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Porträt Bogoljub Karic

Fernsehen
ZiB3
Berichte Serbien
Serbischer Berlusconi, Serbischer Rockefeller, Milosevic-Magnat sind einige der Attribute mit denen Bogoljub Karic in Serbien bedacht wird. Karic besitzt ein Firmen- und Medienimperium und soll zu den reichsten Männern Serbiens zählen. Von Karic hat nun der österreichische Osthändler Martin Schlaff die Anteile an der Firma Mobtel gekauft. Mobtel ist der zweitgrößte Mobilfunknetzbetreiber Serbiens. Der Rest der Mobtel gehört Serbien, wobei diesen Teil die Telekom Austria kaufen will.

Doch der 51-jäjrige Karic ist nicht nur Geschäftsmann. Im Vorjahr trat er bei der Wahl des serbischen Präsidenten an und belegte mit 18 Prozent den dritten Platz. Wenig später gründete Karic seine Partei PSS, die „Bewegung der Kraft Serbiens“. Bei den Lokalwahlen im Herbst erzielte sie einen Achtungserfolg. Nach Umfragen liegt die PSS an vierter Stelle in Serbien.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien

Insert1: 1’39 Dragor Hiber, Rechtsexperte

Insert2: 2’12 Boguljub Karic Unternehmer und Politiker

Insert3: 2’47 Srdjan Bogosavljevic Meinungsforscher

Insert4: 3’09 Srbobran Brankovic, Gallup Serbien

Gesamtlänge: 3’39

Die Geschichte des Bogoljub Karic ist die Geschichte des Aufstieges einer armen serbischen Familie aus dem Kosovo. Dort wurde Bogoljub in der Stadt Pec als jüngstes von fünf Kindern im Jänner 1954 geboren. Mit seinen drei Brüdern spielt er in der Band „Blaue Sterne“ und investiert das Geld in Firmen. In einer Garage werden Büromaschinen repariert und ein Fotogeschäft wird gegründet, das zum ersten Mal im Kosovo auch Farbbilder entwickelt. Sicher ist, dass Karic bereits reich war, ehe in der Ära Milosevic seine große Stunde schlug. Karic gründet die erste private Universität, einen TV-Sender, eine Bank, den ersten Mobiltelefonanbieter „Mobtel“ sowie den ersten Internetprovider. Karic ist Nachbar und Freund der Familie von Slobodan Milosevic und für einige Monate sogar Minister.

Nach der Wende ist auch die Zukunft des Karic-Klans unsicher. Ministerpräsident Zoran Djindjic führt für die größten Profiteure der Ära Milosevic eine Sondersteuer ein. Karic muss 40 Millionen Euro zahlen. Außerdem schließt Nationalbankpräsident Mladjan Dinkic die überschuldete Bank des Klans. Herzstück des Karic-Imperiums war der zweitgrößte Mobilfunkbetreiber Mobtel. Eine russische Karic-Tochterfirma hielt 51 Prozent, der Rest gehört der staatlichen Post. Doch die Eigentumsverhältnisse sind umstritten. So legte die Regierung im Vorjahr ein Gutachten vor, wonach in Wahrheit der Staat Mehrheitseigentümer ist. Außerdem wird Karic beschuldigt, seit der Gründung von Mobtel keine Dividende gezahlt zu haben und dem Staat daher 250 Millionen Euro zu schulden.

„Alles was sich seit der Gründung von Mobtel im Zusammenhang mit dieser Firma bis heute ereignet, ist ein Symbol dafür, dass in Serbien die elementaren Grundlagen des Rechtsstaates und die Regeln des Marktes nicht gegeben sind. Karic hat es immer wieder verstanden, seinen Einfluss geltend zu machen. Das hat verhindert, dass der Fall Mobtel juristisch zuende gebracht werden konnte.“

Dem Schutz seines Reichtums könnte auch Karics Einstieg in die Politik dienen, mutmaßen viele in Serbien. Karic selbst sieht das anders:

„Geschäftsleute wie Silvio Berlusconi wie all die großen Gestalter in der Welt denken ähnlich, auch wenn sie einander nie gesehen haben. Wir alle haben eine ähnliche Vision, wie wir die Welt besser machen können, damit das Volk schöner leben kann. Berlusconi, ich und alle anderen haben dieses Ziel. Wir gehen nicht in die Politik, um uns zu bereichern, denn wir sind schon reich. Wir wollen andere reich machen.“

Karic verspricht Arbeit und Brot jenseits aller Ideologien, sowie eine Abrechnung mit Kriminalität und Korruption. Zugute kommt Karic dabei seine offene Art.

„Er ist kein Heuchler. So hat er seine Beziehungen zu Slobodan Milosevic und dessen Familie nie bestritten. Bestritten hat er auch nie, dass er sich dadurch bereichert hat. Er sagt nur, ich war dabei erfolgreich, andere nicht. Er repräsentiert einen serbischen Traum, der dem amerikanischen Traum entspricht..“

Diesen Traum kann Karic auch verkaufen:

„Karic hat die intuitive Gabe, mit einfachen Menschen zu kommunizieren. Er spricht die Sprache des einfachen Volkes, will auch gar nicht anders sprechen, oder kann es nicht besser. So erleben ihn die Menschen als Mann aus dem Volk, obwohl er der Taycoon von Milosevic ist. Vergessen wurde, wie er zu seinem Geld kam.“

Bogoljub Karic ist es gelungen, zu einem politischen Faktor zu werden. Er hat daher gute Chancen sein Imperium zu retten, denn der Aufklärungswille der Regierung im Fall Mobtel hat spürbar nachgelassen.

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