses. Auch sie fürchten um Badegäste, Fischer, um das Geschäft mit Rafting und Kanufahren, weil das slowenische Ufer der Kolpa durch den Zaun nur beschränkt zugänglich ist. Dazu sagt der Vorsteher der kroatischen Gemeinde Brod na Kupi, Davorin Klobucar:

„Wenn ein Kajak oder Kanu umkippt, dann muss der Fahrer irgendwo an Land; auf slowenischer Seite ist das nicht möglich. Zweitens können die Sportfischer auf slowenischer Seite nicht zum Fluss; sie müssen die offizielle kroatischen Grenzübergänge nutzen, um auf das andere Ufer zu kommen; das ist auch für Fischer unpraktisch.“

Trotz aller Kritik zeigen aber Umfragen, dass die große Mehrheit der Slowenen für den Zaun und auch dafür ist, dass er bleibt.

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