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Während die NATO in Mazedonien die Entwaffnung albanischer Rebellen fortsetzt warnen in der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro vor allem pro-serbische Parteien vor einem Übergreifen der Krise. Etwa 45.000 der 660.000 Einwohner Montenegros sind Albaner. Konflikte gab es bisher nicht. Der Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums, Albert Rohan, war jüngst in Montenegro, um sich selbst ein Bild vom Zusammenleben der beiden Völker zu machen. Rohan sprach aber auch mit Präsident Milo Djukanovic über die weitere Zukunft Montenegros. Djukanovic strebt nach wie vor die Unabhängigkeit Montenegros von Serbien an. Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat Albert Rohan in Montenegro begleitet und folgenden Bericht gestaltet:

Die Stadt Ulcinj liegt an der Adria im montenegrinisch-albanischen Grenzgebiet. 17.000 der 25.000 Einwohner sind Albaner. Die montenegrinische und die albanische Fahne hängen im Büro von Bürgermeister Skender Hodza friedlich nebeneinander. Mit ihm sprach jüngst Albert Rohan, der Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums. Zwar klagt der Bürgermeister über mangelnde Kompetenzen und geringes Budget, die politische Lage beurteilt er aber als stabil. Weniger zufrieden ist Mehmet Bardhi, einer von fünf Albanern Abgeordneten im montenegrinschen Parlament. Er fordert mehr albanische Polizisten sowie zweisprachige Ortstafeln für alle Gemeinden, in denen Albaner leben. Zur Frage, ob die Krise in Mazedonien auch nach Montenegro übergreifen könnte, sagt Albert Rohan:

„Selbst wenn man versuchen würde von außen das herein zu tragen scheit doch das Zusammenleben der albanischen mit der montenegrinischen Bevölkerung so gut zu sein und so harmonisch dass für die unmittelbare Zukunft glücklicherweise nicht mit solchen Zwischenfällen gerechnet werden muss.“

Trotzdem empfahl Rohan Montenegros Präsidenten Milo Djukanovic aber auch Außen-minister Brank Lukovac, die Wünsche der Albaner ernst zu nehmen. Dazu zählt Rohan etwa:

„Das kann einerseits durch eine Dezentralisierung der Verwaltungsstrukturen erfolgen, das man mehr Kompetenzen in die Gemeinden verlagert und dann eben indem man ihnen entgegenkommt in der Gesetzgebung etwa was die Anerkennung von ausländischen Universitätstiteln betrifft oder die bessere Integrierung der Albaner in die Polizei und Verwaltung.“

Trotz aller Zusagen und Bemühungen ist der montenegrinische Außenminister Branko Lukovac trotzdem besorgt und zwar nicht nur wegen der Lage in Mazedonien, sondern vor allem wegen des noch immer ungeklärten Status des Kosovo. Branko Lukovac:

„Ich muß sagen, daß ich ein Andauern der Krise im Kosovo mit Besorgnis sehe und zwar wegen möglicher negativer Auswirkungen auf Montenegro. Denn unabhängig davon, wie sehr wir uns auch bemühen, die Beziehungen in Montenegro zu verbessern, ist dieser Raum doch nicht völlig immun gegenüber dem, was in der weiteren Umgebung geschieht.“

Die Bewahrung der Stabilität in Montenegro ist daher besonders wichtig. Dazu zählt auch, daß sich pro-serbische Kräfte und Unabhängigkeitsbefürworter auf einen Ausweg aus der bestehenden Patt-Situation einigen. Denn beide Gruppen sind etwa gleich stark. Präsident

Djukanovic strebt daher nun eine Konzentrationsregierung an, der die pro-serbischen Parteien Montenegros angehören sollen. Ihre Einbindung soll verhindern, daß sie das Referendum über die Unabhängigkeit boykottieren. Doch ein Kompromiß über die Rahmenbedingungen für das Referendum konnte noch nicht gefunden werden. Wird dieser erreicht, sollen die Montene-griner im Frühling über ihre Zukunft selbst entscheiden. Djukanovic selbst tritt jedenfalls auch weiter für die Unabhängigkeit ein:

„Ich denke, daß der Prozeß der Auflösung des ehemaligen Jugoslawien vollendet werden muß; denn dann können Serbien und Montenegro als klar definierte Staaten ebenso wie Slowenien, Bosnien und Mazedonien in der Region und mit dem entwickelten Europa zusammenarbeiten.“

Doch Djukanovic weiß, daß Europa seinen Plänen sehr reserviert gegenübersteht:

„Es scheint mir, daß die EU noch immer befürchtet, daß Montenegros Initiative zu einem Dominoeffekt von Instabilitäten am Balkan führen kann. Ich denke, daß diese Annahme völlig falsch ist.“

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