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Der Kosovo ist für Serbien nicht verhandelbar

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Berichte Serbien
In Serbien hat man mit Entschiedenheit alle Versuche der EU zurückgewiesen, die Unabhängigkeit des Kosovo durch eine raschere Annäherung an die EU zu kompensieren. So erklärte Ministerpräsident Vojislav Kostunica in Belgrad, es sei besonders beleidigend, einem verstümmelten Serbien im Austausch für dessen Zustimmung zur Gewalt als Belohnung einen beschleunigten EU-Beitritt anzubieten. Für Serbien ist der Kosovo somit nicht verhandelbar; abgelehnt wird auch die Entsendung von 1800 Polizisten und Juristen durch die EU. Diese Mission soll die UNO-Mission ablösen, die den Kosovo seit dem Ende des NATO-Krieges vor acht Jahren verwaltet. Aus Belgrad berichtet über die serbische Reaktion unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

In Serbien geraten die pro-europäischen Kräfte immer mehr in die Defensive, je klarer sich die EU für die wohl unvermeidliche Unabhängigkeit des Kosovo ausspricht. Die gestrigen Beschlüsse des EU-Gipfels zum Kosovo kritisierte Ministerpräsident Vojislav Kostunica als Versuch der EU einen Marionettenstaat auf serbischem Boden zu schaffen. De facto besteht dieser schon seit acht Jahren unter Führung der UNO, die nun von einer EU-Mission abgelöst werden soll; sie ist nur das Vorspiel zur Unabhängigkeit. Sie lehnen Konstunica, die Nationalkonservativen und die Ultranationalisten aus Überzeugung ab, die pro-westlichen Kräfte dagegen vor allem aus Staatsräson. Mitverantwortlich dafür ist die inkonsequente Haltung des Westens nach dem NATO-Krieg im Jahre 1999:

„Die NATO hat ihren Sieg nicht anerkannt, sondern eine Vereinbarung unterschrieben. Milosevic feierte einen Sieg; 9.000 Soldaten wurden ausgezeichnet für die erfolgreiche Verteidigung des Kosovo; die Öffentlichkeit verstand, dass wir den Kosovo verteidigt haben; wir bekamen eine Bescheinigung dadurch, dass die UNO-Resolution 1244 gewisse Zuständigkeiten über den Kosovo anerkannte. Und jetzt verlangt man von der neuen politischen Elite, dass sie etwas hergibt, das sie nicht verloren hat. Einen Verlust kann man tragen, doch etwas her zu schenken kann sich keine Elite erlauben, und daher auch diese nicht.“

… erläutert in Belgrad der Meinungsforscher Srdjan Bogosavljevic.

Noch schlimmer ist für Serbien der Versuch der EU, den Verlust des Kosovo durch einen rascheren Beitritt zu kompensieren. Galt bisher die Auslieferung von Ratko Mladic an das Haager Tribunal als Vorbedingung, so ist davon plötzlich nicht die Rede mehr:

"Das ist ein ausgesprochen hässlicher Handel, der vor allem die Serben erniedrigt und ihre Würde verletzt. Würde Serbien einer derartigen Union beitreten, würde es Mittäter sein, bei der gewaltsamen Wegnahme seines eigenen Territoriums."

… betont in Kosovska Mitrovica Marko Jaksic, ein führender Vertreter der Kosovo-Serben. Sollte die EU der Unabhängigkeit des Kosovo zustimmen, werde die antiwestliche Stimmung in Serbien weiter steigen. Lachender Dritter könnten die Ultranationalisten bei der Präsidentenwahl Ende Jänner sein, betont Jaksic.

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