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TV-Duell Labus-Kostunica und Stichwahl

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien
In Belgrad fand Mittwoch abend das erste Fernsehduell zwischen Politikern in der Geschichte Serbiens stattgefunden Anlaß dafür ist die Stichwahl für das Amt des serbischen Präsidenten kommenden Sonntag zwischen dem jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica und dem Reformpolitiker Miroljub Labus.. Die Fernsehkonfrontation begann und endete mit einem Handschlag zwischen Kostunica und Labus und mit einem Aufruf, zur Wahl zu gehen. Damit waren die Gemeinsamkeiten erschöpft, auch was das Auftreten der beiden betraf. Kostunica wirkte ruhig, manches Mal sogar gehemmt, wenn seine Finger den Mund bedeckten, während er sprach; Labus wirkte in Körpersprache und Stimme weit aggressiver, verwendete viele Daten, um die Reformerfolge darzustellen. Kostunica präsentierte sich als Hüter des Rechts-staates. Der Tenor seiner Botschaft lautete, daß die Reformen Selbstzweck seien und sogar über den Rechtsstaat gestellt würden. Generell sah Kostunica das serbische Reform-Glas halb leer, Labus dagegen halb voll.

Welche Wirkung das Duell hat ist ebenso unbekannt wie die Zuschauerzahl. Zwar übertrugen vier nationale TV-Stationen direkt, doch die Konkurrenz war groß. Fast zeitgleich fanden das Basketballspiel Real Madrid gegen Partisan Belgrad und das Volleyballspiel Jugoslawien – Portugal statt, eine große Versuchung für die sportbegeisterten Serben. Ministerpräsident Zoran Djindjic sagte, er werde Zappen, das Basketballspiel interessiere ihn ebenfalls. Djindjic könnte gelegen kommen, daß die Wahlbeteiligung unter 50 Prozent liegt; dann müßte die gesamte Wahl wiederholt werden und Djindjic gewänne Zeit. Ist die Wahl gültig und gewinnt wie erwartet Kostunica, so will dieser seinen Hauptgegner Djindjic stürzen und Neuwahlen herbeiführen. Kostunica war der einzige der seinen Wahlkampf weiterführte. Miroljub Labus beschränkte sich auf das TV-Duell, selbst seine Plakate waren in Belgrad nicht mehr zu sehen. Die Gefahr, daß die Stichwahl am fehlenden Quorum scheitert ist real; bereits im ersten Durchgang lag die Wahlbeteiligung bei nur 55 Prozent und erfahrungsgemäß ist sie in der Stichwahl stets niedriger.

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