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Berichte Nord-Mazedonien
In den albanischen Dörfern im mazedonisch-serbischen Grenzgebiet wachsen mit jedem Kampftag die Unsicherheit und die Angst der Zivilbevölkerung. In die benachbarte Stadt Kumanovo sind bereits knapp 3.000 Albaner geflohen; sie kamen fast alle bei Verwandten unter; auch in den Kosovo sind bereits viele Zivilisten vor den Kämpfen geflüchtet; sie werden von der UNO versorgt. Weit ungewisser ist das Schicksal im Dorf Lipkovo, das hinter der Frontlinie aber in einem Bereich liegt, den die Freischärler als Rückzugsgebiet nutzen. Nach Angaben der mazedonischen Streitkräfte sollen im Dorf Lipkovo bereits bis zu 8.000 albanische Zivilisten Zuflucht vor den Gefechten gesucht haben. Die Streitkräfte werfen den albanischen Freischärlern vor, die Bewohner der Dörfer als lebende Schilde zu benutzen, um die Truppen von einem Großangriff auf Stellungen der UCK, der sogenannten Befreiungs-armee der Albaner abzuhalten. Nach mazedonischen Angaben verlangen die Freischärler von den Zivilisten Geld und Wertgegenstände, wenn sie das Kampfgebiet verlassen sollen. Eine Überprüfung dieser Angaben ist nicht möglich und die UCK bestreitet die Vorwürfe. Die mazedonische Seite setzt weiter auch einen Kampf gegen die Freischärler und auf einen Dialog mit den Albaner-Parteien. Zwar sind die Gefechte in den vergangenen Tagen weniger heftig gewesen, doch umfassende Verhandlungen über das künftige Zusammenleben zwischen Albanern und Mazedoniern haben zumindestens offizielle noch nicht begonnen. In der neuen Sechs-Parteien-Regierung, die seit knapp einer Woche im Amts ist, sind vier mazedonische und zwei albanische Parteien vertreten. Ob diese Regierung der nationalen Einheit das Land stabilisieren kann ist fraglich, denn Ministerpräsident Ljubco Georgievski führt ein Kabinett, mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen. Mit Georgievski sprach heute auch Österreichs Verteidigungsminister Herbert Scheibner in Skopje. Um sich ein Bild von der Lage in Mazedonien zu machen, und um die Unterstützung Österreichs und der EU zu zeigen, traf Scheibner auch mit Staatspräsident Boris Trajkovski zusammen.