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Fußball und Organisierte Kriminalität

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Berichte Serbien
In Serbien nütz die Organisierte Kriminalität offensichtlich Fußballklubs um ihre verbrecherischen Aktivitäten zu verschleiern. Dies zeigt etwa der Umstand, dass in Serbien immer wieder bekannte Kriminelle ermordet werden, die auch im Fußball eine Rolle spielen. So wurde erst am Montag der Präsident eines Erstligisten durch eine Autobombe in Belgrad getötet. Der Mann soll in den Drogenhandel und andere gewerbsmäßige Verbrechen verwickelt gewesen sein. Binnen 11 Jahren ist das bereits der achte ungeklärte Mord im Mafia-Milieu, der mit dem Fußball in Verbindung steht. Aus Belgrad berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Der Anschlag, der Montag in Belgrad einem bekannten Kriminellen und seinem Leibwächter das Leben kostete war das Werk eines Profis. So war die Bombe in einem gestohlenen Auto versteckt, das neben dem Wagen des Opfers geparkt war. Benutzt wurde eine Schützenmine jugoslawischer Bauart, die am Schwarzmarkt bisher etwa 1000 Euro kostete. Der Preis dürfte nun steigen, denn die Mine leistete ganze Arbeit. Fern gezündet als sich die beiden Männer ihrem Auto näherten, hatten Goran Mijatovic und sein Leibwächter keine Überlebenschance. Mijatovic galt als bekannter Drogenschmuggler, der jedoch nur wegen Erpressung ein Mal verurteilt, jedoch mehrmals von der Polizei verhaftet wurde. Doch Mijatovic war auch Präsident des Fußballklubs Besanija, der derzeit an fünfter Stelle in der ersten serbischen Liga steht. Grund für das Engagement so mancher Krimineller beim Fußball dürfte die Geldwäsche sein. Viele Klubs sind arm; Fernsehrechte, Besucher und Sponsoren bringen nur wenig ein; Mafiosi können daher Klubs übernehmen, tatsächliche Kosten decken, aber auch Rechnungen fingieren und so ihr schmutziges Geld waschen. Gleichzeitig können diese Kriminellen durch ihren Einsatz in den Klubs auch ihr Image aufpolieren; der Fußball ist in Serbien sehr populär, obwohl seine Glanzzeit weit zurückliegt. Diese Popularität nutzte auch Zeljko Raznatovic, genannt Arkan. Der Krimineller und mutmaßliche Kriegsverbrecher war auch Präsident eines Erstligisten; Arkan starb in einem Belgrader Hotel im Februar 2000 im Kugelhagel. Im Zentrum erschossen wurde 2004 vor dem Büro des Fußballbundes dessen Generalsekretär Branko Bulatovic. Möglicherweise ging es um Transferzahlungen; Spielerverkäufe dienen auch dazu, um an der Steuer vorbei Geld zu machen, wobei die Abhängigkeit vieler Spieler von so genannten Managern sehr groß ist. Geld verdient wird auch mit Wettbüros, die teilweise von der Mafia kontrolliert werden. Auch in Serbien werden jedenfalls Spiele manipuliert; daher sind sogar viele serbische Wettbüros sehr zurückhaltend, was Wetten auf Spiele der eigenen Liga betrifft. Sehr verhalten waren bisher auch die Erfolge von Polizei und Justiz in Serbien. Praktisch keiner der Mafia-Morde im Fußball-Milieu wurde bisher völlig geklärt; gleiches gilt für die politischen Morde der Ära Milosevic und für das Attentat, dem Ministerpräsident Zoran Djindjic im März 2003 zum Opfer fiel. Ein Ende des Prozesses gegen die mutmaßlichen Attentäter ist noch immer nicht in Sicht, auch ein schlagender Beweis dafür, wie schwach der Rechtsstaat in Serbien nach wie vor ist.

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