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Reportage über abgeschobene Familie im Kosovo

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Berichte Serbien
Wie sollen die Behörden mit Ausländern umgehen, die formal illegal in Österreich leben, aber das seit vielen Jahren und gut integriert? Diese Frage wird seit einigen Tagen heiss diskutiert - vor allem seit dem Fall der Familie Zogaj aus Frankenburg in Oberösterreich. Bundeskanzler Gusenbauer nennt die Abschiebung der Familie in einem Falter-Interview "grauslich". Es habe keinen Sinn, Leute, die ewig im Land sind, nachhause zu schicken. --- Die 15jährige Tochter der Familie ist nach wie vor verschwunden, ihre Mutter liegt nach einem Schock im Krankenhaus - aber der Vater und die vier anderen Kinder wurden letzte Woche in den Kosovo abgeschoben. Christian Wehrschütz hat sie dort gefunden, und folgenden Beitrag gestaltet:

Das Dorf Kalican im Nordwesten des Kosovo. Etwa 1300 Albaner leben hier. Viele sind Gastarbeiter, die Arbeitslosigkeit in Kalicanin ist hoch und die Landwirtschaft deckt gerade den Eigenbedarf. Die Straßen, des an einer malerischen Bergkette gelegenen Dorfes sind nur teilweise asphaltiert, eine Kanalisation gibt es nicht, dafür ist die Stromversorgung einigermaßen sicher. In dieses Dorf nach sieben Jahren zurückgekehrt sind nun auch der 42-jährige Dzevat Zogaj und seine vier Kinder im Alter zwischen neun und 18 Jahren. Sie wurden in der Vorwoche aus Österreich abgeschoben. Der Kulturschock war vor allem für die Kinder schlimm:

„Wie ich gekommen bin, habe ich nur einen gekannt, alle waren so groß, ich habe keinen gekannt, nur einen. Meine Freunde sind in Franckenburg, alle meine Freunde und Nachbarn“

…erzählt der 18-jährige Albin Zogaj, das älteste Kind der Familie. Albin, seine vier Geschwister und die Mutter kamen vor fünf Jahren illegal nach Österreich; der Vater reise bereits vor fast sieben Jahren illegal ein und arbeitete zunächst schwarz. Der ehemalige LKW-Fahrer wanderte aus, obwohl die Bedrohung durch die Serben bereits beseitigt war:

„Ich habe Angst gehabt vor unseren Leuten; damals waren die Leute bewaffnet und ich habe Angst gehabt.“

… erläutert Dzevat Zogaj seine Motive. Zukunft sieht er im Kosovo keine:

„In die Schule werden die Kinder nicht gehen – den ganzen Tag nur deutsche Sprache, nur Deutsch.“

In dem Haus leben die fünf unter Tags gemeinsam mit der kranken Mutter des Vaters, die auch im Haushalt hilft. Das Haus besteht aus zwei zweistöckigen Gebäuden, die durch eine Betonstiege verbunden sind. Es gibt zwei große Räume, einen Herd, der mit Holz beheizt wird, und ein ärmliches Badezimmer. Das Klo liegt hinter dem Haus. Im Haus schlafen nur Dzevat Zogaj und seine Mutter. Im Nachbarhaus sind in der Nacht die Kinder untergebracht; der Nachbar ist verheiratet und zwei Kinder; sein Haus macht einen viel besseren Eindruck, Waschmaschine, Bad und WC und eine schöne Küche sind vorhanden. Der Nachbar hat eine Kuh; außerdem gehört die Greißlerei im Dorf, die etwa so groß ist wie ein größeres Abstellkammerl.. Die Geschäfte gingen schlecht, sagt der Mann. Doch immerhin hat er ein Geschäft und auch zwei Computer mit Internetanschluss und Kontakt zur modernen Welt. Den Kontakt zum Kosovo muss die Familie Zogaj dagegen erst wieder finden; doch nicht nur ihre Zukunft, auch die des Kosovo und seiner Bewohner sind noch immer ungewiss.

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