Reportage aus dem Lager Cherso und der Gemeinde
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Berichte Nord-Mazedonien
„Deutschland, Deutschland“ ruft im Lager Cherso eine Gruppe von Flüchtlingen. Etwa 30 Kinder und junge Männer halten sofort nach dem Auftauchen unserer Kamera Transparente aus Karton in die Höhe; darauf steht unter anderem die Standard-Forderung „Open the Border“; das Transparten hält das Mädchen verkehrt herum, denn es spricht natürlich ebenso wenig englisch wie wir die Sprache dieser gestrandeten Menschen. Medial sind die Flüchtlinge gut organisiert, während der Aufbau des Aufnahmelagers Cherso durch die griechische Armee noch in vollem Gange ist. Der Ort war ein praktisch verfalLenes Militärlager, in dem nun eine Zeltstadt aufgebaut wurde. Strom wird gerade eingeleitet, doch es gibt drei warme Mahlzeiten am Tag. 3800 Menschen sind in Cherso erfasst, doch manche Flüchtlinge leben auch in Privatquartieren in der gleichnamigen Gemeinde, die 800 Einwohner zählt. Der Aufbau des Lagers begann Ende Februar; noch gibt es viel zu wenig Duschen und Toiletten; auch dabei hilft die Gemeinde Cherso, erläutert der Kommandant des Aufnahmelagers, Oberstleutnant Thomas Gavranopoulos:
"Wir haben eine neue Wasserleitung gelegt, die mit dem lokalen Netz verbunden ist. Das Wasser ist trinkbar, wir haben es zwei Mal getestet. Wir haben Solarzellen mit einigen Duschen verbunden, doch wegen des schlechten Wetters in der Vorwoche war Duschen mit warmem Wasser nicht möglich. Daher hat die Gemeinde die Flüchtlinge zum Fußballstadion gebracht, um dort duschen zu können."
eine weitere Herausforderung bildete der starke Regen der vergangenen Tage; dazu sagt Oberstleutnant Thomas Gavranopoulos:
"Wir haben bereits 15 LkW-Ladungen mit Schotter ausgestreut; sonst können die schweren Mistwägen den Müll nicht abtransportieren. Für die Zelte haben wir Holzpaletten und hartgepresste ALU-Folien hergebracht, die der Isolierung dienen. Das war das Geschenk einer lokalen Firma."
Die Gemeinde Cherso und Volontäre helfen auch bei der Versorgung mit Kleidung und Toiletteartikeln; das Rote Kreuz wird Medikamente liefern. Noch gibt es im Lager auch zu wenig Dolmetscher, was vor allem die ärztliche Behandlung erschwert.