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Serbien und die Balkan Route der Migration

Fernsehen
ORF III
Berichte Serbien
Die Balkanroute ist heuer wieder zum Brennpunkt der Migration geworden. Eine zentrale Rolle auf dieser Route spielt Serbien. Wurden in den 19 Aufnahmelagern des Landes im Vorjahr 68.000 Personen registriert, so waren es heuer bereits 95.000. Noch höher dürfte die Dunkelziffer sein. Es dominieren Afghanen und Syrer, doch eine Rolle spielt auch die Visafreiheit für Indien; Burundi und Tunesien; Serben hat zugesagt, seine Visa-Regime bis Jahresende zu verschärfen, allerding noch nicht für Indien.

Berichtsinert: Christian Wehrschütz aus Serbien

Insert1: Rados Djurovic, Zentrum für Asylsuchende in Serbien

Insert2: Rados Djurovic, Zentrum für Asylsuchende in Serbien

Insert3: Iwan Gerginow, Serbisches Kommissariat für Flüchtlinge

Insert4: Iwan Gerginow, Serbisches Kommissariat für Flüchtlinge

Gesamtlänge: 4’09

Beim Übergang Horgos ist das serbisch-ungarische Grenzgebiet wieder zu einem Brennpunkt der illegalen Migration geworden. Nur wenige Kilometer entfernt lagern in aufgelassenen Gehöften hunderte Personen, die über Ungarn in verschiedene Länder der EU kommen wollen. Die meisten die wir hier treffen sind männlich und stammen aus Afghanistan. Sein Gesicht will keiner zeigen, aber einige sind bereit zu reden, wie ein 23-jähriger, der seit 14 Tagen in Serbien aber erst seit drei Tagen im Norden ist: (Migrant2)

Wie lange bist Du schon unterwegs?

"Drei Monate. "

Was war Deine Route?

"Zuerst Pakistan, dann Iran, dann Türkei und über Bulgarien nach Serbien."

Wieviel hast Du bisher Schleppern gezahlt?

"2000 Euro bis zur Türkei, dann 3.500 bis nach Serbien."

Warst Du schon in Ungarn?

"Einmal habe ich die Grenze passiert, doch man hat mich zurückgeschickt."

Klare Worte findet ein Vertreter einer serbischen Hilfsorganisation:

5'17'6 - Ungarn und der Grenzschutz - 5'51'9
"Nach vier bis fünf Rückweisungen kommen die Menschen durch; damit sehen wir, dass Migration durch Zäune nicht gestoppt werden kann und nur zur Gewalt führt. Denn hunderte Menschen versuchen täglich, nach Ungarn zu kommen, und Hunderte werden zurückgewiesen. Doch früher oder später gelingt der Übergang, dazu braucht es zwischen fünf und zehn Tage, um von Serbien nach Österreich zu kommen."

Hinzu kommt noch eine andere Folge des Grenzregimes

7'07'3 - Restriktion und mehr Geld - 7'41'0
"Die einschränkenden Maßnahmen stärken nur die Schmuggler und ihre Priese werden höher. Daher beteiligen sich am Schmuggel auch viele Bewohner vor Ort, weil der Profit enorm und wiederholbar ist, wenn dieselbe Person mehrfach durch die Ungarn zurückgeschickt wird. Somit geht es um sehr viel Geld, und daher wird die Lage hier schwieriger."

Auch der Belgrader Flughafen spielt heuer eine nicht unwichtige Rolle bei der Migration über die Balkanroute. Die Visafreiheit nutzen Bürger aus Burundi, Tunesien und Indien, um über Serbien in die EU zu kommen. Vor allem Inder kamen so in den vergangenen Monaten nach Österreich. Dagegen bevölkern dieses Aufnahmelager bei Belgrad vor allem Bürger aus Burundi; sie wollen über Kroatien und Slowenien weiter nach Westeuropa. Warum sieht dieses Zentrum so viel besser aus als andere im Norden?

10'57'0 - Ausgang - weniger Kapazitäten - 11'38'0
"Im Norden haben wir absichtlich Zentren mit geringeren Kapazitäten gebildet, damit die lokale Bevölkerung und die Grenzpolizei weniger Probleme haben. Im Norden war die Lage stets angespannter, weil Migranten dauernd den Übertritt versuchen und wieder zurückgeschickt werden. Da kommt es zu Verletzungen und Brutalität durch die Polizei, zu Diebstahl, die die Spannungen erhöhen.“

Doch warum ist Serbien nur ein Transitland?

9'20'2 - Warum nur Transit - 9'39'3 - Migrant - 9'57'8
"Die Menschen wollen hier nicht bleiben, weil die Sozialleistungen bei uns viel niedriger sind als in vielen EU-Ländern, weil der Durchschnittslohn viel niedriger ist, weil sie eben ihre Zukunft nicht hier, sondern etwas weiter nördlich sehen, was sich finanziell viel mehr auszahlt."
"Zweitens gibt es noch immer keine Abgrenzung zwischen Migranten; somit wissen wir nicht, ist das ein Migrant aus wirtschaftlichen Gründen oder jemand, der tatsächlich internationalen Schutz braucht. Das ist somit ein Mix aus dem jeder seine Schlüsse ziehen kann."

Dieses Lager liegt bei Subotica im Norden. Von den 95.000 Flüchtlingen und Migranten, die in diesem Jahr bisher registriert wurden, haben nur 20 Personen Asyl in Serbien erhalten.

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