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Alte und neue Routen der Migration

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ZiB24
Berichte Serbien
Über die Balkan-Route hat der Strom an Flüchtlingen und Migranten
wieder stark zugenommen. Nach Angaben des mazedonischen
Innenministeriums kamen binnen 48 Stunden mehr als 20.000 Personen aus
Griechenland; damit nähert sich die Zahl den Rekordwerten vom Sommer
mit 12.000 Menschen pro Tag. Starke Zunahmen verzeichnen daher auch
Serbien und Kroatien, von 7000 Personen pro Tag und mehr. Belgrad
betont, dass angesichts des herannahenden Winters die von der EU
bewilligte Finanzhilfe für Serbien und Mazedonien in der Höhe von
insgesamt 17 Millionen Euro bei weitem nicht ausreiche. Mangel besteht
vor allem an winterfesten Unterkünften.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien und Serbien

Insert1: Robert Lacko, Vorsitzender des Gemeinderates des Grenzortes Kanjiza

Insert2: Didar aus Afghanistan, 20 Jahre

Insert3: Didar aus Afghanistan, 20 Jahre

Gesamtlänge: 2’45

Der östlichste Zipfel Kroatiens im Grenzgebiet zu Serbien ist weiter
der zentrale Punkt, an dem Flüchtlinge und Migranten die grüne Grenze
passieren. Beim Ort Bapska werden die Ankommenden dann weiter
transportieren und zwar zum Auffanglager Opatovac an der Donau. Dort
findet die Registrierung statt; gestern waren es 7.800 Personen:
anschließend erfolgt der Transport an die ungarische Grenze im
Nordosten des Landes. Fraglich ist, ob und wann Ungarn dicht macht.
Hier am Grenzübergang Beremend ist bereits alles für die Sperre
vorbereitet. 41 Kilometer Zaun und Stacheldraht sind montiert; mehr
hält Ungarn für nicht nötig, weil die Drau den größten Teil der 330
Kilometer langen Grenze zu Kroatien bildet. Wie die Migrationsströme
auf eine Sperre reagieren würden, ist unklar. Die serbisch-ungarische
Grenze zeigt, wie schnell sie sich ändern. Mitte September herrschte
noch großer Andrang; binnen knapp fünf Monaten zogen 150.000
Flüchtlinge und Migranten hier durch. doch Ungarn setzte die Sperre
durch, und Horgos2 ist nun völlig verweist, allerdings immer noch
gesperrt. Zurück blieben nur einige Spuren; völlig normal fließt der
Verkehr bei Horgos1, dem Hauptübergang auf dem Weg nach Budapest.
Versuche die grüne Grenze zu passieren gibt es kaum:

„Wir haben noch kleine Gruppen, das sind so fünf bis 10 Personen,
vor allem aus Afghanistan und Pakistan. Darunter sind seit zwei Wochen
kaum mehr Kinder und Frauen, sondern einzelne Personen, die aber das
Aufnahmelager nicht nutzen. Wo sie die Grenze passieren, wissen wir
nicht.“

Völlig verwaist ist das Auffanglager in Kanjiza; die Zelte dienen als
Reserve, obwohl sie nicht wintertauglich sind, weil sie nicht beheizt
werden können. Auch die sanitären Einrichtungen sind nicht für
Minusgrade geeignet. Dasselbe gilt für Dimitrovgrad, das Auffanglager
an der serbisch-bulgarischen Grenze. Bis zu 300 Personen kommen pro
Tag hier an, vor allem Syrer, Iraker und Afghanen:

„Die Taliban haben unsere Schule verbrannt, daher kamen wir hierher.“

Schleppend verläuft die Registrierung der Ankömmlinge:

„Wir warten schon vier, fünf Stunden.“

Spartanisch ist die Unterbringung der Menschen. Auffallend ist, dass
keine Frauen und Kinder zu sehen sind. Gekommen sind viele über den
Iran, die Türkei und dann über die Landgrenze zu Bulgarien. Ob diese
Route an Bedeutung gewinnt, wird wohl auch davon abhängen, wie lange
der Seeweg von der Türkei nach Griechenland noch gut passierbar ist.


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