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Gaskrieg und der Balkan

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Berichte Serbien
Von Graskrieg zwischen Russland und der Ukraine ist natürlich auch das ehemalige Jugoslawien massiv betroffen. In vielen Städten saßen die Bewohner ausgerechnet gestern, am orthodoxen Weihnachtsfest, bei winterlichen Temperaturen in gar nicht oder nur schlecht geheizten Wohnungen. Betroffen von den Versorgungsengpässen sind auch Betriebe, Kindergärten und Altenheime. Aus Belgrad berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Wie sehr die Staaten des ehemaligen Jugoslawien unter Engpässen bei der Gasversorgung leiden, hängt von drei Faktoren ab: von der Rolle des Erdgases als Energieträger, von der Lagerkapazität und von der Möglichkeit, auf andere Energieträger umzustellen. Keine Gaslager haben etwa Serbien und Bosnien, die auch keine Reserven mehr haben. So sind in Novi Sad in der Vojvodina bereits 75.000 Personen ohne Heizung, weil die Heizwerke nicht auf Schweröl umstellen konnten. Die Reserven an Schweröl reichen in Serbien für sieben Tage, umgestellt wurde überall dort, wo es möglich ist, und auch die Stromimporte hat Serbien erhöht. Bosnien hat praktisch mit den gleichen Problemen zu kämpfen; zu verzeichnen war ein wahrer Run auf Radiatoren und Heizstrahler. Davon wurden etwa in einem Einkaufszentrum in Sarajewo binnen zwei Tagen mehr als 3000 Stück verkauft. Auch Holz und Kohle sind sehr begehrt. Die Regierungen in Belgrad, Sarajewo und allen anderen Staaten des ehemaligen Jugoslawien haben die Bürger aufgerufen, auch mit Strom sparsam umzugehen. Besser als in Serbien und Bosnien ist die Lage derzeit noch in Slowenien und Kroatien. Beide haben größere Gaslager, außerdem versorgt sich Slowenien teilweise auch aus Algerien und Kroatien deckt seinen Gasbedarf zu etwa 60 Prozent selbst. Trotzdem treten in beiden Staaten durch den Lieferstopp aus Russland Engpässe auf. Slowenien hat eine garantierte Versorgung nur mehr bis Sonntag, vorbereitet wird der Umstieg auf Strom in der Industrie, wo das eben möglich ist. Kroatien hat die Versorgung der Industrie bereits gekürzt und Versorgungsprioritäten gesetzt. Dazu zählen vor allem Haushalte, Krankenhäuser und andere lebenswichtige Einrichtungen. Weit geringer von der Krise betroffen sind Mazedonien, Montenegro und der Kosovo. Im Kosovo gibt es überhaupt keine Gasversorgung, weil es keine Leitung gibt; für kosovarische Verhältnisse relativ gut funktioniert bisher die Stromversorgung. In Mazedonien und Montenegro heizen die Haushalte nicht mit Gas, doch leiden große mazedonische Firmen unter dem Lieferstopp, weil sie nicht auf andere Energieträger umstellen können.

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