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Montenegro auf dem Weg zur Mitgliedschaft in der NATO

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Berichte Montenegro
In Warschau wird heute der NATO-Gipfel fortgesetzt und abgeschlossen. Er stand und steht im Zeichen der gespannten Beziehungen zwischen den 28 Mitgliedern des Bündnisses und Russlands, die durch den Krieg in der Ostukraine hervorgerufen wurden. Mit dabei in Warschau ist auch der Balkan-Staat Montenegro, der im kommenden Jahr als 29. Mitglied in die NATO aufgenommen wird. Die Ratifizierung des Beitrittsvertrages hat bereits begonnen; nach Slowenien und Kroatien wird Montenegro der dritte Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien sein, der dem westlichen Militärbündnis beitritt; warum es dazu kam und welche Vorteile die Mitgliedschaft Montenegro aber auch der NATO bringt, darüber berichtet aus der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Montenegro entspricht in Große und Einwohnerzahl in etwa dem Bundesland Tirol. Knapp 300 Kilometer lang ist Montenegros Adria-Küste und das macht das Land auch für die NATO interessant. Denn mit dem Beitritt wird die geographische Lücke zwischen den NATO-Staaten Kroatien und Albanien geschlossen. Vor zehn Jahren löste sich Montenegro aus dem Staatenbund mit Serbien und wurde unabhängig. Während es in Serbien beträchtliche Sympathien für Russland gibt, wählte Montenegro nun einen anderen Weg. Das betont in Podgorica auch der Vorsitzende der montenegrinischen Zweigestelle des Atlantik-Rates, einer westlichen Denkfabrik, Samo Kentera:

"Für Montenegro und für die NATO war von entscheidender Bedeutung, dass wir Russland gezeigt haben, dass es in diesem Raum nichts verloren hat. Montenegro hat sich damit zum ersten Mal in seiner Geschichte auch eindeutig auf die Werte des Westens festgelegt: Die NATO ist für uns auch ein Mittel ein noch wichtigeres Ziel zu erreichen, das ist der Beitritt zur EU. Natürlich können wir der NATO keine mächtigen Streitkräfte anbieten, doch wir können ein glaubwürdiger Partner der NATO sein."

Die Streitkräfte des Balkanlandes zählen nur etwa 1.600 Soldaten. Ihr Aufbau begann erst vor zehn Jahren und die Modernisierung ist noch im Gange. Luftwaffe gibt es gar keine, die höhere Offiziersausbildung erfolgt im Ausland. Das reine Verteidigungsbudget beträgt knapp 30 Millionen Euro. Für den NATO-Beitritt ist nur eine relative Mehrheit der Bevölkerung. Warum er für Montenegro sinnvoll ist, erläutert der Chef des Generalstabes, Dragan Samardzic, so:

„Die Schlüsselfrage ist, ob wir uns als neutrales Land oder als Mitglied der NATO besser verteidigen könnten. Ich sage immer, dass wir mit Verteidigungsausgaben von zwei Prozent der Wirtschaftsleistung als neutraler Staat nur dauerhafte Unsicherheit bekämen. Allein ein modernes Kampfflugzeug kosten so viel wie unser jährliches Verteidigungsbudget ausmacht. Daher wollen wir Teil eines kollektiven Sicherheitssystems sein, und in diesem Rahmen gewährleisten wir auch die Sicherheit unseres Luftraums und unserer Seegrenze. Unsere Mittel können wir dann in die Einheiten investieren, die der NATO gemeldet sind und auch dort investieren, wo wir selbst für unsere Sicherheit sorgen können.“  

Das betrifft etwa die Überwachung der Küste und die Bodentruppen. Zum Bedrohungsbild aus der Sicht Montenegros sagt Dragan Samardzic:

„Zum Glück ist der Westbalkan nun viel stabiler als in der Vergangenheit. Doch die Herausforderungen für die Sicherheit eines Staates haben sich völlig geändert. Kein seriöser Staat verteidigt sich heute an seinen Grenzen, weil das die teuerste Form ist. Daher leisten wir unseren Beitrag auch durch die Teilnahme an internationalen Einsätzen der NATO, der EU und der UNO. Aber wir arbeiten auch mit unseren Nachbarn zusammen und damit leisten wir unseren Beitrag zur Sicherheit der Region.“

Bei der Erreichung der NATO-Standards arbeitet Montenegro aber auch eng mit dem österreichischen Bundesheer zusammen, das am NATO-Programm „Partnerschaft für den Frieden“ aber auch an NATO-geführten Einsätzen, etwa im Kosovo; teilnimmt. Dazu sagt Dragan Samardzic:  

„Hauptsächlich arbeiten wir mit Österreich dort zusammen, wo es am besten ist, und das ist der Gebirgskampf. So hat das Bundesheer viele Klettergärten für die Ausbildung unserer Soldaten gebaut; viele Kurse fanden auch in Österreich statt. Wir hatten gemeinsame Übungen und im kommenden Jahr wird eine bedeutende gemeinsame Übung in Montenegro stattfinden. “  

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