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Slobodan Milosevic

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In Serbien setzt die Opposition auf Kundgebungen und zivilen Ungehorsam, um Slobodan Milosevic zur Anerkennung ihres Sieges bei der Präsidentenwahl zu zwingen. Nach Angaben der Opposi-tion hat Vojislav Kostunica schon im ersten Durchgang die erforderliche absolute Mehrheit erreicht; doch die Bundeswahl-behörde hat widerspricht und hat für den achten Oktober einen zweiten Wahlgang anberaumt. Um diesen zweiten Durchgang der Präsidentenwahl zu verhindern, hat die Opposition zu Streiks, Straßenblockaden und Massenkundgebungen aufgerufen, die zum gestern am Nachmittag und in der Nacht in vielen Städten zum ersten Mal in ganz Serbien stattfanden. Aus Belgrad Christian Wehrschütz

Text:

...... Kein zweiter Wahlgang, kein Nachgeben, Fertig ist er, ruft ein oppositioneller Künstler am Platz der Republik in Belgrad den Demonstranten zu. Demonstrieren ist eine ernste Sache, vor allem wenn es darum geht, Slobodan Milosevic zum Eingeständnis seiner Niederlage zu zwingen. Doch nicht nur die auftretenden Rockgruppen geben der Kundgebung trotz politi-scher Texte noch einen Volksfestcharakter, denn natürlich besteht die Gefahr, daß die Stimmung in Frustration und Wut umschlagen kann, je länger die Kundgebungen dauern und je länger Milosevic hart bleibt. Doch diese Gefahren sind derzeit im räumlichen Sinne noch auf den Platz der Republik in Belgrad und die zentralen Plätze der anderen serbischen Städte be-schränkt. Nur wenige hundert Meter vom Zentrum des Geschehens entfernt, ist die Stimmung weit gelöster. Die Uliza Terasije, zu deutsch Waagestraße ist ebenfalls für den Verkehr gesperrt, doch hier neigt sich die Waagschale eher in Richtung Volks-fest. Die Kiosks, die Getränke, Zeitungen und CDs, meist billige Raubkopien guter Qualität verkaufen haben alle ebenso geöffnet wie die Kaffes, Würstelbuden und Restaurants. Die Straße ist gefüllt mit meist jugendlichem Publikum, doch auch Familien mit Kleinkindern machen einen Abendspaziergang. Eigentlich müßte eine derartige Demonstration ein gutes Geschäft sein ? Doch ein Mann, der Kürbis- Sonnenblumenkerne und geröstete Erdnüsse verkauft, widerspricht. Nema para – kein Geld haben die Leute; seine Waren kosten je nach Menge zwischen 15 und 30 Dinar, das sind weniger als sieben Schilling. Doch das Geschäft geht trotzdem schleppend. Gut besucht ist dagegen der Mc Donalds, der ebenso wie die vielen Pizzerien und Bäckereien zu erschwinglichen Preisen satt macht. Ein BicMac kostet 53 Dinar, etwa 12 Schilling, ein großes Cola sieben Schilling; vertretbare Preise bei einem offiziellen monatlichen Durchschnittseinkommen von etwa 600 Schilling. Von Vojislav Kostunica erwarten sich die Serben, die für ihn gestimmt haben und nun demonstrieren, daher vor allem ein besseres Leben; er soll vor allem Serbien aus der Isolation führen und der Bevölkerung eine Perspektive geben. Doch bis zur Stichwahl am achten Oktober werden noch viele Demonstrationen nötig sein, soll Kostunicas Sieg im ersten Durchgang der Präsidentenwahl auch von der politischen Führung anerkannt werden – soferne dieses Ziel durch Kundgebungen binnen zwei Wochen überhaupt erreichbar ist.

In den meisten Städten ist es bereits die zweite Demonstration, denn die erste Kundgebung fand schon am Nachmittag statt. Trotz des friedlichen, manchmal fast volksfestartigen Charakters ist die Botschaft dieser Kundgebungen in Belgrad, Cacak Pirot, Kraljevo und vielen anderen serbischen Städten höchst politisch: gefordert wird die Anerkennung der absoluten Mehrheit, die Vojislav Kostunica nach Angaben der Opposition bereits im ersten Durchgang der Präsidentenwahl erzielt hat. Kostunica selbst hat in einer Erklärung die internationale Staatengemeinschaft um Hilfe gebeten. Die Opposition sein zu einer Neuauszählung der aller Stimmen bereit, wenn sie unter internationaler Kontrolle erfolge. Gleichzeitig warnte Kostunica, daß die Spannungen in Jugoslawien auch die ganze Balkan-Region erschüttern könnten.

Auf eine Überprüfung der Wahlergebnisse durch internationale Experten drängt auch die OSZE, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Doch dieser Forderung dürfte in Belgrad kaum erhört werden, durfte doch die OSZE bereits zu den Wahlen selbst keine Beobachter entsenden.

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