× Logo Mobil

Wie geht es weiter in und mit Montenegro?

Radio
FJ7
Berichte Montenegro
In Montenegro wird die staatliche Referendumskommission in knapp zwei Stunden ein vorläufiges amtliches Endergebnis bekannt geben. Bereits sicher ist jedoch, dass auf die Befürworter der Loslösung von Serbien mehr als 55 Prozent entfallen sind; diesen Wert hat die EU verlangt, damit die Unabhängigkeit anerkannt wird. Europa beginnt somit, sich auf einen neuen Staat einzustellen; dagegen fällt es dem pro-serbischen Block in Montenegro offensichtlich nach wie vor schwer, sich mit seiner Niederlage abzufinden. Er fordert nun sogar die Neuauszählung aller Stimmen, obwohl dieser Block in Vorbereitung und Durchführung des Referendums völlig eingebunden war; außerdem wird die staatliche Referendumskommission auf Wunsch der EU von einem slowakischen Diplomaten geleitet. Auch Serbien schweigt bisher zum unvermeidlichen Ende des Staatenbundes. Was das für das Verhältnis zu Serbien bedeutet und welche Pläne Montenegro verfolgt, hat in Podgorica unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz recherchiert. Hier sein Bericht:

In Montenegro bezeichnet sich jeder dritte Bürger als Serbe. Die Führung des neuen Staates muss daher alles tun, damit diese Bevölkerung den Schock der Loslösung verdauen kann. Dazu zählt die Entwicklung des Nordens, wo ein großer Teil der Serben lebt. Bessere Straßen, der Ausbau des Tourismus und der Aufbau ökologischer Landwirtschaft sollen diese Region entwickeln. Eine neue Basis brauchen auch die Beziehungen zu Serbien selbst. Dazu sagt der frühere Außenminister Montenegros und strategische Kopf der Unabhängigkeitsbewegung Branko Lukovac:

„Die Frage der Rechtsnachfolge haben wir zu erörtern. Wie man das Eigentum teilt, doch das betrifft auch Rechte und Pflichten aus internationalen Verträgen und deren Abgrenzung. Drittens werden wir die langfristigen Interessen zwischen Serbien und Montenegro festlegen müssen.“

Dazu zählt aus der Sicht Montenegros, dass die täglichen Kontakte so wenig wie möglich berühren werden. Viele Serben haben Ferienwohnungen in Montenegro; im Gegenzug studieren etwa 10.000 Montenegriner in Serbien und private und wirtschaftliche Beziehungen sind sehr eng. Trotzdem gilt es nun eine zivile Scheidung zu vollziehen. Das betrifft etwa die Botschaften. Branko Lukovac:

„Wir planen nur etwa 30 Botschaften, in den Ländern, die für uns besonders wichtig sind. Das sind unsere näheren Nachbarn, die wichtigen Mitglieder der EU oder der internationalen Gemeinschaft. In allen anderen Fällen können wir mit Serbien darüber sprechen, dass es unsere Interessen mit vertritt, wo wir keine Vertretung haben. Diese Aufgabe können natürlich auch andere Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien erfüllen.“

Endgültig zu trennen gilt es die Streitkräfte. Etwa 7.000 Soldaten sind derzeit in Montenegro, doch die künftige, weit kleinere Armee soll vor allem der politischen Integration dienen, betont Branko Lukovac:

„Montenegro wird nur eine kleine, professionelle Armee haben, also keine große Kriegsmarine aufbauen. Wir haben keine großen Ansprüche; wir wollen nur so schnell wie möglich Mitglied der NATO-Partnerschaft für den Frieden werden, um so ein fixer Bestandteil eines regionalen Sicherheitssystems zu sein.“

Die Annäherung an die NATO ist bisher an der mangelnden Zusammenarbeit Serbiens mit dem Haager Tribunal gescheitert. Das gilt auch für die Aussetzung der Verhandlungen mit der EU über ein Abkommen für Stabilisierung und Assoziation. Dazu sagt Branko Lukovac:

„Wir hoffen, dass die EU das Ergebnis des Referendums bald anerkennt und ein neues Mandat über die Verhandlungen mit Montenegro ausarbeitet. Dieses neue Mandat könnte binnen vier Wochen, maximal zwei Monaten vorliegen; dann werden wir die Verhandlungen fortsetzen; wir sind optimistisch, dass dieser Vertrag bis Jahresende abgeschlossen werden kann.“

Facebook Facebook