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Der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica hat die kleinere Teilrepublik Montenegro zur Besonnenheit aufgerufen. Kostunica ersuchte die Führung Montenegros, keine wichtigen Entscheidungen vor den Parlamentswahlen in Serbien am 23. Dezember zu treffen. In Montenegro haben sich in den vergan-genen Tagen die Hinweise verstärkt, daß diese jugoslawische Teilrepublik die volle staatliche Unabhängigkeit anstreben könnte. Aus Belgrad Christian Wehrschütz

Vojislav Kostunica rief die politische Führung in Montenegro auf, vor grundlegenden Entscheidungen zunächst auf Experten-ebene mit Serbien über eine gemeinsame Zukunft zu verhandeln. Nach den Wahlen in Serbien Ende Dezember soll dann zwischen den Parlamenten der beiden Teilrepubliken Jugoslawiens weiter-verhandelt werden. Hinter dem Aufruf Kostunica steht die Befürchtung, Montenegro könnte bereits vor den serbischen Wahlen seine Unabhängigkeit erklären. So sagte der montene-grinische Außenminister Branko Lukovac jüngst in einen Zeitungsinterview, Montenegro wolle ein völlig unabhängiger und internationaler anerkannter Staat sein. Mit Serbien ist Montenegro demnach nur bereit über eine schwache Union zu verhandeln. Auch Vojislav Kostunica ist heute noch in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica, um zu verhandlen. Kostunica trifft mit Zoran Zizic zusammen, den die montenegrinische Sozialistische Volkspartei SNP zum Kandidaten für das Amt des jugoslawischen Regierungschefs nominiert hat. Die SNP ist im Bundesparlament das Zünglein an der Waage. Die Gespräche über die Regierungsbildung aber auch über das zukünftige Verhältnis zwischen Serbien und Montenegro werden in den kommenden Tagen in Belgrad fortgesetzt.

Die politische Führung der kleineren jugoslawischen Teilre-publik Montenergo ist offenbar zur Unabhängigkeit entschlos-sen. Aus Belgrad Christian Wehrschütz

In dem Interview, das das staatliche montenegrinische Fern-sehen als Hauptmeldung brachte, erklärt Außemminister Lukovac, die Vereinigung mit Serbien könne nur schwach sein und werde aus zwei völlig unabhängigen international anerkannten Staaten bestehen. Daß Montenegros Präsident Milo Djukanovic auf Unabhängigkeitskurs geht zeigen auch montenegrinische Zeitungsberichte. Demnach fordert Montenegros Führung in einem neuen Positionspapier für die Gespräche mit Serbien einen eigen Sitz in der UNO und anderen internationalen Organisationen. Das Papier soll kommende Woche von der montenegrinischen Regierungskoalition gebilligt werden. Im Gegensatz dazu hat die bis vor kurzem noch Milosevic-treue montenegrinische Sozialistische Volkspartei ihren stellver-tretenden Vorsitzenden, Zoran Zizic als Kandidaten für das Amt des jugoslawischen Regierungschefs nominiert. Die SNP bildet im Bundesparlament wegen das Wahlboykotts der anderen monten-egrinischen Parteien das Zünglein an der Waage. Welchen Wert ein derartiger Beschluß hat, hängt davon ab, ob und wie schnell die Gespräche zwischen Montenegro und Serbien zu einem Ergebnis führen. Der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica selbst ist jedenfalls bereit Montenegro ziehen zu lassen, wenn es das will.

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