Milosevic
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Berichte Serbien
Die vier Täter sind in Haft. Sie sind Angehörige der inzwischen aufgelösten Sonderpolizei-einheit der „Roten Barette“. Die Einheit war Milosevics Prätorianergarde. Ihrer bediente er sich, um Gegner wie Ivan Stambolic zu beseitigen. Denn Stambolic galt als ein möglicher Kandidat der Opposition für die jugoslawische Präsidentenwahl Ende September 2000 und wußte außerdem viel über Milosevics Vergangenheit. Doch die „Roten Barette“ zeigen auch, wie sehr Kriegsverbrecher und Kriminelle mit Milosevic und seinem Sicherheitsapparat ver-woben waren. Deren Kommandant bis vor zwei Jahren war der 38-jährige Milorad Lukovic; er begann seine Karriere als gewöhnlicher Krimineller in Belgrad. Die Flucht vor der Polizei führte Lukovic nach Frankreich. Dem Zwischenspiel bei der Fremdenlegion verdankt Lukovic den Spitznamen „Legionär.“ 1992 kehrte er nach Serbien zurück Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien nutzen er und viele Kriminelle, um unter dem Deckmantel des Patriotismus reich zu werden. Dazu zählte auch Milizenführer Arkan. Unter dessen Kommando diente zunächst auch Lukovic. Beim Sturz von Milosevic im Oktober 2000 verhielt sich Lukovac neutral und ermöglichte einen weitgehend unblutigen Machtwechsel.
Dieser Umstand und der Machtkampf in der siegreichen Opposition führte dazu, daß zunächst weder mit den Milosevic-Altlasten noch mit der Organisierten Kriminalität wirklich aufge-räumt wurde. So war Lukovac auch der prominenteste Vertreter des Mafiaklans von Zemun, der mit Drogenhandel, Auftragsmorden, Entführungen und Erpressungen sein Geld verdiente.
Das Ende dieses Klans begann sich abzuzeichnen, als es Lukovac nicht gelang, den Paten eines verfeindeten Mafiaklans zu liquidieren; der Mann wechselte die Seite und lief zur serbischen Polizei über. Dieser Umstand dürfte in Zemun Panik ausgelöst haben. Um Serbien ins Chaos zu stürzen, wurde die Ermordung von Zoran Djindjic beschlossen. Ausgeführt hat das Attentat ein führendes Mitglied der „Roten Barette“. Doch die Rechnung ging nicht auf; der Attentäter ist in Haft und der Klan von Zemun und dessen Netzwerk sind praktisch be-seitigt. Mehrere hohe Justizbeamte und Polizisten, die für den Klan gearbeitet haben, sind in Haft. Nur Milorad Lukovic ist noch auf der Flucht.
Serbien hat somit die historische Chance, mit der Organisierten Kriminalität und der Ära Milosevic gleichzeitig aufzuräumen. Daß diese Selbstreinigung nicht sofort nach dem Sturz von Milosevic vollzogen wurde, liegt auch daran, daß einflußreiche Teile der siegreichen Opposition keinen wirklichen Bruch mit der Vergangenheit wollten. Diese Haltung haben Zoran Djindjic und andere mit dem Leben und Serbien mit einer beträchtlichen Verzögerung der Reformen bezahlt.
Stambolic Biographie
Der 1936 geborene Serbe Ivan Stambolic war weltoffener Kommunist im Tito-Jugoslawien und Förderer von Slobodan Milosevic. 1987 stürzte Milosevic Stambolic als serbischer Präsi-dent. Bis 1997 war Stambolic Bankdirektor. Nach dem Kosovo-Krieg kritisierte er Milosevic immer schärfer auch öffentlich. Diesen Politik fiel er im August 2000 selbst zum Opfer. Sein einstiges Verhältnis zu Milosevic beschrieb Stambolic so: „Er war wie ein Bruder für mich“
1936 in Serbien geboren; 1987 – 97 Direktor der Jugoslawischen Bank für Internationale Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Stambolic Zitate: 1987 – 1999: „In diesen 12 Jahren wurde ein blutiger Kreis gezogen und geschlossen.“
Als Stambolic das sagte, wußte er nicht, daß sich der
Bekanntschaft mit Milosevic: Mitte der 60iger Jahre „Er war wie ein Bruder für mich“
Belgrader Wirtschaftskammer – Nachfolge
1987: Kosovo – Milosevic – Nationalismus, Stambolic – Dialog; Triumph des Nationalismus
Wegkreuzung – Machtkampf: