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Hohe Strafen für Kriegsverbrecher in Serbien

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J18
Berichte Serbien
In Belgrad hat ein Sondergericht vier ehemaliger Mitglieder einer Miliz zu insgesamt 58 Jahren Haft verurteilt. Ein weiterer Angeklagter wurde freigesprochen. Die vier Serben wurden für schuldig befunden, im Juli 1995 sechs Bosnjaken ermordet zu haben. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Von den vier Serben erhielten zwei Angeklagte vom Gericht die Höchststrafe von 20 Jahren; ein weiterer Serbe, der als einziger die Tat gestanden hatte, wurde zu 13 Jahren verurteilt; fünf Jahre erhielt der vierte Mann wegen Beihilfe. Die vier Männer hatten bei einem Dorf östlich von Sarajevo sechs gefangene Bosnjaken kaltblütig erschossen; vier der Opfer waren zum Tatzeitpunkt noch minderjährig. Die Serben gehörten einer Miliz mit dem Namen Skorpione an. Die Erschießung wurde von einem Mitglied der Miliz auf Video aufgenommen. Das Band zirkulierte zunächst unter der Hand in Serbien; schließlich gelangte es aber in die Hände des Haager Tribunals; dort wurde das Video zunächst im Juni 2005 im Prozess gegen den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic und anschließend auch im serbischen Fernsehen gezeigt. In Serbien erregte das Erschießungsvideo enormes Aufsehen, weil bis dahin serbische Kriegsverbrechen von einer breiten Öffentlichkeit oft als Propaganda abgetan worden waren. Das Schicksal der sechs Opfer war ihren Angehörigen bis zum Auftauchen der Aufzeichnung unbekannt, während die Täter in Freiheit lebten. Nach der Ausstrahlung in Serbien, konnten insgesamt sechs Angehörige der Skorpione rasch verhaftet werden. Diese Milizeneinheit soll nicht nur in Bosnien, sondern auch im Kosovo eine Erschießung durchgeführt haben. Dabei wurden 14 Albaner getötet und weitere fünf verwundet. Für diese Tat wurde bisher nur eine Person verurteilt. Trotzdem zeigt das heutige Urteil gegen die Skorpione in Belgrad, dass Serbien seine Kriegsvergangenheit schrittweite juristisch aufarbeitet, während der Weg zu einer umfassenden Vergangenheitsbewältigung natürlich noch viel weiter ist.

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