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Lage der Minderheiten in Slowenien

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Berichte Slowenien
In Slowenien ist seit Ende November die neue Regierung unter Ministerpräsident Janez Jansa im Amt. Jansa hat in seinem Regierungsprogramm auch zugesagt, die Lage der Minderheiten zu verbessern. Das gilt nicht nur für Ungarn und Italiener, deren beide Abgeordnete die Regierung unterstützen und die mit Jansa ein besonderes Koalitionsabkommen geschlossen haben. Denn Italiener und Ungarn sind als autochtone Minderheit anerkannt und haben eine klar definierte Rechtsstellung in Slowenien Verbessern will die neue Regierung aber auch der Status, der Kroaten, Serben, Bosnjaken und anderer Minderheiten, denen der privilegierte Status fehlt, den Italiener und Ungarn in Slowenien genießen. Unser Korrespondent Christian Wehrschütz hat in Slowenien Minderheiten besucht und folgenden Bericht über deren Lage gehalten.

Unterricht im italienischen Gymnasium in Koper an der slowenischen Adria-Küste. Die 60 Schüler werden abgesehen vom Fach Slowenisch in allen anderen Gegenständen in italienisch unterrichtet. Gut entwickelt sind jedoch nicht nur das Schulwesen der Minderheit, sondern auch deren Medien. Das staatliche Fernsehen strahlt pro Tag neun Stunden Programm in italienischer Sprache aus. Ortstafeln und Aufschriften sind in Koper zweisprachig. Trotzdem ist die Zahl der bekennenden Italiener binnen zehn Jahren um mehr als 20 Prozent auf etwa 2.300 gesunken. Erhoben wurde bei der Volkszählung 2002 aber auch die Muttersprache. 3.800 Personen gaben Italienisch an, das ist ein Rückgang von nur drei Prozent. Diesen Unterschied erläutert in Koper Mauricio Tremul, von der Union der Italiener in Slowenien und Kroatien so:

„Ein derartig großer Unterschied bedeutet, das viele und vor allem junge Menschen sich nicht als Angehörige der italienischen Minderheit deklarieren wollen, obwohl sie bereit sind, italienisch als Muttersprache anzugeben. Atmosphäre und Klima der Gesellschaft gegenüber Minderheiten sind nicht das beste. Das sieht man vor allem bei der Jugend die mehrheitlich ein Faktor der Assimilierung ist.“

Diese Assimilierung zeigt sich auch daran, dass jeweils etwa 40 Prozent der Italiener und Ungarn Pensionisten sind. Geringer als im slowenischen Durchschnitt und geringer als bei den Ungarn ist die Arbeitslosenrate. 2002 waren 5,5 Prozent der Italiener erwerbslos. Trotzdem spielen bei der Assimilierung auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle, den in Italien sind Lebensstandard und Möglichkeiten größer als in Slowenien.

Mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat auch die ungarische Minderheit. Sie lebt vor allem in der Stadt Lendava im Grenzgebiet zu Ungarn. Die Region ist wirtschaftlich schwach, die Abwanderung schwächt auch die Minderheit. Trotz Schulwesens und Medien ist auch die Zahl der Ungarn binnen zehn Jahren um mehr als 20 Prozent gesunken, während beim Bekenntnis zur Muttersprache der Rückgang weit geringer ist. Die Ungarn hoffen, dass der EU-Beitritt Sloweniens und die Regierung in Laibach den negativen Trend verlangsamen werden. Dazu sagt Marija Pozsonec, die ungarische Abgeordnete im slowenischen Parlament:

„Ich erwarte mir eine dynamischere Entwicklung dieser Region, dass Ungarisch auch in der Wirtschaft verwendet wird, und dass man Ungarisch daher nicht nur aus sentimentalen Gründen lernt. Vielmehr soll es im Interesse der Schüler liegen, diese Sprache zu können. Ich denke, die slowenische Politik tut alles, damit die Minderheit Bestand hat. Hier gibt es keine erzwungene Assimilierung.“

Ungarn und Italiener haben im Parlament je ein fixes Mandat und weitreichende kulturelle Autonomie, denn sie sind als autochtone Minderheit anerkannt. Eine soziale Randgruppe sind dagegen die knapp 4.000 Roma, obwohl auch sie in der slowenischen Verfassung erwähnt sind. Praktisch ohne höhere Bildung sind mehr als 70 Prozent der Roma arbeitslos. Am größten ist der Handlungsbedarf der neuen Regierung unter Janez Jansa jedoch gegenüber Bosnjaken, Kroaten und Serben. Zusammen machen diese drei Gruppen mehr als 100.000 Personen aus, ohne den Status einer anerkannten Minderheit zu besitzen.

Zu hören ist in Slowenien auch wieder die alt-deutsche Mundart der Gottscheer. Jugendarbeit, Sprachkurse und Theaterspielen zählen zu den Aktivitäten ihres Altsiedlervereins. Sie stoßen auch auf Misstrauen, denn in Slowenien sind anti-deutsche Vorurteile noch immer lebendig. Finanziert hat das Gottscheer-Kulturzentrum vor allem das Land Kärnten. Die Unterstützung durch Österreich und Slowenien ist gering, obwohl die Existenz der Minderheit im Kulturabkommen festgeschrieben ist. 1600 Personen bekennen sich in Slowenien zur deutschen Muttersprache. Angestrebt wird die Anerkennung als autochtone Minderheit, ein Ziel das bisher nur Ungarn und Italiener erreicht haben.

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