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Die Dveri als verlängerter politischer Arm der Orthodoxie?

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In Serbien finden kommenden Sonntag Parlamentswahlen statt.18 Parteien treten an, und dazu zählt auch eine ultranationalistische Bewegung, der ausgesprochen enge Beziehungen zur Orthodoxen Kirche nachgesagt werden. Diese Bewegung nennt sich nacheinen altslawischen Wort für Tür „Dveri“. Ihre Mitglieder sind um die 30 Jahre alt und fordern eine umfassende geistige und moralische Wiedergeburt Serbiens, die nur aus einem umfassenden Bekenntnis zu orthodoxen Werten kommen könne. Nach Umfragen haben die „Dveri“ durchaus Chancen, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, die für den Einzug ins Parlament besteht. Aus Belgrad berichtet über diese Bewegung unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Die „Dveri“ sehen sich selbst als Kinder der Orthodoxen Kirche; sie entstanden um die Jahrtausendwende als Folge des blutigen Zerfalls des alten Jugoslawien, als die alten kommunistischen Werte nicht mehr galten und kriminelle Milizen-Führer zu Idolen wurden. Die „Dveri“ begannen als Studentengruppe, die eine umfassende publizistische Tätigkeit entfaltete. Zu ihren Gründern zählt der Absolvent der Philologischen Fakultät in Belgrad, der 36-jährige Bosko Obradovic. Warum der Name „Dveri“ gewählt wurde, der den Zugang zum Altarraum in einer orthodoxen Kirche bezeichnet, erklärt Bosko Obradovic so:

"Auf symbolische Weise bezeichnet das für uns eine Art Durchgang in Richtung der geistigen und moralischen Werte des serbischen Volkes, einen Durchgang zum Allerheiligsten, das für uns das Wichtigste ist. Symbolisch wollten wir mit diesem Wort zeigen, dass es um eine Generation junger Serben geht, die in den schwierigen 90iger Jahren zur Kirche zurückkehren wollten, zu ihrer geistigen und nationalen Identität, zu vergessen Werten, die ein halbes Jahrhundert kommunistischer Tyrannei in Serbien vernichtet haben.“

Die „Dveri“ sind wertkonservativ; in der EU sehen sie einen Werteverfall, weil Brüssel etwa auf die Abhaltung eine Homosexuellen-Parade in Belgrad bestehe. Der Kosovo sei wichtiger als eine EU-Mitgliedschaft, statt auf ausländische Investoren müsse sich Serbien auf die Entwicklung der eigenen Wirtschaft konzentrieren. Die Bewegung bekennt sich zur Trennung von Kirche und Staat; das Verhältnis skizziert Bosko Obradovic so:

„Kirche und Staat haben mehr oder weniger dieselben Aufgaben, das Volk zu erziehen, sein Leben zu verbessern und allen sozial Bedrohten zu helfen. Hier sehen wir eine moderne Mission der orthodoxen Kirche und zwar durch eine moderne Soziallehre, die vorsieht, dass die Kirche dem Staat bei der Lösung sozialer Fragen hilft; das betrifft Armut, Suchterkrankungen und den Kampf gegen den Bevölkerungsschwund. Hinzu kommen Bildungsfragen, wo die Kirche sicher einen bedeutenden Beitrag als Unterrichtsinstitution mit einer tausendjährigen Erfahrung leisten kann.“

Aus politischen Gründen sind die „Dveri“ jedoch gegen die Ökumene und auch gegen einen Besuch des Papstes in Serbien. Einerseits werfen sie dem Vatikan vor, eine wichtige Rolle beim Zerfall des alten Jugoslawien gespielt und damit Serbien geschadet zu haben. Zweitens habe sich der Vatikan noch nicht für Verbrechen am serbischen Volk im Zweiten Weltkrieg entschuldigt, bei denen die Katholische Kirche in Kroatien nach Ansicht der „Dveri“ eine führende Rolle gespielt hat.

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