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Ceca Arkan in Wien

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Berichte Serbien
Am Samstag beginnt die 29-jährige serbische Sängerin Ceca Raznatovic ihre erste Europa-Tournee seit 10 Jahren. Erste Station der berühmtesten serbischen Folk-Sängerin ist Wien. Doch Ceca ist nicht nur als Sängerin bekannt. Bekannt ist sie im Westen vor allem, weil sie mit Zeljko Raznatovic, genannt Arkan, verheiratet war, der in Bosnien und Kroatien Kriegsverbrechen begangen hat Arkan stand deshalb auch auf der Liste mutmaßlicher Kriegsverbrecher des Haager Tribunals. Doch zu einem Verfahren wird es nicht kommen, denn Arkan wurde im Februar 2000 in einem Belgrader Hotel erschossen. Die Sängerin hat ihren Mann stets verteidigt und seit dessen Ermordung in Belgrad eher zurück-gezogen gelebt. Nun wird sie ihre Europa-Tournee nach Wien auch nach München, Paris und London führen und im Juni in Belgrad im Fußballstadion des Traditionsklubs „Roter Stern“ enden.

Inserts: Ceca Raznatovic-Arkan: 0’37, 1’28, 1’51, 2’52, 3’16, 3‘55

Schnitt: Mica Vasiljevic

Kameramann: Pedrag Crvenkovic

Ton: Dragisa Jelic

Text:

Die Folk-Sängerin Ceca Raznatovic bei einem Konzert in Belgrad. „Kukavica“ – Feigling heißt diese Lied:

„Umarme mich und geh nun den Weg, den Feiglinge gehen,

meine umherirrenden Augen werden Dir folgen.

Das Frauenherz ist sanft wie ein Schwalbe, die vor Gram stirbt.“

Die unglückliche Liebe von der das Lied spricht, soll die 29-jährige vor Jahren selbst erlebt haben. Zu ihren Texten sagt Ceca:

„In meiner Karriere gibt es viele autobiographische Lieder. Ich bin sehr stolz auf sie, wie zum Beispiel „Feigling“, „Belgrad“, „Die Luft, die ich atme“, Gehe, so lange Du jung bist“; im Prinzip, wenn ich Lieder auswähle, denn muß ich mich selbst in diesen Themen wiederfinden.“

Mit 14 Jahren begann Cecas Karriere. Mit ihren Liedern und ihrem Auftreten ist sie seit Jahren die erfolgreichste Folk-Sängerin in Serbien und zugleich ein Sex-Symbol. Mehr als sieben Millionen Platten und CDs hat sie bisher verkauft, etwa 40 Prozent im Ausland. Weder Wirtschaftskrise noch politische Isolation bremsten ihren kommerziellen Erfolg, ließen aber Auslandstourneen 10 Jahre lang nicht ratsam erscheinen. Nun ist es wieder so weit; erste Station ist Wien, eine Stadt in der bis zu 200.000 Serben leben:

„Ein Zufall der mit Wien verbunden ist besteht darin, daß mein erster Auftritt im Ausland in Wien stattfand und zwar im Alter von 14 Jahren bei einem Konzert mit vielen Sängern. Mit 14 habe ich auch meine erste Platte aufgenommen. Nach so vielen Jahren beginne ich nun wieder in Wien.“

Zu Auftritten im ehemaligen Jugoslawien ist Ceca jedoch nicht bereit:

„Ich habe gegen kein Volk irgend etwas, weder gegen das Glaubensbekenntnis, die Hautfarbe oder sonst etwas. Damit niemand glaubt, es gibt einen politischen Hintergrund, daß ich nicht in Agram oder Sarajevo auftreten will. Ich denke, daß unsere und ihre Wunden sehr frisch sind, und daß nicht der Moment ist, daß ich dort erscheine.“

Auch Zeljko Raznatovic, genannt Arkan und seine Tiger-Milizen haben nicht wenig zu diesen Wunden beigetragen. In Kroatien und Bosnien soll er Kriegs-verbrechen begangen und sich bereichert haben. 1995 heiratete die knapp 20-jährige den Milizenführer. Im Heimatdorf Cecas begann das mediale Großer-eignis mit Brautkauf, zur Schau gestelltem Reichtum und viel Spektakel. Die standesamtliche Trauung fand im Hotel Intercontinental in Belgrad statt. In eben diesem Hotel wurde Arkan fünf Jahre später erschossen; der Mord ist noch im-mer ungeklärt. Seine Witwe sagt dazu:

„Nichts kann mir Zeljko aus dem Grab zurückbringen. Da haben wir einen Schlußstrich zu ziehen. Für meine Kinder und für mich, wird das für immer ein großes Handicap sein. Darüber, wer war es, was war es, war es das eine oder das andere, darüber will ich überhaupt nicht mehr sprechen.“

Über ihren Mann, den sie kompromißlos verteidigt, sagt sie:

„Alles Richtige, alles was Qualität hat, habe ich von ihm gelernt. Auf jeden Fall war er sehr wichtig für meine Karriere, für mein Heranreifen als Frau. Alles möglich Positive habe ich aus dieser Ehe herausgeholt, aus dieser großen Liebe.“

Die beiden Kinder Veljko und Anastasija sind Ceca aus dieser Ehe ebenso geblieben wie auch der Fußballklub Obilic. Seit 1998 leitet Ceca den Klub, der traditionell in gelben Trikots spielt. Derzeit liegt Obilic an dritter Stelle in der ersten jugoslawischen Liga. Politik ist für Arkans Witwe kein Thema mehr:

„Ein Mensch muß für die Politik ein ziemlich biegsames Rückgrat haben und ich bin kein derartiger Typ. Alle Ehre jenen, die dafür sind und sich behaupten können, ich nicht. Ich liebe Musik und Fußball, das ist mein Interesse, Sport und Musik; Politik nicht.“

Im Klubmuseum sind nicht nur die Trophäen, sondern auch Ceca und Arkan präsent. Er übernahm Obilic und machte ihn ein Mal sogar zum jugoslawischen Meister. Diesen Erfolg will seine Witwe wiederholen, die angibt, Obilic auch durch ihre Einnahmen aus dem Musikgeschäft zu finanzieren.
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