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ECO Österreichische Unternehmen in Serbien

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Berichte Serbien
Einen bürokratischen und politischen Dschungel sehen viele ausländische Investoren auch zwei Jahre nach Slobodan Milosevic noch immer in Serbien. Zu den Pionieren zählen auch Firmen aus Österreich. Im Restaurant Stara Koliba am Ufer der Save treffen sich deren Ver-treter ein Mal pro Monat zum Gedankenaustausch. Die Zahl der Teilnehmer wächst ebenso ständig wir die Präsenz der österreichischen Firmen:

Herbert Preclik, Österreichischer Handelsdelegierter: „Wir hatten früher 35 Firmen, es sind jetzt über 90. Es sind zwei Vollbanken dabei, vier Rechtsanwaltskanzleien, bald werden wir vier Banken haben. Wir haben drei große Baufirmen in alphabetischer Reihenfolge: Alpine Mayreder, Porr und Strabag. Wir sind eigentlich in alle Projekte involviert.“

Zu den Gästen im Stara Koliba zählt auch Josef Zeilinger von der Kaminfirma Schiedel. Das oberösterreichische Unternehmen hat in Belgrad ein Lager. Schiedel ist seit Mai in Serbien, setzt auf steigende Ansprüche der Serben und bietet Kamine mit dreißig Jahren Garantie an. Denn in Serbien sind die Kamine alt und Rauchfangkehrer eine Seltenheit. Mehr als 400 Gebäude sind bereits mit Kaminen aus Österreich ausgestattet:

Zeiliger: „Wir leiten da aufgrund unserer Erfahrung eine neue Kamingeneration, die sich dadurch auszeichnet, dass wir erstens Energieeinsparung haben, Langlebigkeit und auch Sicherheit. Wir merken einfach, das der jugoslawische Kunde sehr auf Qualität und Langlebigkeit in der Zukunft setzt.“

Zum Stand der Reformen sagt Zeilinger:

„Im Steuersystem muss sich noch einiges verändert in Richtung westlicher Systeme. Es gibt ja im Moment eine Endkundenbesteuerung. Das betrifft Unternehmen genauso wie Endkunden. Wenn hier ein Mehrwertsteuersystem eingeführt wird, also eine Durchlaufsteuer, dann zahlt das also wirklich nur der Endkunde und nicht der Handelsbetrieb oder das Unternehmen.“

Obwohl die ausländischen Direktinvestitionen in Serbien heuer nur etwa 500 Millionen Euro erreichen dürften und somit noch relativ niedrig sind, ist mit beträchtlichen Investitionen in den kommenden Jahren zu rechnen. Diese Erwartung hat auch Alpine-Mayreder nach Serbien geführt:

„Wir wissen, dass hier in Zukunft sehr große Investitionen von verschiedenen Seiten, von der EU, von der Weltbank kommen werden. In Serbien ist zehn Jahre lang nichts passiert, die Infrastruktur ist wirklich in einem sehr schlechten Zustand.“

Im serbisch-bosnischen Grenzgebiet hat das Salzburger Unternehmen im August diesen Steinbruch gekauft. Von den 70 Mitarbeitern wird hier besonders hochwertiger Dacit abge-baut, der dem Asphalt beigemischt wird, um die Belastbarkeit zu erhöhen. Mit einer Jahres-kapazität von 150.000 Tonnen ist man auch für große Infrastrukturprojekte nicht nur in Serbien, sondern auch in der Region gerüstet. Erstes Großprojekt in Serbien ist der Ausbau der Strecke Belgrad – Novi Sad, der Anfang 2003 beginnen wird. Diese Autobahn ist Teil des Korridors 10, der von Ungarn über Serbien nach Mazedonien und Griechenland führen wird. Das Teilstück Belgrad – Nis ist bereits eine Vollautobahn. Hier hat die OMV im Juni die größte Zwillingstankstelle am gesamten Balkan eröffnet. Die Ausstattung mit Geschäft und Restaurant aber auch der Spielplatz machen die Tankstelle zum großen Anziehungspunkt. 17 Millionen Euro hat die OMV investiert; 180 Mitarbeiter werden in den fünf Tankstellen beschäftigt, wobei in Belgrad auch österreichische Küche angeboten wird. 2003 sollen bis zu 10 neue Stationen in Serbien eröffnet werden, wenn die Bürokratie mitspielt:

Gerald Frühbauer OMV-Jugoslawien: „Also was man momentan nicht so besonders spürt, ist was Zoran Djindjic in Brüssel versprochen hat: Dass ausländische Investoren herzlich willkommen sind. Ganz im Gegenteil. Wir haben tagtäglich auf unseren Tankstellen irgendwelche Kontrollen von Inspektoren. Sei es einmal auf serbischer Ebene, oder ein andermal auf jugoslawischer.“

Denn die OMV ist eine massive Herausforderung für den serbischen Erdölkonzern NIS und seine veralteten Tankstellen. Restrukturierung und Privatisierung des Konzerns zählen zu den großen Aufgaben der Regierung. Weit schwächer ist Serbiens Bankensektor und österreichi-sche Banken segeln daher in ruhigerem Fahrwasser. Raiffeisen kam als erster und hat drei Filialen in Belgrad ist aber auch in anderen Städten präsent. Die Gewinnzone ebenfalls er-reicht hat die Hypovereinsbank, die seit einem Jahr in Belgrad ist. Sie hat einen Rat ausländi-scher Investoren ins Leben gerufen, der Firmen berät und Reformanliegen gegenüber der Regierung vertritt:

Christoph Greussing HVB-Jugoslawien: „Das Grundbuch als System ist teilweise nicht existent. Wenn sie über den Fluss in Richtung Neu Belgrad blicken, dann werden sie feststellen, dass 90 Prozent der Gebäude dort gar nicht registriert sind. Die sind de facto gemäß dem derzeitigen System gar nicht existent. Hier ist ein Nachholbedarf, weil das natürlich auch wichtig ist für Finanzierungen von der Bankenseite her.“

Greussing betont, daß der Machtkampf in Serbien Investoren verunsichert hat doch:

„es wird reformorientierte Kraft am Ruder bleiben. Nur Geschwindigkeit: Das ist die Frage.“

Diese Ansicht wird auch in der serbischen Nationalbank vertreten. Deren Präsident, Mladjan Dinkic sagt zum Stand der Reformen:

Mladjan Dinkic, Präsident der Nationalbank

„Wir haben die markoökonomischen Reformen bewerkstelligt und die makroökonomische Stabilisierung abgeschlossen. Wir haben drei Schlüsselreformen: die Privatisierung, die Re-form des Bankenwesens und die Reform der Steuergesetze, die wirklich sehr gut unterwegs ist; doch die Probleme befinden sich auf der Mikroebene, wo die Bürokratie oft die Erteilung verschiedener Genehmigungen verzögert und den Investitoren Probleme bereitet; das Schlüs-selziel der Regierung wird daher im kommenden Jahr die Verbesserung des Investitions-klimas sein etwa durch ein neues Gesetz über das Bauen, um die Zeit für Genehmigungen zu verkürzen; notwendig ist auch die Reform der öffentlichen Verwaltung und vor allem des Gerichtswesens.“

Bis dahin werden auch österreichische Firmen in einem vielversprechenden Markt mit so manchen Problemen leben müssen, die bereits von anderen Transitionsländern her bekannt sind.

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