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Der „Obama“ von Piran

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Berichte Slowenien
In Slowenien findet am Sonntag der zweite Durchgang der Lokalwahlen statt. Dabei könnte zum ersten Mal der gebürtige Schwarzafrikaner Peter Bossmann zum Bürgermeister gewählt werden. Bossmann stammt aus Ghana, ist ein Nachfahre niederländischer Händler, und kam in der Zeit des kommunistischen Jugoslawien als Student nach Slowenien. Bossmann kandidiert für die slowenischen Sozialdemokraten für die er auch bereits als Gemeinderat in Piran politisch tätig war.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Piran

Insert1: Tomas Gantar, Bürgermeister von Piran

Insert2: Peter Bossmann, Sozialdemokratischer Kandidat

Insert3: Peter Bossmann, Sozialdemokratischer Kandidat

Gesamtlänge: 2’33

Als Zentrum des Fremdenverkehrs an der Adria-Küste nimmt Piran eine Sonderstellung in Slowenien ein. Außergewöhnlich ist auch die bevorstehende Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters. Nicht Amtsinhaber Tomas Gantar, sondern der aus Ghana stammende Peter Bossmann führt mit 30 Prozent knapp nach dem ersten Wahlgang. Von der lokalen Presse als slowenischer Barak Obama bezeichnet, setzt Bossmann auf den direkten Kontakt mit den Wählern. Im Wahlkampf ging es um lokale Themen: die Parkplatznot, Wohnungen für junge Familien oder den Fremdenverkehr. Als die Moderatorin das Thema Hautfarbe zur Sprache bringt, reagiert das Publikum unwirsch:

„Sprechen sie über Themen, die für die Bürger wichtig sind“

Diese Meinung dominiert; trotzdem spielt das Thema im Wahlkampf offensichtlich unterschwellig eine Rolle:

„Ich denke, dass die Hautfarbe nicht im Vordergrund steht. Als Fehler sehe ich, dass Bossmanns Wahlkampfteam gerade diesen Unterschied als die Eigenschaft hervor streicht, deretwegen man meinen Gegenkandidaten wählen sollte, weil wir ansonsten unsere Intoleranz zeigen würden. Das ist ein Druck auf die Wähler, den es nicht geben dürfte.“

Und welche Erfahrungen hat Bossmann im Wahlkampf gemacht?

„Das Problem entstand, als eine Gruppe merkte, dass ich tatsächlich gewinnen kann. Da wurde die Frage gestellt, wollen wir wirklich jemanden mit schwarzer Hautfarbe als Bürgermeister. Doch das ist eine sehr, sehr kleine Gruppe; und die Mehrheit befasst sich damit ebenso wenig wie ich selbst.“

Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der 55-jährige als Arzt in der Küstenregion. Er ist mit einer Slowenien verheiratet, die nicht gefilmt werden wollte, und Vater zweier erwachsener Kinder. Seine Verwandten in Ghana verfolgen den Wahlkampf mit großem Interesse:

„Jeden Tag ruft mich meine Mutter an und fragt, wie es mir geht, und ob ich bis zum Ende durchhalten werde.“

Zu den Besonderheiten in Piran zählt auch, dass alle Wahlkampfplakate wegen der italienischen Minderheit zweisprachig sind. Gleiches gilt für alle Aufschriften. Trotzdem beklagten die Italiener gegenüber Staatspräsident Danilo Türk jüngst ihre Diskriminierung, weil Italienisch als Amtssprache kaum Verwendung finde. Daran wird der künftige Bürgermeister nur wenig ändern können, weil die Gemeinde für Minderheitenrechte kaum zuständig ist.

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