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TV-Duell Tadic und Nikolic vor Stichwahl

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Berichte Serbien
In Belgrad hat gestern Abend das Fernsehduell zwischen den beiden Kandidaten für die Stichwahl um das Amt des serbischen Präsidenten stattgefunden. Verbal die Klingen kreuzen Amtsinhaber Boris Tadic und sein Herausforderer Tomislav Nikolic. Der pro-westliche Tadic will Serbien auch dann auf EU-Kurs halten, sollte die albanisch dominierte Provinz Kosovo unabhängig werden. Der Ultranationalist Nikolic will in diesem Fall jede weitere EU-Annäherung beenden, und Serbien an Russland heranführen. Die EU und der Kosovo waren jedoch nicht die einzigen Themen des TV-Duells, das etwa 80 Minuten dauerte. Gesehen hat es in Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz; hier sein Bericht:

Das Fernsehduell zwischen Boris Tadic und Tomislav Nikolic lief nach strengen Regeln ab; sie hatten die Wahlkampfstäbe beider Kandidaten ebenso festgelegt wie die Themen. Eine echte Debatte über die Fragen Kosovo, EU, internationale Beziehungen, Wirtschaft oder Jugend kam nicht zustande; das Duell verlief ohne Höhepunkte, und vor allem Tadic begnügte sich, damit, vorgefertigte Texte abzulesen. Tadics Taktik bestand darin, immer wieder an die Rolle von Tomislav Nikolic und seiner Radikalen Partei als Koalitionspartner von Slobodan Milosevic zu erinnern. Diesem Ziel diente der wiederholte Hinweis auf Vojislav Seselj, der sich als Vorsitzender der Radikalen wegen des Vorwurfs der Kriegsverbrechen vor der Haager Tribunal verantworten muss:

„Die Politik der Serbischen Radikalen Partei und von Vojislav Seselj führt zweifellos in die Isolation, denn das ist eine konsequente Politik in diese Richtung.“

In Frage stellte Tadic auch die Bereitschaft der Radikalen, mit der EU zusammen zu arbeiten:

„Die Radikale Partei von Vojislav Seselj und seines Stellvertreter Tomislav Nikolic glaubt in dem Ausmaß an Europa wie der Titel eines Buches lautet, das Seselj im Jahre 2006 geschrieben hat: „Die EU eine teuflische Schöpfung“. Dieses Buch hat die Radikale Partei herausgegeben.“

Tadic bekannte sich klar zum EU-Kurs und verwies vor allem auf den höheren Lebensstandard, den die EU Ländern wie Rumänien und Ungarn gebracht habe. Künftig würden davon auch die Serben profitieren und viele Jugendliche könnten dann im Ausland studieren. Darauf erwiderte Tomislav Nikolic:

„Es ist schön, wenn junge Menschen im Ausland studieren. Doch am schönsten ist es, wenn sie daheim studieren können, wenn die Bildung nicht davon abhängt, ob die Eltern Geld haben oder nicht. Das haben sie nicht sichergestellt. Heure unterscheiden sich die Kinder dadurch, ob der Vater Geld hat; wenn ja studieren sie, wenn der Vater arm ist, dann nicht.“

Nikolic warf Tadic vor, Korruption, Misswirtschaft und Arbeitslosigkeit nicht ernsthaft bekämpft zu haben:

„Fragen Sie doch die Arbeiter, wie sie sich fühlen, wenn vor ihrer zugesperrten Fabrik stehen. Fragen sie die Arbeiter, wie sie sich fühlen, wenn ihre Zuckerraffinerie um drei Euro verkauft, und dann um 14 Millionen Euro weiter verkauft wurde.“

In der Frage der Außenpolitik warf er Tadic vor, Serbien nur auf die EU ausgerichtet zu haben, die nun die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen werde. Daher müsse sich Serbien auch an Russland orientieren. Einig waren sich Nikolic und Tadic nur im Nein zur Unabhängigkeit des Kosovo.

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