Serbien und der Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen
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Berichte Serbien
Berichstinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien
Insert1: 0’41 Veselin Jevrosimovic, Eigentümer der Firma Comtrade in Belgrad
Insert2: 1’37 Srdjan Bogosavljevic, Meinungsforscher in Belgrad
Aufsager: 2’20 Christian Wehrschütz aus Novi Sad
Gesamtlänge: 2’34
In Novi Sad wird auch mit Geld aus der EU eine neue Brücke für Straße und Schiene gebaut. Die alte Brücke ist zu niedrig und behindert daher immer wieder die Schifffahrt an der Donau. Besser wird durch die neue Brücke auch die Verkehrsverbindung zum EU-Mitglied Ungarn. Von der Infrastruktur bis zur Wirtschaft ist die EU entscheidend für die Modernisierung Serbiens. Bisher gibt es nur wenige Betriebe, die international konkurrenzfähig sind; dazu zählt die Firma Comtrade; sie beschäftigt 1.400 Software-Ingenieure, und nutzt das gute Niveau technischer Universitäten. Der Exportanteil liegt bei 70 Prozent:
„Auch das Finanzministerium in Wien nutzt unsere Software; es kontrolliert damit einen Teil der Spielautomaten in Österreich. Das bedeutet, dass das Ministerium jeden Augenblick Einblick hat, wie viel Geld welcher Automat verdient, und wie viel Steuern die Firma bezahlen muss, die den Automaten betreibt. Das war eine Ausschreibung, die wir gewonnen haben. Weltweit gibt es nur zwei Firmen, die eine derartige Software produzieren können.“
Das politisch sensibelste Verhandlungskapitel mit der EU wird die weitere Normalisierung mit dem albanisch dominierten Kosovo sein. Die Normalisierung begann im April des Vorjahres; ohne sie würde die EU mit Serbien gar nicht verhandeln. Für viele Serben ist der Kosovo ein sehr emotionelles Thema. Deshalb und wegen der Krise in Griechenland ist die EU-Skepsis beträchtlich, obwohl eine Mehrheit für den Beitritt stimmen würde:
„In Serbien erwartet niemand rasche Lösungen; daher sind auch die Erwartungen an die EU, wenn sie bestehen, langfristig angelegt; sprich: meinen Kindern wird das etwas bringen. Doch selbst bei den Befürwortern ist das Vertrauen in die EU ist gering. Aber die Masse der Bürger sieht einfach nichts Besseres. Mehr weiß man von der EU nicht. Verschwunden ist aber die Vorstellung – wir kommen ins Paradies, holen uns nur das Geld ab, müssen dafür aber nichts tun.“
Keine Ahnung haben die Serben von der massiven Hilfe, die die EU bereits leistet. Daher werden Brüssel und Belgrad auch ihr Marketing verbessern müssen; denn es ist langfristig zu wenig, wenn nur die Regierung klar auf EU-Kurs ist.