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Katholische Kirche und der neue Patriarch

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In Serbien hat die Orthodoxe Kirche seit knapp zwei Wochen ein neues Oberhaupt. Die Wahl des 79-jährigen Irinej zum Patriarchen haben auch die anderen Religionsgemeinschaften in Serbien genau verfolgt. Schließlich hängen Zusammenarbeit und Ökumene und für die Katholische Kirche ein möglicher Besuch des Papstes in Serbien sehr wesentlich vom neuen Patriarchen ab. Über die Einschätzung des neuen Orthodoxen Oberhaupts durch die anderen Religionsgemeinschaften in Serbien berichtet aus Belgrad unser Bankan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Dem neuen Patriarchen Irinej werden von den anderen Religionsgemeinschaften drei Eigenschaften zugeschrieben. Als langjähriger Bischof von Nis und Mitarbeiter seiner Vorgänger ist er erstens qualifiziert die Orthodoxe Kirche zu führen und deren Einheit zu stärken. Schließlich gibt es divergierende Meinungen zum Kosovo, zur EU sowie zu innerkirchlichen Fragen wie der Territorial- und der Liturgiereform. Umwälzende Reformen werden aber nicht erwartet, sonder Kontinuität gepaart mit schrittweisen Änderungen. Zweitens verfügt Irinej über ausgeprägte Dialogbereitschaft, die auch die Zusammenarbeit mit dem Islam und der Katholischen Kirche verbessern können. Drittens ist er offensichtlich zu einem vorsichtigen Kurs Richtung EU bereit; das ist für Serbien besonders wichtig, weil die EU-Mitgliedschaft das höchste politische Ziel des Landes ist. In diesem Sinne wird es wohl auch für die EU nötig sein, die Orthodoxe Kirche als wesentlichen Träger der serbischen Identität stärker in den Annäherungsprozess einzubinden. Was das Verhältnis zur Katholischen Kirche betrifft, so gibt es mehrere offene Fragen; dazu zählen der Umgang mit gemischten Ehen, etwa zwischen Serben und Kroaten, eine größere Sensibilität der Orthodoxie für kleinere Kirchen, die in Serbien meistens die Kirchen nationaler Minderheiten sind, und schließlich der Papst-Besuch. In Aussicht genommen ist das Jahr 2013, anlässlich der Feiern zum Mailänder Toleranzedikt; damit gewährte der römische Kaiser Konstantin auch dem Christentum die Gleichberechtigung. Konstantin wurde in Nis geboren, wo Irinej als Bischof wirkte. Für die Katholische Kirche ist entscheidend, dass ein allfälliger Besuch des Papstes nicht nur den Charakter einer Teilnahme an einer internationalen Konferenz bekommt, sondern auch ein Besuch Serbiens ist. Vorbereitungen gibt es dafür noch nicht; doch nun könnte auch die institutionalisierte Zusammenarbeit mit der Orthodoxie wieder stärker werden, die unter der langen Krankheit des im November verstorbenen Patriarchen Pavle ebenfalls gelitten hat.

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