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Serbien nach Tadics Sieg

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Berichte Serbien
Es war ein knapper Sieg mit dem Boris Tadic acht Jahre nach dem Sturz von Slobodan Milosevic dessen ehemaligen Koalitionspartner Tomislav Nikolic noch ein Mal von der Rückkehr zur Macht fernhalten konnte. Tadic siegte mit einem Vorsprung von 100.000 Stimmen und mit einer Botschaft, die eine europäische Zukunft verhieß; Nikolic setzte dagegen nicht nur auf den Kosovo-Mythos. Vielmehr wollte er die Präsidentenwahl zu einer Abstimmung über sieben Jahre Transition in Serbien machen. Dieser Versuch misslang, trotzdem hinterlässt die Wahl eine polarisierte Wählerschaft. Hinzu kommt die Spaltung in der Regierungskoalition zwischen den Ministern von Boris Tadic und Ministerpräsident Vojislav Kostunica. Denn auch Kostunica ist bisher strikt gegen jeden EU-Kurs, sollte Brüssel wie erwartet die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen. Während die Koalition in streitet, kämpfen die Serben vor allem mit dem täglichen Leben; Sie erwarten nun nach geschlagener Wahl eine rasche Verbesserung ihres Lebensstandards.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: Srdjan Bogosavljevic, Meinungsforscher

Insert2: Dusan Janic, Forum für ethnische Beziehungen

In der Wahlnacht feierten die Anhänger von Boris Tadic den Sieg ihres Kandidaten, der Serbien vor der außenpolitischen Isolation bewahrte. Doch nach der Feierstimmung dominierte wieder der Alltag. Ausländische Investoren strömen nicht gerade ins Land, angesichts der politischen Instabilität und wegen des noch ungeklärten Status des Kosovo. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Preise ebenfalls. Konsumgüter sind oft fast ebenso teuer wie in Österreich, während der Durchschnittslohn etwa 320 Euro beträgt:

Frau:

„Die wirtschaftliche Lage aller Bürger muss besser werden, und zwar aller anständigen Bürger. Das ist das Wichtigste.“

Hinzu kommt das Gefühl der Isolation, denn Reisen ist teuer und noch immer mit vielen Hürden verbunden:

Frau

„Ich erwarte den Einlass nach Europa, damit ich ohne Visa reisen kann.“

Visa-Freiheit bis Jahresende hat Boris Tadic im Wahlkampf versprochen. Doch dazu muss Serbien am EU-Kurs festhalten. Zwar hat Tadic den Ultranationalisten Tomislav Nikolic geschlagen; doch auch Tadics kleinerer Koalitionspartner, Ministerpräsident Vojislav Kostunica ist gegen die EU, sollte Brüssel den Kosovo wie erwartet anerkennen:

„In der Regierung dominiert nicht der Ministerpräsident, sondern es wird über jeden Beschluss abgestimmt. Sicher wird die DS, die Partei von Boris Tadic, nun aggressiver auftreten und viel stärker auf ihrer Politik beharren. Die Regierung wird daher solange bestehen, solange Kostunica bereits ist, das Diktat der DS zu ertragen.“

Diese Schmerzgrenze könnte mit dem Verlust des Kosovo erreicht sein. Möglich ist, dass Kostunica mit Nikolic Front gegen die EU macht. Vor sich hertreiben kannte der Ultranationalist die Regierung auch in der Frage wie massiv auf den Verlust des Kosovo zu reagieren ist:

„Europa muss so rasch wie möglich Kontakt mit den Ultranationalisten aufnehmen; sie müssen in die Verantwortung genommen werden. Das ist die einzige Chance dafür, dass sich die politische Landschaft in Serbien normaler gestalten kann.“

Denn eine Partei mit mehr als zwei Millionen Wählern müsse eingebunden und nicht ausgegrenzt werden, um Serbien dauerhaft zu stabilisieren.

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