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Serbischer Bischof Filaret im Hungerstreik

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Der serbische Bischof Filaret ist seit mehr als einer Woche im Hungerstreik. Filaret protestiert damit gegen die Entscheidung der Behörden Montenegros, die ihm mehrmals die Einreise verweigert haben. Begründet wird diese Weigerung damit, dass Filaret auf einer Liste der EU für jene Personen steht, der die Einreise in die Länder der Europäischen Union verweigert wird, weil sie mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher unterstützen sollen. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Der serbische Bischof Filaret ist gleich in mehrfacher Hinsicht Opfer der politischen Veränderungen im ehemaligen Jugoslawien geworden. Während der Zerfalls-kriege deklarierte sich Filaret als Großserbe und ließ sich sogar mit einer Kalaschnikow in Händen fotografieren. Noch in der Endphase des Milosevic-Regimes bekannte sich Filaret klar zu Slobodan Milosevic. Nach dessen Sturz leistete er dafür Abbitte vor dem heiligen Synod. Schließlich wurde sein Bistum durch die Unabhängigkeit Montenegros geteilt. Im Sommer verweigerte Montenegro Filaret mehrmals die Einreise, weil er als Helfershelfer mutmaßlicher Kriegsverbrecher gilt und daher nicht in die EU einreisen darf. Daher schlug der Bischof sein Lager im Grenzgebiet auf und trat in den Hungerstreik. Diese Form des Protests ist kirchenrechtlich fragwürdig, weil Selbstmord als Sünde gilt, und Filaret nicht nur 70 Jahre alt, sondern auch Diabetiker ist. Ungeachtet dessen unterstützen die nationalistische Presse, die Ultranationalisten und serbische Häftlinge in Den Haag Filaret lautstark. Sein Anwalt ist derselbe, der Milosevic vor dem Tribunal verteidigt hat. Unterstützt wird der Bischof auch von den Nationalkonservativen um Ministerpräsident Vojislav Kostunica. Dazu zählen etwa der serbische Innenminister und ein offizieller Berater von Kostunica, der Montenegro wörtlich als „Quasistaat“ abqualifizierte. So zeigt der Fall Filaret nicht nur, wie weit die serbische Orthodoxie von jeder Vergangenheitsbewältigung entfernt ist. Der Fall ist auch ein weiteres Indiz für den Rückfall Serbiens in den Nationalismus, der von der politischen Führung ebenfalls gefördert wird.

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