× Logo Mobil

Serbien und der Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen

Fernsehen
ZiB2
Berichte Serbien
Morgen gibt die EU bei einer Regierungskonferenz in Brüssel offiziell den Startschuss für Beitrittsverhandlungen mit Serbien. Mehr als 13 Jahre nach dem Sturz des Autokraten Slobodan Milosevic haben dieses strategische Ziel ironischerweise ausgerechnet Milosevics ehemalige politische Weggefährten, Ministerpräsident Ivica Dacic und sein Stellvertreter, der Vorsitzende der größten Regierungspartei, Alexander Vucic, erreicht. Ermöglicht haben den Verhandlungsbeginn die schrittweise Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo. Bereits jetzt ist die EU der wichtigste Handelspartner Serbiens:

Berichstinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien

Insert1: 0’41 Veselin Jevrosimovic, Eigentümer der Firma Comtrade in Belgrad

Insert2: 1’37 Srdjan Bogosavljevic, Meinungsforscher in Belgrad

Aufsager: 2’20 Christian Wehrschütz aus Novi Sad

Gesamtlänge: 2’34

In Novi Sad wird auch mit Geld aus der EU eine neue Brücke für Straße und Schiene gebaut. Die alte Brücke ist zu niedrig und behindert daher immer wieder die Schifffahrt an der Donau. Besser wird durch die neue Brücke auch die Verkehrsverbindung zum EU-Mitglied Ungarn. Von der Infrastruktur bis zur Wirtschaft ist die EU entscheidend für die Modernisierung Serbiens. Bisher gibt es nur wenige Betriebe, die international konkurrenzfähig sind; dazu zählt die Firma Comtrade; sie beschäftigt 1.400 Software-Ingenieure, und nutzt das gute Niveau technischer Universitäten. Der Exportanteil liegt bei 70 Prozent:

„Auch das Finanzministerium in Wien nutzt unsere Software; es kontrolliert damit einen Teil der Spielautomaten in Österreich. Das bedeutet, dass das Ministerium jeden Augenblick Einblick hat, wie viel Geld welcher Automat verdient, und wie viel Steuern die Firma bezahlen muss, die den Automaten betreibt. Das war eine Ausschreibung, die wir gewonnen haben. Weltweit gibt es nur zwei Firmen, die eine derartige Software produzieren können.“

Das politisch sensibelste Verhandlungskapitel mit der EU wird die weitere Normalisierung mit dem albanisch dominierten Kosovo sein. Die Normalisierung begann im April des Vorjahres; ohne sie würde die EU mit Serbien gar nicht verhandeln. Für viele Serben ist der Kosovo ein sehr emotionelles Thema. Deshalb und wegen der Krise in Griechenland ist die EU-Skepsis beträchtlich, obwohl eine Mehrheit für den Beitritt stimmen würde:

„In Serbien erwartet niemand rasche Lösungen; daher sind auch die Erwartungen an die EU, wenn sie bestehen, langfristig angelegt; sprich: meinen Kindern wird das etwas bringen. Doch selbst bei den Befürwortern ist das Vertrauen in die EU ist gering. Aber die Masse der Bürger sieht einfach nichts Besseres. Mehr weiß man von der EU nicht. Verschwunden ist aber die Vorstellung – wir kommen ins Paradies, holen uns nur das Geld ab, müssen dafür aber nichts tun.“

Keine Ahnung haben die Serben von der massiven Hilfe, die die EU bereits leistet. Daher werden Brüssel und Belgrad auch ihr Marketing verbessern müssen; denn es ist langfristig zu wenig, wenn nur die Regierung klar auf EU-Kurs ist.

Facebook Facebook