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Lage der Minderheiten in Slowenien

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Berichte Slowenien
In Slowenien ist seit Ende November die neue Regierung unter Ministerpräsident Janez Jansa im Amt. Jansa hat im Regierungsprogramm auch zugesagt, die Lage der Minderheiten zu verbessern. Das gilt nicht nur für Ungarn und Italiener, die als autochtone Minderheit anerkannt sind. Die zwei Abgeordneten dieser Minderheit unterstützen die Regierung und haben mit Jansa ein besonderes Koalitionsabkommen geschlossen haben. Verbessern will die neue Regierung aber auch den Status, der Kroaten, Serben, Bosnjaken und anderer Minderheiten, denen der besondere Status fehlt, den Italiener und Ungarn in Slowenien genießen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Slowenien

Insert1: 0’36 Marija Pozsonec, Ungarische Parlamentsabgeordnete

Insert2: 1’43 Mauricio Tremul, Union der Italiener in Slowenien und Kroatien

Insert3: 3’01 Doris Debenjak, Gottscheer Altsiedler Verein,

Aufsager 3’38 Christian Wehrschütz aus Slowenien

Gesamtlänge: 3’58

Die Stadt Lendava im Grenzgebiet zu Ungarn ist das Zentrum der ungarischen Minderheit. Fast 4.000 der 6.200 Ungarn leben hier. Alle Aufschriften und Ortstafeln sind zweisprachig. Zweisprachig ist auch der Unterricht für die mehr als 300 Schüler im Gymnasium der Stadt. Nur auf Ungarisch unterrichtet werden ungarische Geschichte und Kunst sowie Geographie. Die Minderheit verfügt auch über eigene Radio- und Fernsehprogramme. Trotzdem ist das Bekenntnis zu Ungarisch als Muttersprache rückläufig. Fast um ein Viertel gesunken ist in den vergangenen 10 Jahren die Zahl der bekennenden Ungarn:

„Ich sehe den Grund dafür nicht in der Politik, sondern in der Wirtschaft. Die Region des Übermurgebiets ist weiter zurückgeblieben als andere Teile Sloweniens. Es gibt nicht genügend Arbeitsplätze und daher zieht die Jugend weg. Doch dann werden Familien nicht mehr in einer zweisprachigen Umgebung gegründet, sondern in den wirtschaftlich besser entwickelten Gebieten Sloweniens.“

Marija Pozsonec ist die ungarische Vertreterin im slowenischen Parlament. Ebenso wie die Italiener haben die Ungarn ein fixes Mandat. Pozsonec hofft, dass sich der EU-Beitritt Sloweniens auch positiv auf die Minderheit auswirken wird.

Weniger optimistisch ist die italienische Minderheit, die an der slowenischen Adria-Küste lebt. Obwohl auch sie über eigene Radio- und Fernsehprogramme und über ein gut entwickeltes Schulwesen verfügt, ist ihre Zahl ebenfalls rückläufig. Binnen zehn Jahren sank die Zahl bekennender Italiener ebenfalls um mehr als 20 Prozent auf etwa 2.300. Dagegen haben knapp 3.800 Personen in der Volkszählung 2002 Italienisch als Muttersprache angegeben, ein Rückgang von nur drei Prozent:

„Ein derartig großer Unterschied bedeutet, das viele und vor allem junge Menschen sich nicht als Angehörige der italienischen Minderheit deklarieren wollen, obwohl sie bereit sind, italienisch als Muttersprache anzugeben. Atmosphäre und Klima der Gesellschaft gegenüber Minderheiten sind nicht das beste. Das sieht man vor allem bei der Jugend die mehrheitlich ein Faktor der Assimilierung ist.“

Maßgebend sind aber auch wirtschaftliche Gründe, denn im benachbarten Italien sind Lebensstandard und Möglichkeiten größer.

Eine soziale Randgruppe sind dagegen die knapp 4.000 Roma, obwohl auch sie in der slowenischen Verfassung erwähnt sind. Praktisch ohne höhere Bildung sind mehr als 70 Prozent arbeitslos. Am größten ist der Handlungsbedarf der neuen Regierung unter Janez Jansa jedoch gegenüber Bosnjaken, Kroaten und Serben. Zusammen machen diese drei Gruppen mehr als 100.000 Personen aus, ohne den Status einer anerkannten Minderheit zu besitzen.

Zu hören ist in Slowenien auch wieder die alt-deutsche Mundart der Gottscheer. Jugendarbeit, Sprachkurse und Theaterspielen zählen zu den Aktivitäten des Altsiedlervereins, die auch auf Misstrauen stoßen, denn in Slowenien sind anti-deutsche Vorurteile noch immer lebendig:

„So hat bei einer Klage der Bürgermeister von Dolenske Toplice ausgesagt, wir machen etwas Ungehöriges, weil wir im Briefkopf den Namen des Vereins auf Deutsch und Slowenisch geschrieben haben.“

Finanziert hat das Gottscheer-Kulturzentrum vor allem das Land Kärnten. Die Unterstützung durch Österreich und Slowenien ist gering, obwohl die Existenz der Minderheit im Kulturabkommen festgeschrieben ist. 1600 Personen bekennen sich in Slowenien zur deutschen Muttersprache. Angestrebt wird die Anerkennung als autochtone Minderheit, ein Ziel das bisher nur Ungarn und Italiener erreicht haben.

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