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Bundesparlament

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Berichte Serbien
Vor dem Bundesparlament in Belgrad entlud sich der seit zwei Wochen aufgestaute Volkszorn gegen Slobodan Milosevic. Die Annullierung des ersten Durchgangs der Präsidentenwahl war der Funke, der das Pulverfaß entzündete. Demonstranten stürmten nach einer Oppositionskundgebung das Paralmentsgebäude. Auch die Sonderpolizeieinheiten im Gebäude und Tränengas konnten die Wut nicht stoppen. Hundertausende hatten sich zuvor zu einer Kungebung der Opposition vor dem Parlament versammelt. Die Lage geriet völlig außer Kontrolle. Milosevic-Bilder und Akten wurden aus dem Parlament geworfen, Fahne der Oppositionsbewegung Otpor wurden geschwenkt.

Im Parlament wurde Feuer gelegt, die Rauchschwanden und das brennende Parlament wirkten wie ein Fanal zum Aufstand gegen Milosevic.

Immer wieder durchzogen Brand- und Tränengasschwanden den Platz, doch die Menge war nicht mehr zu stoppen. Die Menschenmassen harrten und harren weiter vor dem Parlament aus, alle Versuche der Opposition, sie zu beruhigen blieben vergeblich. Skandiert wurden Parolen gegen Milosevic, doch die Staatsmacht blieb unsichtbar. Während das Parlamentsgebäude brannte, feierten Demonstranten auf den Straßen.

Polizeieinheiten beschützten zunächst noch das staatliche serbische Fernsehen RTS; doch dem Volkszorn der Demonstranten war an diesem Tag niemand gewachsen. Das Fernsehgebäude wurde schließlich ebenfalls gestürmt und in Brand gesteckt. Ein deutlicheres Symbol für den Haß auf das System war nicht denkbar, denn RTS war das Bollwerk der medialen Herrschaft von Slobodan Milosevic. Auch auf der gegenüberliegenden Seite des Fernsehgebäudes wurden Fahrzeuge in Brand angezündet und brannten völlig aus.

In diesem Chaos konnte sich lediglich die Rettung sich einen Weg durch die Menge bahnen, um die Verletzten zu versorgen. „Rette, Rette Serbien aus dem Irrenhaus, Kostunica, rief die Menge – und schließlich traf der Hoffnungsträger selbst ein,um die Befreiung Serbiens von Milosevic zu verkünden.

Auch die Polizei und die Streikräfte sind keine Stütze mehr für Milosevic. Auf den Straßen umarmten einander Polizisten und Demonstranten, Helme wurden weggeworfen und die Polizisten liefen über. Das Gebäude des Parlaments wurde in Brand gesteckt, doch dieses Gebäude kann noch gerettet werden, was aber aus Jugoslawien wird; dieses Frage ist derzeit nicht zu beantworten. Weitgehend sicher dürfte nur sein, daß Milosevic sich nicht mehr an der Macht halten kann; auch Polizei und Armee sollen bereits in Kontakt mit der Polizei getreten sein, doch in diesem Chaos gibt es in Belgrad keine verläßlichen Informationen. Was bleibt ist, die Hoffnung daß es in Jugoslawien doch noch zu einer friedlichen, zu einer samtenen Revolution kommen könnte und nicht zu einem Szenario wie in Rumänien, wo die Ära Ceausescou blutig zuende ging. Doch der Mann, der diese Frage beantworten könnte, gab bis zur Stunde keine Stellungnahme ab. Von Slobodan Milosevic gibt es derzeit kein Lebenszeichen auch sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Sollte Milosevic nun endgültig einsehen, daß sein Ende gekommen ist, so werden die kommenden Tage entscheiden, ob und in welcher Form eine geordnete Machtübergabe in Serbien erfolgen kann.
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