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Serbische Regierung stellt JAT unter Zwangsverwaltung

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien
Unbequem, billig und zuverlässig, das waren die Attribute der staatlichen jugoslawischen Fluglinie JAT. Geblieben sind davon nur mehr die Eigenschaft „unbequem“, denn die Preise wurden vor etwa einem Jahr drastisch angehoben, und Streiks der Mitarbeiter führten wiederholt zu Ausfällen von Inlands- und Auslandsflügen. Nach mehr als acht Monaten Agonie stellt nun die serbische Regierung die JAT unter Zwangsverwaltung. Damit soll auch die zügige Restrukturierung beginnen, die im Juni abgeschlossen sein soll. Derzeit hat die JAT 31 Maschinen, von denen nur 22 tatsächlich fliegen, und sechs dieser 22 nur im Inland eingesetzt werden können. Die Flugline zählt derzeit fast 3.700 Mitarbeiter; dazu zählen auch die Beschäftigten in Hotels, in der Pilotenakademie, der technische Dienst, das Catering und eine kleine Radiostation. All diese Konzernteile sollen ausgegliedert und auch eine eigene Leasing-Gesellschaft für Charterflüge geschaffen werden. 900 Mitarbeiter Mitarbeiter werden abgebaut, wobei ihnen der Abgang durch eine Abfertigung erleichtert werden soll. Im eigentlichen Bereich der Fluglinie werden dann nur mehr 1.500 Personen beschäftigt sein.

Die Restrukturierung der JAT war längst überfällig, doch ist es immerhin positiv, dass sich die Regierung nun dazu aufgerafft hat. Gleichzeitig ist der Zustand der JAT aber auch ein Symbol für den Verfall der Infrastruktur und der Staatsbetriebe in der Ära des Zerfalls des alten Jugoslawien. So sind die Maschinen der JAT im Durchschnitt 21 Jahre alt, wobei die jüngste Maschine vor 12 Jahren beschafft wurde. Zu Beginn des Vorjahres wies die Fluggesellschaft einen Verlust von mehr als 320 Millionen Euro auf. Mit 450 Millionen Euro waren die Verbindlichkeiten noch höher, während das Vermögen der JAT auf weniger als 100 Millionen Euro geschätzt wurde. Doch auch nach einer erfolgreichen Restrukturierung wird die JAT nur eine Chance haben, wenn sie sich als regionale Flugline positioniert und dabei im Wettbewerb mit Slowenien und Kroatien und anderen Fluglinien des Balkan ihre Wettbewerbsfähigkeit beweist.

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