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Die Anschläge in Südkärnten und die Kärntner Slowenen und die UDBA

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Berichte Slowenien
Etwa 20 Anschläge fanden in den Jahren 1953 bis 1979 in Kärnten statt. Sie galten Sie galten Denkmälern der Partisanen aber auch Einrichtungen Deutsch-Kärntner Organisationen. Ziele waren aber auch Eisenbahngeleise und Stromleitungen. In den meisten Fällen konnten die Urheber nie ermittelt werden. Ein neues Licht auf diese Anschläge werfen nun Dokumente des jugoslawischen Geheimdienstes UDBA, die in Slowenien aufgetaucht sind. Sie belegen unter anderem, dass auch radikale Vertreter der Kärntner Slowenen Anschläge auf eigene Denkmäler durchgeführt haben. Aus Slowenien berichtet Christian Wehrschütz:

Das Partisanen-Denkmal in Kömml bei Bleiburg wurde im Herbst 1976 gesprengt. Die Täter blieben unbekannt. Aus Akten der jugoslawischen Geheimpolizei UDBA geht nun hervor, dass den Anschlag ein Kärntner Slowene mit dem Decknamen „Hanin“ durchgeführt hat. Sein richtiger Name fehlt; in den UDBA-Dokumenten werden aber auch prominente Kärntner Slowenen namentlich genannt; für sie gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Kömml dürfte nur einer von mehreren Anschlägen sein, die Kärntner Slowenen verübt haben sollen. Sie forderten nach dem Ortstafel-Sturm von der UDBA offensichtlich Unterstützung für radikale Aktionen in Kärnten und sollen auch in Slowenien ausgebildet worden sein. Dazu sagt der Kärntner Historiker Alfred Elste:

"Ich würde eher sehen, dass die Initiative von den Kärntner Slowenen ausgegangen ist, die Initiativen, weil das ja in den Dokumenten auch beschrieben wird von den Agenten, die darüber berichtet haben. Das ist sich ein Faktum, dass es die Kärntner Slowenen selber waren."

Und welche Unterstützung leistete die UDBA? Alfred Elste:

"Ich denke, die Aktionen wurden von der UDBA unterstützt, was eben das Sprengmaterial, die Sprengstoffe und auch die Schmiermittel usw. Das lässt sich auch in mehreren Fällen deckungsgleich sehen, und zwar deswegen, weil die gleichen Sprengstoffe, in diesen Dokumenten, die da auftauchen, auch von den Sicherheitsbehörden in Kärnten festgestellt wurden."

Der Anschlag auf das Volksabstimmungsmuseum in Völkermarkt im Oktober 1979 wurde zum Fiasko für die UDBA. Beide Täter aus Slowenien verletzten sich beim Anschlag selbst und wurden gefasst. Sicher ist, dass jedenfalls einer der Attentäter UDBA-Mitarbeiter war. Nach dem Fiasko endeten die Anschläge; und es setzte auch Konsequenzen in Slowenien, erläutert in Laibach die Historikerin Ljuba Dornik-Subelj:

"Gegen drei leitende Mitarbeiter, darunter auch gegen den Chef der Geheimpolizei in Marburg, fand ein nicht öffentliches Gerichtsverfahren statt. Soweit ich weiß wurden sie zu zwei Jahren bzw. ein Jahr Haft verurteilt."

Doch die Drahtzieher blieben unbehelligt. Einen von ihnen, Tomas Ertl, den damaligen Chef der Geheimpolizei in Slowenien, zeichnete jüngst Staatspräsident Danilo Türk aus, und zwar für angebliche Verdienste um die Unabhängigkeit Sloweniens. Die konservative Opposition reagierte mit Entrüstung und forderte die Amtsenthebung Türks. Ertl verdiene keine Auszeichnung, er habe terroristische Aktionen in Österreich durchgeführt und zur Unterdrückung der Menschenrechte in Slowenien beigetragen, kritisierte etwa der konservative Oppositionsführer Janez Jansa in Laibach. Neue Enthüllungen über die Anschläge in Kärnten sind durchaus noch möglich. Erstens könnten in Slowenien weitere Dokumente auftauchen, und zweitens ist in Kärnten der Historiker Alfred Elste mit der Sichtung bereits vorhandener Unterlagen noch lange nicht fertig.

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