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Leben im Container nach mehr als zwei Jahren

Fernsehen
ORFIII
Berichte Kroatien

Berichtsinsert Christian Wehrschütz aus Kroatien

Insert1: Draginja, Pensionistin und Erdbebenopfer

Insert2: Branka Baksic-Mitic, Vizebürgermeisterin von Glina

Insert3: Branka Baksic-Mitic, Vizebürgermeisterin von Glina

Insert4: Milorad, Pensionist und Erdbebenopfer

Insert5: Borislav Bjelajac, Erdbebenopfer

Insert6: Branka Baksic-Mitic, Vizebürgermeisterin von Glina

Insert7: Branka Baksic-Mitic, Vizebürgermeisterin von Glina

Gesamtlänge:

Das Zentrum des Städtchens Glina macht einen sympathischen, gepflegten und sauberen Eindruck. Allerdings fallen immer wieder Ruinen ins Auge, Gebäude, die beim Erdbeben Ende 2020 gelitten haben. Auch Draginja zählt zu den Opfern des Bebens; von ihrem Haus sind ihr nur die Fundamente geblieben. In diesem Container lebt sie seitdem unter schwierigen Bedingungen:

Draginja 3'40'2 - Kein Wasseranschluss - 4'07'2
"Trotz Zusagen habe ich keinen Wasseranschluss im Bad; doch um es aus dem Brunnen zu holen, braucht es zwei Männer."

Für die Erdbebenopfer kämpft unverdrossen die Vizebürgermeisterin von Glina; sie hofft auf den noch recht neuen zuständigen Minister:

17'4 - Priorität Dragina für Haus - 45'9
"Mir wurde versprochen, dass Draginjas Holzhaus mit Heizung und Kanalanschluss bis 1. November fertig sein wird."

Probleme beim Wiederaufbau macht auch die Bürokratie:

1'32'2 - Papierkram - 1'53'0
"Für alte Menschen ist es besonders schwer den Papierkram zu bewältigen, bei dem sich sogar jüngere schwertun, die ein Auto haben. Draginja muss zu Fuß gehen, zum ersten Greißler sind das jeweils eine halbe Stunde hin und zurück."

Besser dran als Draginja ist der Pensionist Milorad; sein neues, vom Staat finanziertes Haus, soll demnächst bezugsfertig sein. Doch auch hier dauerte es eineinhalb Jahre nach dem Beben bis der Bau begann. Nun ist Milorad sehr zufrieden:

1'12'6 - Zufrieden - 1'22'0
"Super; das wird solide gebaut, wie man sagt, wirklich gut."

Der Pensionist hat Herzprobleme aber nun gute Chancen, den Einzug ins neue Haus zu erleben. Nicht allen Erdbebenopfer war das vergönnt; einige starben in Containern.

„Einfach nichts tun“ – steht auf Borislavs T-Shirt – ein passender Text zu seiner Lage. Denn das Holzhaus, das für das Erdbebenopfer und seine fünf Familien-Mitglieder gebaut wird, haben private Spender finanziert. Mehr als 40 hat die Hilfsorganisation errichtet, die die Vizebürgermeisterin gegründet hat. Der Container hat somit nun bald ausgedient:

1'12'2 - Undicht - 1'26'0
"Die Fenster im Container werden bereits undicht; sie sind nicht für langfristiges Wohnen gedacht."

In Containern nach wie vor untergebracht ist die Verwaltung der Stadt Glina. Auch die Vizebürgermeisterin hat hier ihren Arbeitsplatz. Warum dauert der Wiederaufbau privater Häuser so lange?

1'04'0 - EU-Mittel und Wiederaufbau - 2'03'7
"Die Mittel des EU-Solidaritätsfonds sind Mittel für die Erneuerung öffentlicher Bauten, nicht aber für private Häuser; und darin liegt ein Problem. Denn die Erneuerung öffentlicher Gebäude, von der Schule über das Altenheim und unser Rathaus bis zum Krankenhaus ist in der Schlussphase und läuft sehr gut. Doch Familienhäuser werden nur sehr langsam erneuert, wobei ich sagen muss, dass es große Fortschritte gibt, seit der neue Minister im Amt ist. Er ist sehr engagiert und hat viele Baustellen eröffnet, während sich bei seinen zwei Amtsvorgängern gar nichts bewegt hat."

Und wie steht es um die Perspektive der Region?

5'41'5 - Aussterben - 6'37'1
"Das Gebiet stirbt aus; vor dem Krieg hatten wir hier 24.000 Einwohner; 2011 waren es 9400 und bei der bisher letzten Volkszählung 7.100. Andererseits gibt es viele offene Stellen und viel Arbeit. Die großen Baufirmen importieren ausländische Arbeitskräfte, weil es nicht genug kroatische gibt. Und auch das bremst die Erneuerung, weil wir nicht genügend Baufirmen haben, die das tun können."

Das neue Rathaus soll bis Jahresende bezugsfertig sein; doch auf neue Häuser müssen manche Erdbebenopfer weiter warten.

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