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Serbien und die Verhaftung von Ratko Mladic

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Berichte Serbien
In Serbien ist heute der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic verhaftet worden. Seit März 1997 lebte er zunächst in Belgrad, nach dem Sturz von Slobodan Milosevic im Herbst 2000 tauchte er unter und war dann auch tatsächlich auf der Flucht. Mladic ist der vorletzte Kriegsverbrecher, den das Haager Tribunal noch sucht. Flüchtig ist noch der Serbe Goran Hadzic, dem Verbrechen in Kroatien zur Last gelegt werden. Er ist seit mehrt als vier Jahren flüchtig. Über die Verhaftung von Ratko Mladic berichtet aus Belgrad Christian Wehrschütz:

In den frühen Morgenstunden durchsuchten Spezialeinheiten der Polizei mehrere Häuser im Dorf Lazarevo – 80 Kilometer von Belgrad entfernt. Gefunden wurde ein Mann, der unter dem Namen Milorad Komadic bei Verwandten lebte und Ratko Mladic sehr ähnlich sah. Eine DNS-Analyse bestätigte die Identität und um Mittag sickerten erste Informationen über die Verhaftung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers durch. Um 13 Uhr trat dann in Belgrad Staatspräsident Boris Tadic vor die Presse, bestätigte die Verhaftung und sagte:

„Ein Kapitel in der Geschichte ist nun geschlossen und eine neue Möglichkeit wurde geschaffen, dass wir nun gemeinsam in der ganzen Region an der Aussöhnung und an einer besseren Gesellschaft in Südosteuropa arbeiten können. Ich glaube, dass nun alle Türen offen sind für künftige Verhandlungen mit der EU und auch für eine Mitgliedschaft in der EU.“

Mit großer Sicherheit wird Serbien im Herbst den Status eines EU-Beitrittskandidaten erhalten. Auf dem Weg zu einem normalen Land fehlt dann nur noch die Normalisierung der Beziehungen zum Kosovo, ein ebenso schwerer Brocken wie die Reformen selbst, die Serbien auf dem Weg Richtung Brüssel noch bevorstehen. Ratko Mladic war etwa 10 Jahre auf der Flucht; die letzte Gelegenheit zu seiner Verhaftung versäumte Belgrad im Februar 2006. Heute leistete Mladic keinen Widerstand und bisher blieb es auch in Serbien ruhig. Der 69 soll sehr gealtert und gesundheitlich schlecht beisammen sein. Seine Auslieferung an das Tribunal könnte eine Woche dauern, wenn Mladic dagegen Einspruch erhebt.

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