Montenegros Weg zur Unabhängigkeit
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Berichte Montenegro
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Montenegro
Aufsager: Christian Wehrschütz aus Podgorica
Gesamtlänge: 2’42
Wohin geht Montenegro, das Land der schwarzen Berge? In einem Mausoleum am Lovcen ruht Petar Petrovic Njegos, sein bedeutendster Herrscher. Aus Cetinje, der alten Hauptstadt, besuchen Schüler oft Mausoleum und Denkmal. Doch der Njegos war nicht nur Politiker, er schrieb auch den „Bergkranz“, ein Glanzstück der serbischen Literatur. Ansprüche auf den serbischen Thron veranlassten König Nikola im Ersten Weltkrieg gegen Österreich zu kämpfen. Nikola starb 1921 im italienischen Exil, sein Land wurde an Serbien angeschlossen. Erst 1989 kehrte Nikolas Leichnam in die Heimat zurück. Damals stand die jugoslawische Teilrepublik Montenegro fest zu Serbien. Doch Milosevics katastrophale Politik weckte Widerstand, und Ende der 80iger Jahre bracht Montenegros starker Mann, Milo Djukanovic, mit Milosevic. Montenegro führte die DM als Zahlungsmittel ein und löste sich vom Einfluss Belgrads. Bis zum Sturz von Slobodan Milosevic im Oktober 2000 unterstützt der Westen diese Politik. Doch auch nach dem Machtwechsel setzte Ministerpräsident Milo Djukanovic weiter auf Unabhängigkeit; Anfang 2002 wurde der Euro als Währung eingeführt – gegen den Willen der EU, die den gemeinsamen Staat erhalten wollte. Erreicht wurde 2003 nur die Bildung des Staatenbundes Serbien-Montenegro. Das Gebilde blieb eine kompetenzarme Todgeburt – und Montenegro ging weiter eigene Wege. Eigene Schulbücher wurden zum ersten Mal Ende 2003 gedruckt, auch um die schwache Identität zu festigen. Es folgten eigene Marken, der Präsident verlegte seinen Amtssitz von Podgorica nach Cetinje und Denkmäler von König Nikola wurden enthüllt. Trotzdem kann das Referendum am Sonntag nur durch die Stimmen der albanischen und der bosnjakischen Minderheit gewonnen werden. Die slawische Bevölkerung ist tief gespalten, denn historische und persönliche Bindungen sind sehr stark Auch die serbisch-orthodoxe Kirche ist gegen die Loslösung. Ebenso dagegen ist die politische Führung in Serbien. Sie versucht die Stimmung in Montenegro zu beeinflussen, doch wird Belgrad das Ergebnis des Referendums akzeptieren.