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Milosevic-Straftaten

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Berichte Serbien
Im Streit um die Auslieferung von Slobodan Milosevic an das Haager Kriegsverbrechertribunal hat Serbien heute eine Atem-pause gewonnen. Denn die USA haben nach der Verhaftung von Slobodan Milosevic die Kooperation zwischen Belgrad und Den Haag aus ausreichend bewertet. Serbien kann somit weiter mit amerkianischer Finanzhilfe rechnen. Die Führung in Belgrad beharrt darauf, daß sich Slobodan Milosevic zunächst vor einem serbischen Gericht verantworten muß, ehe es zu einer Auslie-ferung an Den Haag kommen kann. Daß das Tribunal diesem Kom-promiß zustimmen könnte, hat auch bereits eine französische Richterin des Tribunals eingeräumt. Für Milosevic ist das jedoch nur ein schwacher Trost; denn fast täglich nimmt die Zahl der Straftaten zu, für die er sich zunächst in Belgrad verantworten soll.

Berichtsinsert Christian Wehrschütz Belgrad

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz Belgrad

Die Residenz von Slobodan Milosevic im Belgrader Nobelviertel Dedinje wird nach wie vor von dessen Frau Mira und Tocher Marija bewohnt. In einem schwarzen BMW fährt Ehefrau Mira Markovic nun täglich zum Zentralgefängnis in Belgrad. Heute dürfte ihrem Mann wohl auch einige Kleidungsstücke gebracht haben, denn viel Zeit für das Packen blieb Sonntag früh nicht. Diese Zelle des Haager Tribunals wird wohl noch längere Zeit auf Slobodan Milosevic warten müssen. Denn die USA werden die internationale Finanzhilfe für Serbien nicht blockieren. Die serbische Führung kann daher hoffen, daß die Richtern des Tribunals zunächst nicht über Milosevic urteilen werden. Statt dessen soll ihm der Prozeß wegen Amtsmißbrauch und Korruption in Belgrad gemacht. Milosevic wird vorgeworfen, Serbien zugun-sten seiner sozialistischen Partei und deren Spitzenfunktio-nären um mehr als 1,5 Milliarden Schilling geschädigt zu haben. Wegen besonders günstiger Villenkäufe stehen derzeit ebenfalls viele einst hochrangige Funktionäre am Pranger. So soll Slobodan Milosevic dieses An-wesen in der Toljstojstraße 33 in Dedinje um 63.000 Schilling erworben haben. Woher Milosevic das Geld zum umfassenden Neu- und Umbau hat ist offen. Klar ist dagegen für Milosevics Anwalt Toma Fila, daß sich Milosevic auch noch wegen vieler anderer mutmaßlicher Straftaten wird verantworten müssen. Den Einspruch gegen die Untersuchungshaft, den Milosevic selbst unterzeichnet hat, hält der Anwalt für chancenlos. Das serbische Innenministerium hat heute mitgeteilt, daß gegen Milosevic auch wegen bewaffneten Widerstandes ermittelt werden. Ausgelöst wurden diese Ermittlungen durch das Waffenlager, daß in Milosevics Villa gefunden wurde. Mit mehr als 30 Sturmgewehre, 40 Handgranaten, Schock- und Tränengasbomben, Pistolen und mehr als 1000 Schuß Munition sollte Milosevic gegen eine Verhaftung verteidigt werden. Wie dessen Anhänger zu diesen Waffen kamen, wird noch untersucht.

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