Entschuldigungen reichen nicht aus
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Berichte Kroatien
Ganz generell sind am Balkan auf symbolische Gesten oft kaum umfassende Taten gefolgt. So war das Verhältnis zwischen Boris Tadic und Kroatiens Präsident Ivo Josipovic sehr gut. Sie besuchten gemeinsam die Gedenkstätte Ovcar bei Vukovar, und Tadic entschuldigte sich für serbische Verbrechen. Doch die großen Probleme (Klage und Gegenklage vor dem Internationalen Gerichtshof, die Grenzziehung an der Donau) bleiben ungelöst. Hinzu kommt, dass die serbische Volksgruppe in Kroatien noch immer über Diskriminierung klagt; und der Versuch, Namensschilder in kyrillischer Schrift in Vukovar anzubringen, löste bei Kroaten beträchtliche Proteste aus, obwohl mehr als ein Drittel der Bevölkerung der Stadt Serben sind.
Politische Gesten sind somit ein positives Zeichen aber nicht mehr. Das gilt vor allem, wenn die Rechnung – wie zu Bosnien und Herzegowina – ohne die Wirte gemacht wird. Denn dort haben bisher Bosniaken, Serben und Kroaten keinen gemeinsamen Nenner gefunden, und der Einfluss von Nikolic auf den Serben-Führer Milorad Dodik dürfte ebenso enden wollend sein wie Josipovics Einfluss auf die Herzegowiner-Kroaten. Trotz aller Zeichen von Josipovic und nun von Nikolic fällt Bosnien bei der EU-Annäherung immer weiter in der Region zurück. Somit gilt auch für den Balkan und seine Politiker das Zitat aus Goethes-Faust: „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich nun endlich Taten sehen! Indes Ihr Komplemente drechselt, kann etwas Nützliches geschehen.“