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Montenegros Weg zur Unabhängigkeit

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Berichte Montenegro
In Montenegro findet am Sonntag das Referendum über die Loslösung von Serbien statt. Montenegro und Serbien bilden seit drei Jahren einen Staatenbund, den die EU erzwungen hat. Doch dieses Gebilde hat nie funktioniert, denn die politischen und wirtschaftlichen Unterschiede der beiden Partner sind einfach zu groß. Beginnend mit dem Ende der Ära Milosevic haben sich Serbien und Montenegro immer stärker auseinander gelebt. Trotzdem sind die historischen und familiären Bindungen gerade der slawischen Bevölkerung in beiden Republiken sehr eng. Daher ist die Loslösung von Serbien auch umstritten, obwohl Montenegro neben Serbien die einzige ehemalige jugoslawische Teilrepublik ist, die auf eine lange Tradition der Eigenstaatlichkeit zurückblicken kann.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Montenegro

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Podgorica

Gesamtlänge: 2’42

Wohin geht Montenegro, das Land der schwarzen Berge? In einem Mausoleum am Lovcen ruht Petar Petrovic Njegos, sein bedeutendster Herrscher. Aus Cetinje, der alten Hauptstadt, besuchen Schüler oft Mausoleum und Denkmal. Doch der Njegos war nicht nur Politiker, er schrieb auch den „Bergkranz“, ein Glanzstück der serbischen Literatur. Ansprüche auf den serbischen Thron veranlassten König Nikola im Ersten Weltkrieg gegen Österreich zu kämpfen. Nikola starb 1921 im italienischen Exil, sein Land wurde an Serbien angeschlossen. Erst 1989 kehrte Nikolas Leichnam in die Heimat zurück. Damals stand die jugoslawische Teilrepublik Montenegro fest zu Serbien. Doch Milosevics katastrophale Politik weckte Widerstand, und Ende der 80iger Jahre bracht Montenegros starker Mann, Milo Djukanovic, mit Milosevic. Montenegro führte die DM als Zahlungsmittel ein und löste sich vom Einfluss Belgrads. Bis zum Sturz von Slobodan Milosevic im Oktober 2000 unterstützt der Westen diese Politik. Doch auch nach dem Machtwechsel setzte Ministerpräsident Milo Djukanovic weiter auf Unabhängigkeit; Anfang 2002 wurde der Euro als Währung eingeführt – gegen den Willen der EU, die den gemeinsamen Staat erhalten wollte. Erreicht wurde 2003 nur die Bildung des Staatenbundes Serbien-Montenegro. Das Gebilde blieb eine kompetenzarme Todgeburt – und Montenegro ging weiter eigene Wege. Eigene Schulbücher wurden zum ersten Mal Ende 2003 gedruckt, auch um die schwache Identität zu festigen. Es folgten eigene Marken, der Präsident verlegte seinen Amtssitz von Podgorica nach Cetinje und Denkmäler von König Nikola wurden enthüllt. Trotzdem kann das Referendum am Sonntag nur durch die Stimmen der albanischen und der bosnjakischen Minderheit gewonnen werden. Die slawische Bevölkerung ist tief gespalten, denn historische und persönliche Bindungen sind sehr stark Auch die serbisch-orthodoxe Kirche ist gegen die Loslösung. Ebenso dagegen ist die politische Führung in Serbien. Sie versucht die Stimmung in Montenegro zu beeinflussen, doch wird Belgrad das Ergebnis des Referendums akzeptieren.

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