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In Jugoslawien haben Milosevic-Gegner in Novi Sad und in Prokuplje das Gebäude des staatlichen serbischen Rundfunk-senders RTS besetzt. In ganz Serbien sind wieder Zehntausende Bürger gegen Slobodan Milosevic auf die Straße gegangen. Auch in vielen Fabriken und Betrieben wurde und wird gestreikt.

Die Opposition will durch massenhaften zivilen Ungehorsam erreichen, daß Milosevic den Sieg von Vojislav Kostunica in der Präsidentenwahl anerkennt und auf einen zweiten Wahlgang kommenden Sonntag verzichtet. Milosevic selbst hat in einer Fernsehrede die Opposition massiv angegriffen. Aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Nach der Besetzung des Fernsehsenders unterbrachen die Demonstranten in Novi Sad und in der südserbischen Stadt Prokuplje das Programm. Die Behörden stellten daraufhin in Prokuplje den Strom ab. RTS steht unter der Kontrolle von Slobodan Milosevic. In Novi Sad traten bei einer Oppositionskundgebung auch sieben Mitglieder der jugoslawi-schen Volleyball-Mannschaft auf, die bei den Olympischen Spielen Gold gewonnen und von Milosevic mit einem Orden ausgezeichnet werden sollen. Die Massendemonstrationen, Straßenblockaden, Streiks in Schulen, Universitäten und Beitrieben dauerten in vielen Städten Serbiens bis in die späten Nachtstunden an. Die Streiks sollen nach dem Willen der Opposition übermorgen ihren Höhepunkt erreichen. Bisher kann jedenfalls nicht von einem Generalstreik gesprochen werden, der das ganze Land lähmt und Milosevic mit der Blockade des öffentlichen Lebens in die Knie zwingen könnte. Milosevic selbst ist in die Offensive gegangen und hat sich in einer Fernsehansprache an die Bürger gewandt: Dabei griff Milosevic seinen Herausforderer Vojisla Kostunica direkt an; wirklicher Chef der Allianz DOS sei nicht Kostunica, sondern sein Wahlkampf-Manager Zoran Djindjic; Djindjic wiederum sei ein Vertreter jener Mächte und Staaten, die Jugoslawien während der NATO-Intervention bombardiert hätten, sagte Milosevic.

Der von der Opposition ausgerufene Generalstreik kam bisher aber nicht zustande.

Vor mehr als einem Jahr protestierten die Belgrader auf der Branko-Brücke gegen die NATO-Angriffe – heute war das Ziel der Demonstration Slobodan Milosevic. In den frühen Morgenstunden blockierten Autobusse die Brücke; doch als einige Stunden später die Polizei die Busse wegfuhr, gab es keinen Wider-stand. Durchgeführt wurden Straßenblockaden in mehreren Bezirken Belgrads sowie auf Überlandstraßen und in anderen serbischen Städten. Geschäfte, Schulen und Universitäten blieben vielerorts geschlossen und die Studenten zogen wie hier in Belgrad streikend durch die Straßen. Demonstriert, blockiert und gestreikt wird auch in Nis, Novi Sad, Kragujevac und in vielen kleineren Städten. Die Streiks sollen nach dem Willen der Opposition übermorgen ihren Höhepunkt erreichen.

Bisher kann jedenfalls nicht von einem Generalstreik gesprochen werden, der das ganze Land lähmt und Milosevic mit der Blockade des öffentlichen Lebens in die Knie zwingen könnte. Denn trotz aller Streiks in verschiedenen Fabriken und Betrieben, hat der Ausstand bisher keine volkswirtschaftlich derart wichtigen Bereiche wie den Öl-, Gas- oder Stromsektor erfaßt, so daß Milosevic wohl weiter ersuchen wird, die Proteste einfach auszusitzen. Gleichzeitig ist Milosevic heute auch in die Offensive gegangen und hat sich in einer 17 Minuten dauernden Fernsehansprache an die Bürger gewandt: Dabei griff Milosevic seinen Herausforderer Vojisla Kostunica direkt an; wirklicher Chef der Allianz DOS sei nicht Kostunica, sondern sein Wahlkampf-Manager Zoran Djindjic; Djindjic wiederum sei ein Vertreter jener Mächte und Staaten, die Jugoslawien während der NATO-Intervention bombardiert hätten, sagte Milosevic.

In seiner Rede warf Milosevic dem Westen vor, eine Hetzjagd gegen Jugoslawien zu führen. Vertreter dieser Mächte in Serbien sei Zoran Djindjic; denn nicht Vojislav Kostunica sei der wahre Vorsitzende der Opposition, sonderen sein Wahlkampf-manager Djindjic. Sollte die Opposition im zweiten Wahlgang siegen, werde Jugoslawien geteilt werden und seine Identität verlieren. Das serbische Volk werde dann das Schicksal des kurdischen teilen und Montenegro werde der Mafia anheimfallen, sagte Milosevic. Denn der Westen greife Serbien nicht wegen Milosevic, sondern Milosevic wegen Serbien an. Weiters rief Milosevic das Volk auf, das Land vor einer Intervention zu schützenund warnte vor den Folgen und Aktivitäten jener Oppositionsparteien, die vom Ausland unterstützt und finaziert würden.

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