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Vor Stichwahl in Slowenien

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Berichte Slowenien
In Slowenien findet morgen die zweite Runde der Präsidentenwahlen statt. Wahlberechtigt sind 1,7 Millionen Bürger. In der Stichwahl stehen sich der konservative Politiker Lojse Peterle und der sozialdemokratisch orientierte Karrierediplomat Danilo Türk gegenüber. Peterle hat den ersten Wahlgang vor drei Wochen mit 29 Prozent knapp gewonnen; Türk erreichte 25 Prozent. Peterles Vorsprung war damit auch knapper als vorhergesagt. Nunmehr führt in Umfragen vor der morgigen Stichwahl aber Türk mit 67 Prozent klar vor Peterle dem 32 Prozent vorhergesagt werden. Ob es tatsächlich zu diesem klaren Sieg von Danilo Türk kommen wird, darüber berichtet aus Slowenien unser Korrespondent Christian Wehrschütz:

Nicht nur bei den Umfragen, sondern auch im Ton unterschied sich in Slowenien der Wahlkampf für die Stichwahl klar von der Kampagne für den ersten Durchgang. Vor allem Lojse Peterle verschärfte die Gangart; Peterle, der erster Ministerpräsident des selbständigen Slowenien, stellte die Rolle in Frage, die Danilo Türk in der Zeit der Unabhängigkeitswerdung gespielt hat. Türk war 1991 ein Vertreter des zerfallenden Jugoslawien in der UNO. Peterle warf Türk de facto vor, sich nicht deutlich genug für die Unabhängigkeit eingesetzt zu habe. Türk wies diese Vorwürfe zurück; sie dürften kaum in dem von Peterle und der konservativen Regierung gewünschten Ausmaß greifen; vielleicht haben sie sogar den Eindruck verschärft, den viele Wähler von Peterle haben:

"Lojsle Peterle polarisiert viel mehr. Es gibt viel mehr Wähler, die gegen Peterle sind als gegen Danilo Türk; wenn nur zwei im Spiel sind, stellt sich auch die Frage gegen wen man wählt, nicht nur für wen; und grundsätzlich sieht es so aus, dass es im Falle von Peterle mehr Wähler gibt, die gegen ihn stimmen wollen als bei Danilo Türk."

… analysiert der Politologe Jerenej Pikalo Hinzu kommt, dass es in der ersten Runde noch zwei Bewerber gab, die im links Lager fischten. Der eine war der Wirtschaftsexperte Mitija Gaspari, der Türk nur knapp unterlag. Gaspari wurde von einer linksliberalen Partei unterstützt, die sich nun klar für Türk ausgesprochen hat. Doch auch der Ultranationalist Zmago Jelincic, der knapp 20 Prozent gewann, konnte zum Teil linke Kernschichten für sich gewinnen. Jelincics Wähler versuchte nun jedenfalls Lojse Peterle anzusprechen, voraussichtlich mit zweifelhaftem Erfolg:

"Das Charakteristische der Wähler von Zmago Jelincic ist, dass sie gegen das so genannte Establishment wählen. Das sind keine Wähler, die für einen renommierten Politiker stimmen würden, der lange Teil des Establishments war. Das sind Wähler, denen die derzeitige Form der Politik mehr oder weniger auf die Nerven geht. Daher ist es ziemlich schwer, diese Wähler zu gewinnen"

… erläutert Jerenej Pikalo. Zusätzlich hat Peterle noch mit den schlechten Umfragewerten für die Regierung zu kämpfen. Trotzdem glaubt der Politologe, dass die voraussichtliche Niederlage von Peterle knapper ausfallen wird als vorhergesagt. Denn vor drei Wochen blieben viele rechte Wähler zu Hause, weil der Einzug ihres Kandidaten in die Stichwahl außer Zweifel stand. Je stärker diese Wähler mobilisiert werden konnten, desto geringer wird der Unterschied zwischen Türk und Peterle ausfallen. Gering werden wohl die politischen Folgen sein, die mit der Wahl des einen oder anderen Kandidaten verbunden sind, denn der slowenische Präsident hat kaum Macht aber hohe moralische Autorität.

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