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Boris Tadic: Ein Psychologe für die serbische Seele

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien
Ein Psychologe für die serbische Seele

Boris Tadic ist der Präsident für ein europäisches Serbien

Die Wahl von Boris Tadic zum Präsidenten ist für Serbien eine doppelte Premiere. Denn der 45-jährige Tadic ist er der erste Präsident, der kein Mitglied der kommunistischen Partei Jugoslawiens gewesen ist. Zweitens wird mit Tadic praktisch erstmals der Präsi-dent nicht von einer Regierungspartei gestellt.

Der in Sarajevo geborene Tadic ist diplomierter Sozialpsychologe und Vorsitzender der oppositionellen Demokratischen Partei. Das Amt verdankt der Vater zweier kleiner Kinder dem Niedergang der Partei nach dem Mord an Ministerpräsident Zoran Djindjic im März 2003. Die Partei war unter Zoran Zivkovic, Djindjics Nachfolger als Regierungschef in allerlei Affären verstrickt, wobei Führungsfunktionären auch Kontakte zur Unterwelt nachgesagt wurden. Wegen des Umfragetiefs vor der Parlamentswahl im Dezember 2003 kam es daher zur Revolution an der Parteibasis. Anstelle des farblosen Zivkovic wurde Tadic zum Spitzenkandidaten bestellt, weil er viel bessere Umfragewerte hatte. Der Hoffnungsträger wurde seiner Rolle gerecht und erreichte noch ein gutes Ergebnis. Anschießend übernahm Tadic die Parteiführung, obwohl er nicht der politische Ziehsohn von Djindjic gewesen ist. Zu eigenständig war Tadic, der auch noch gut aussieht, groß gewachsen ist und ein ausgleichendes, ruhiges Wesen hat.

Seine Parteikarriere begann der Psychologieprofessor, der auch als Journalist gearbeitet hat, im Jahre 1990. Tadic war Abgeordneter im serbischen Parlament, und nach dem Sturz von Slobodan Milosevic im Obtober 2000 wurde er Telekommunikationsminister in der jugoslawischen Regierung. Nach der Umwandlung Jugoslawiens in den Staaten-bund Serbien-Montenegro war Boris Tadic ab März 2003 Verteidigungsminister. Er leitete erste ernsthafte Reformen der Streitkräfte ein und zeigte dabei seine Fähigkeit, sich rasch in fremde Materien einzuarbeiten. Vom Amt des Verteidigungsministers trat er im März 2004 nach der Wahl von Vojislav Kostunica zum Ministerpräsidenten zurück. Im zweiten Durchgang der Präsidentenwahl in Serbien unterstütze Kostunica auch offiziell Tadic, nachdem der Kandidat der Regierung kläglich gescheitert war. Mit dem politisch geschwächten Kostunica, der eine Minderheitsregierung führt, wird Tadic nun zusammenarbeiten müssen. Tadic werte seine Wahl zum Präsidenten als Zeichen der Einheit des demokratischen Lagers und als Schritt Serbiens Richtung EU.

Doch das Liebkind des Westens wird Serbien nur in diese Richtung führen können, wenn diese brüchige Einheit tatsächlich hält. Funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Tadic und Kostunica, kann das die Reformen beschleunigen. Funktioniert sie nicht, wird der Konflikt das Reformlager weiter schwächen und die Ultranationalisten werden der lachende Dritte sein. Einen ersten Stimmungstest haben Tadic und Kostunica bereits in drei Monaten zu bestehen, denn dann finden in Serbien Lokalwahlen statt.

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