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Titos-Kampf gegen die Kirche in Slowenien

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In Slowenien hat in der Vorwoche der Oberster Gerichtshof nach 60 Jahren das Urteil gegen den früheren Ljubljaner Bischof Georgij Rozman aufgehoben. Rozman wurde 1946 in Abwesenheit zu 18 Jahren Haft verurteilt, verlor auf 10 Jahre seine bürgerlichen Rechte, sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Rozman floh bei Kriegsende zunächst nach Österreich und 1948 in die USA, wo er 1959 starb. Der Oberste Gerichtshof begründete die Aufhebung des Urteils mit gravierenden Verfahrensmängeln. Der Prozess wird nun posthum neu aufgerollt. Um die Aufhebung dieses Urteils hat sich die katholische Kirche seit 1995 bemüht. Erzbischof Alojz Urban begrüßte denn auch das Urteil des Obersten Gerichtshofes als Entlastung für die Kirche nach einem langen ideologischen Krieg, der seit 1945 auf Initiative kommunistischer Ideologen und Historiker andauere. Dokumentiert wird dieser Kampf derzeit auch in einer Ausstellung im Museum für Zeitgeschichte in Ljubljana. Unser Korrespondent Christian Wehrschütz hat sie besucht und folgenden Bericht gestaltet:

„Der Kampf gegen Glaube und Kirche 1945 bis 1961“ lautet der Titel der Ausstellung, die in Slowenien nicht unumstritten ist. Der Vorwurf der Kollaboration ist noch lebendig, und bei der Partisanengeneration und deren politischen Erben sind auch der Antikommunismus der Kirche und ihre Wertvorstellungen noch immer eine Quelle der Auseinandersetzung. Im Zweiten Weltkrieg hat die Kirche dafür einen hohen Blutzoll gezahlt:

„Es sind etwa 47 Geistliche während des Krieges auf dem slowenischen Boden umgekommen; davon sind 46 von den Kommunisten, bzw. Partisanen ermordet worden.

… sagt die Historikerin Tamara Griesser-Pecar, die die Ausstellung in Ljubljana organisiert hat.

Die Kirche sei die einzige organisierte Kraft außerhalb der Partei gewesen, die es auch der Sicht der Kommunisten denn auch nach dem Krieg so weit wie möglich zu schwächen galt. Etwa eintausend Geistliche gab es 1945 in Slowenien; mehr als 400 Prozesse fanden gegen sie statt, mehr als 300 Geistliche wurden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Nach dem Verbot des Religionsunterrichts an den Schulen im Jahre 1952 griff der Staat auch zu anderen Mitteln, um die Kirche zu schwächen, Tamara Griesser-Pecar:

„Es gab 1411 Bestrafungen; die meisten bekamen sehr hohe Geldstrafen. Die Leute haben ja damals nicht sehr viel verdient, und da waren 5000 Dinar ziemlich viel Geld.“

Doch auch Kirchen, Friedhöfe und andere kirchliche Objekte wurden zerstört:

„Man hat ganz bewusst das Bild Sloweniens verändern wollen, und das ist also sehr gut gelungen, wenn ich das so sagen darf im Gebiet der Gotschee. Aber natürlich ist das nicht nur ein Problem dieser Gegend.“

All diese Formen des Kampfs gegen die Kirche hat Tamara Griesser-Pecar in der Ausstellung dokumentiert. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis Ende November. Die Historikerin hat im Jahre 2005 auch ein Buch mit dem Titel „Die Kirche auf der Anklagebank“ geschrieben. Es liegt derzeit jedoch nur im slowenischen Original vor.

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