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Telekomsektor in Serbien

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Berichte Serbien
Durch den Einstieg österreichischer Investoren um Martin Schlaff und Josef Taus bei der Firma mobtel ist auch die mobilkom austria ihrem Ziel einen Schritt näher gerückt, in den serbischen Handy-Markt einsteigen zu können. Denn die österreichischen Investoren haben nun ein Vorkaufsrecht auf die staatlichen Anteile, das sie der mobilkom austria abtreten wollen. Die mobilkom will zunächst diesen staatlichen Anteil an der mobtel übernehmen, und dann von Schlaff, Taus und Co. jenen Anteil kaufen, den diese Investoren vom serbischen Geschäftsmann Bogoljub Karic erworben haben. Doch die Umsetzung dieses Plans ist nicht leicht, weil die Eigentumsverhältnisse bei mobtel umstritten sind. Doch dieses Problem ist nicht die einzige Erblast, die die Telekommunikation noch aus der Ära Milosevic zu tragen hat. In Belgrad hat sich unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz folgenden Bericht über den Telefonsektor in Serbien gestaltet:

In Serbien ist die Telekommunikation auf den ersten Blick leicht zu überschauen. Beim Fixnetz besteht noch bis Juni ein staatliches Monopol, am Markt für Mobiltelefone gibt es zwei Anbieter. Es ist dies die staatliche Telekom Srbija und die private Firma mobtel, an der der staatliche Betreiber beteiligt ist. Trotzdem hat dieser Sektor noch mit den Folgen der Ära Milosevic zu kämpfen. Denn Milosevic nutze die Telekommunikation zum Machterhalt und zur Bereicherung. So wurde die Telekom Srbija von der staatlichen Post unter italienischer und griechischer Beteiligung 1997 zeitgerecht vor der jugoslawischen Präsidentenwahl gegründet. Mit dem westlichen Geld erkaufte Milosevic den sozialen Frieden und sicherte sich Wiederwahl und Macht, die er bis Oktober 2000 behielt. Nach seinem Sturz und nach langen Verhandlungen kaufte die PTT die Italiener aus und hält nun 80 Prozent. Zu kämpfen haben die Telekom Srbija und der Telekomsektor noch damit, dass unter Milosevic nichts investiert wurde. Der technische Rückstand wird aber zunehmend geringer, wie der Generaldirektor der Telekom, Drasko Petrovic, erläutert:

„Beim Mobil-Telefon bieten wir heute abgesehen von der dritten Generation alles an. Wir haben somit den Rückstand aufgeholt. Beim Fixnetz haben wir die Digitalisierung beschleunigt, so dass wir heute einen Wert von 73 Prozent erreicht haben. Nach Angaben der EU für 2004 hat Rumänien ebenfalls 73 Prozent, Bulgarien aber nur 22 Prozent seines Festnetzes digitalisiert. Doch diese Länder hatten ein viel stabileres Wirtschaftswachstum als Serbien, das unter Sanktionen und Konflikten litt.“

Gelitten hat die Telekom Srbija jahrelang auch unter der Tatsache, dass Slobodan Milosevic seinen Freund Bogoljub Karic wohl nicht ganz uneigennützig bevorzugte, der 1994 den ersten serbischen Mobilfunkanbieter mobtel gründete. Karic hatte 51, die staatliche Post 49 Prozent. Praktisch alle staatlichen Organe und die meisten großen Firmen waren Kunden bei mobtel. Erst mit Milosevics Sturz begann sich die Lage zugunsten der Telekom zu ändern wie Generaldirektor Drasko Petrovic betont:

„Vor viereinhalb Jahren machten die Einnahmen aus dem Mobil-Telefon-Bereich nur zwei Prozent unserer Gesamteinnahmen aus. Nun sind es fast 30 Prozent. Wir haben binnen vier Jahren etwa 800 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert, dieses Jahre werden wir noch weitere 300 Millionen Euro in unser Netz investieren, das gilt für das Fixnetz, für den Mobilsektor und das Internet.“

Die Telekom Srbija hält heute 60 Prozent des Mobilfunkmarktes, die mobtel baute vom Marktführer auf 40 Prozent ab. Denn statt viel zu investieren, dürfte Bogoljub Karic seine Firma mobtel vor allem als Milchkuh für seinen Familienklan genutzt haben. Diese Vorwürfe wurden immer lauter; Karic wurde beschuldigt, den Vertrag mit der PTT verletzt zu haben und daher gar nicht Mehrheitseigentümer zu sein. In dem Zusammenhang sind zwei Klagen anhängig, die Karic und die PTT eingebracht haben. Sie sollen die Eigentumsfrage klären, wobei die PTT auch Entschädigung fordert. Doch auch mobtel hat offene Rechnungen gegenüber der PTT. Daher dürften im Rechtsstreit die Investoren Martin Schlaff und Josef Taus durchaus Chancen haben, die Karic seine Anteile Mitte Mai abgekauft haben. Sie wollen mobtel restrukturieren und mit Serbien eine Einigung erreichen, während die mobilkom austria die Anteile der PTT übernehmen will. Dieser Plan wird von der Bundesregierung in Wien unterstützt, während sich Belgrad noch bedeckt hält. So sagt Wirtschaftsminister Predrag Bubalo:

„Was die beiden Mobiltelefon-Anbieter betrifft, so haben wir einen Tender ausgeschrieben für einen Konsultanten, der uns vorschlagen soll, was wir am besten tun sollen. Er soll uns beraten, ob wir die beiden Anbieter verkaufen und privatisieren sollen, ob das zuerst die Telekom oder mobtel ist, oder ob wir eine dritte Lizenz vergeben.“

Doch die letzte Entscheidung liegt bei der Politik in Serbien. Neben wirtschaftlichen und rechtlichen Überlegungen könnte das für Schlaff, Taus und die mobilkom Austria sprechen. Denn Österreich ist ein wichtiger Investor; außerdem übernimmt Österreich im Jänner die EU-Präsidentschaft, und die rasche Annäherung an die EU ist das erklärte Ziel Serbiens.

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