Ausschreitungen nach Karadzic Demonstration in Belgrad
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Berichte Serbien
Wiederrum waren es in Belgrad die gefürchteten jugendlichen Anhänger von Fußballklubs, die die Ausschreitungen provozierten. Sie bewarfen die Polizei mit Schlagstöcken, Steinen und großen Feuerwerkskörpern und schlugen Fensterscheiben im Stadtzentrum ein. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein. Aufrufe zur Gewaltlosigkeit durch die Organisatoren verhallten ungehört; selbst der Generalsekretär der ultranationalistischen Partei, bekam einige Schläge ab. Insgesamt waren 3.500 Polizisten im Einsatz, um Regierungsgebäude, Botschaften und westliche Geschäfte zu schützen. Im Chaos endete trotzdem die Kundgebung gegen die bevorstehende Auslieferung von Radovan Karadzic an das Haager Tribunal. Die etwa 30 Redner bildeten ein Sammelsurium aller antiwestlichen Kräfte. Diese Gruppen reichen von den ehemaligen nationalkonservativen Regierungsparteien bis hin zu den oppositionellen Ultranationalisten; doch auch faschistische Jugendgruppen und der Bruder von Radovan Karadzic nahmen an der Kundgebung teil. Karadzic wurde unisono von allen Rednern zum serbischen Helden und Märtyrer hochstilisiert:
„Dieser Mann Radovan Karadzic hat es geschafft, in einer Atmosphäre des Wilden Westens, in einer Atmosphäre der Lynchjustiz, der Verfolgung, nicht zu leben und zu arbeiten; sondern er konnte auch anderen Menschen helfen und sie heilen.“
Verurteilt wurde jede Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal, das ebenso wie die prowestliche serbische Führung zu den Feindbildern der Demonstranten zählte. Diese kamen jedoch in weit geringerer Zahl als von den Organisatoren erwartet; daher ist die Veranstaltung eigentlich als Niederlage für die Ultranationalisten zu werten. Während in Belgrad für Karadzic demonstriert wurde, verurteilte in Sarajewo ein Kriegsverbrechergericht sieben Serben zu insgesamt 284 Jahren Haft. Sie wurden für schuldig befunden, am Massaker in Srebrenica teilgenommen und an der Ermordung von eintausend Bosnjaken beteiligt gewesen zu sein. Doch diese Urteile zählen in Belgrad wenig, wo von vielen Ultranationalisten noch immer bestritten wird, dass es das Massaker überhaupt gegeben hat.